# taz.de -- Hungerstreik in Kuba: Festnahme durch Fake-Ärzte | |
> Sicherheitskräfte beenden eine Protestaktion und nehmen 14 Aktivist:innen | |
> eines Kunstkollektivs fest. Vorwand dafür war das Coronavirus. | |
Bild: Im Hungerstreik festgenommen: Künstler Luis Manuel Otero Alcantara in Ha… | |
BERLIN taz | Kubanische Sicherheitskräfte sind in der Nacht zum Freitag in | |
den Sitz des Künstler*innenkollektivs Movimiento San Isidro in Havanna | |
eingedrungen. Alle 14 anwesenden Aktivist*innen, darunter mehrere, die sich | |
seit über einer Woche im [1][Hungerstreik für die Freilassung des | |
inhaftierten Rappers Denis Solís] befanden, wurden festgenommen. | |
Nach einigen Stunden in Polizeigewahrsam wurden sie wieder freigelassen, | |
berichtet der unabhängige Journalist Maykel González Vivero aus Havanna. | |
Einige allerdings, darunter der Initiator des Hungerstreiks, Luis Manuel | |
Otero, und die Künstlerin Anamely Ramos, seien noch in der Nacht erneut | |
festgenommen worden. Otero setze seinen Hungerstreik auch in | |
Polizeigewahrsam fort, sagte Maykel González gegenüber der taz. | |
Die Gruppe von Aktivist*innen hatte sich seit dem 18. November in Havannas | |
Altstadt im Haus Luis Manuel Oteros versammelt, das gleichzeitig der Sitz | |
des 2018 gegen die Unterdrückung künstlerischer Freiheit gegründeten | |
Movimiento San Isidro ist. | |
Nach verschiedenen Versuchen, in der Stadt friedliche Protestaktionen gegen | |
die Inhaftierung des Rappers Denis Solís abzuhalten, hatten sich mehrere | |
Gruppenmitglieder zu einem Hungerstreik für seine Freilassung entschlossen. | |
Zwei von ihnen begannen darüber hinaus auch einen Durststreik, gaben das | |
Vorhaben jedoch nach fünf Tagen auf Bitten ihrer Freunde auf. | |
## Facebook für zwei Stunden gesperrt | |
Der Protest von San Isidro hatte zu Solidaritätsbekundungen von | |
Künstler*innen und Intellektuellen auf der Insel, aber auch im Ausland | |
geführt. [2][Kubanische Staatsmedien] beeilten sich, die Gruppe in die Nähe | |
von Terroristen zu verorten, die von den USA bezahlt gegen Kuba vorgehen | |
würden. | |
Am Donnerstagabend war zunächst eine Gruppe von Personen in medizinischer | |
Kleidung vor dem Haus aufgetaucht, die sich als Ärzte ausgaben und sagten, | |
sie wollten den anwesenden Journalisten und Autor Carlos Manuel Álvarez | |
untersuchen, schließlich sei der gerade aus dem Ausland eingereist und | |
möglicherweise mit dem Coronavirus infiziert. Álvarez, Chefredakteur der | |
unabhängigen Internetzeitschrift [3][El Estornudo] und enger Freund von | |
Luis Manuel Otero, war aus Mexiko angereist, um seine Solidarität zu zeigen | |
und gleichzeitig aus dem Haus zu berichten. | |
Als die Gruppe sich weigerte, die mutmaßlichen Ärzte einzulassen, die sich | |
zudem nicht ausweisen wollten, wurde die Tür aufgebrochen und das Haus von | |
Sicherheitskräften gewaltsam gestürmt. Zuvor war der Zugang zu Facebook auf | |
Kuba für insgesamt rund zwei Stunden gesperrt worden: Mehrfach hatten die | |
Aktivist*innen sich in den letzten Tagen mit Live-Übertragungen auf | |
Facebook aus dem Haus zu Wort gemeldet. | |
Alle anwesenden 14 Personen wurden festgenommen. In kubanischen | |
Staatsmedien wurde die Räumung unter der Überschrift [4][vermeldet]: | |
„Gesundheitsbehörden handeln gegen die Verletzung der Gesundheitsregeln | |
durch internationale Reisende in San Isidro“. | |
27 Nov 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Hungerstreik-in-Kuba/!5727495 | |
[2] /Pressefreiheit-in-Kuba/!5682192 | |
[3] https://revistaelestornudo.com/ | |
[4] http://www.cubadebate.cu/noticias/2020/11/26/autoridades-sanitarias-actuan-… | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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