| # taz.de -- Hitzerekord bei Wetteraufzeichnungen: Klimakrise als neues Normal | |
| > 2015 bis 2022 waren die wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen. In | |
| > Deutschland liegt der Wert sogar bei 2,4 Grad über dem vorindustriellen | |
| > Niveau. | |
| Bild: Norditalien im Juni 2022: Am Po ist es sehr trocken | |
| Berlin taz | Die Jahre 2015 bis 2022 waren die acht wärmsten seit Beginn | |
| der Wetteraufzeichnungen. Das geht aus dem jährlichen Klimabericht hervor, | |
| den die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) der Vereinten Nationen mit | |
| Sitz in Genf vorgestellt hat. 2022 war demnach das fünft- bis sechstwärmste | |
| Jahr, obwohl die anhaltenden La-Niña-Bedingungen eigentlich einen kühlenden | |
| Effekt haben sollten. | |
| La-Niña („Das Mädchen“) ist ein klimatisches Phänomen, bei dem eine sich | |
| verändernde Meeresströmung im äquatorialen Pazifik die globale Temperatur | |
| etwas abkühlen lässt. Der Klimatologe Karsten Friedrich vom Deutschen | |
| Wetterdienst warnt: „Trotz einer nun schon drei Jahre andauernden | |
| La-Niña-Phase bewegen sich die globalen Mitteltemperaturen auf einem sehr | |
| hohen Niveau.“ Aktuell stehe aber wohl ein Zirkulationswechsel hin zu dem | |
| wärmeren Pendant El-Niño („Der Junge“) bevor. „El-Niño-Jahre sind mit … | |
| global bisher wärmsten Jahren in Verbindung zu bringen.“ | |
| Ferner benennt der Bericht eine Reihe von Negativrekorden: Indikatoren | |
| zeigten, dass die Konzentration der drei wichtigsten Treibhausgase – | |
| Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid – weiter zunimmt. Auch der | |
| Wärmegehalt der Ozeane, die etwa 90 Prozent der von Treibhausgasen | |
| gebundenen Energie aufnehmen, sei so hoch wie nie zuvor. | |
| WMO-Generalsekretär Petteri Taalas geht davon aus, dass Menschen weltweit | |
| weiterhin von „extremen Wetter- und Klimaereignissen“ betroffen sein | |
| werden. „So waren im Jahr 2022 von der anhaltenden Dürre in Ostafrika, den | |
| rekordverdächtigen Regenfällen in Pakistan und den rekordverdächtigen | |
| Hitzewellen in China und Europa Dutzende Millionen Menschen betroffen, was | |
| zu Ernährungsunsicherheit und Massenmigration führte und Verluste und | |
| Schäden in Milliardenhöhe verursachte“, sagte Taalas. | |
| Weltweit ist es heute etwa 1,1 Grad wärmer als zum Beginn flächendeckender | |
| Messungen um das Jahr 1881. In Deutschland liegt der Wert sogar bei 1,7 | |
| Grad, bzw. 2,4 über dem vorindustriellen Niveau. | |
| „Ein Anstieg der Mitteltemperatur ist immer auch mit einem Anstieg extrem | |
| hoher Temperaturen verbunden“, sagt Karsten Friedrich, Klimatologe beim | |
| Deutschen Wetterdienst. “Damit werden Hitzewellen wie in den letzten Jahren | |
| wiederholt und stärker auftreten. Aber auch die Temperaturen in den | |
| Wintermonaten werden weiter steigen.“ | |
| Bereits am Donnerstag war der [1][jährliche Bericht des | |
| Klimawandel-Dienstes des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus] | |
| erschienen. Daraus geht hervor, dass der Sommer 2022 der heißeste in Europa | |
| seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war. Zwei Drittel der europäischen | |
| Flüsse hätten vergangenes Jahr [2][ungewöhnlich niedrige Wasserpegel] | |
| gehabt. Die Alpengletscher verloren in dem Zeitraum fünf Kubikkilometer | |
| Eis. | |
| Hans Schipper, der das Süddeutsche Klimabüro leitet, sieht die realen | |
| Temperaturentwicklungen und das subjektive Empfinden der Menschen | |
| auseinanderklaffen. „Auch wenn das Jahr 2022 oft als nicht besonders warm | |
| empfunden wird, sprechen die Zahlen in den Berichten eine deutliche | |
| Sprache“, teilte Schipper mit. “Die Auswirkungen des Klimawandels sind | |
| jedoch so schleichend, dass sie oft erst dann wahrgenommen werden, wenn sie | |
| bereits zum neuen Normalzustand geworden sind.“ | |
| 21 Apr 2023 | |
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| [1] https://climate.copernicus.eu/ | |
| [2] /Sommertemperaturen-und-Klimawandel/!5929310 | |
| ## AUTOREN | |
| Leon Holly | |
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