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# taz.de -- So war das Juliwetter in Berlin: Bislang ein ziemlich nasses Jahr
> Der Juli war viel zu heiß – oder nur ein kleines bisschen? Kommt immer
> auf den Vergleichszeitraum an.
Bild: Drei „Starkregenereignisse“ gab es im Juli in Berlin
Berlin taz | Können Sie sich noch an den Juli 2023 erinnern? Ja genau, so
lange ist das gar nicht her, gerade mal ein paar Tage, um genau zu sein.
Aber wie war noch mal das Wetter? Zu heiß, zu kalt, zu trocken, zu nass?
Aus heutiger Sicht, Anfang August, würden viele wohl „zu kalt und zu nass“
sagen. Das Gedächtnis ist eben ein scheues Reh, und seit gefühlt zwei
Wochen hört man einmal am Tag den von einem tiefen Seufzer begleiteten
Spruch: „Jetzt ist der Sommer schon vorbei.“
Genaueres weiß da der Deutsche Wetterdienst (DWD), der erstens alles
aufzeichnet und zweitens nichts vergisst. [1][Da klingt das dann schon
anders]: „Berlin war im Juli 2023 die wärmste Region Deutschlands.“ Und
nicht nur das. Die mittlere Monatstemperatur lag mit 19,8 °C um 1,5 Grad
über dem langjährigen Mittel von 18,3 °C, wissen die OffenbacherInnen.
Klar, die ersten beiden Monatsdrittel waren heiß, und der 15. Juli setzte
mit 35,5 Grad den bisherigen Jahresrekord bei der Höchsttemperatur. Aber
insgesamt gleich 1,5 Grad mehr als sonst? Beim genauerem Hinsehen zeigt
sich, dass der DWD zum Vergleich die drei Jahrzehnte von 1961 bis 1990
heranzieht. Bezogen auf die Periode 1991–2020 hingegen lag das Juli-Mittel
nur hauchdünn darüber, an einigen Messstationen, etwa in Buch, sogar um 0,1
Grad darunter.
Das kann man machen (und machen auch viele), aber Andreas Friedrich vom DWD
hält es für wenig aussagekräftig: In der Periode 1961–1990 sei die durch
menschliche Einflüsse verursachte Erwärmung noch nicht so stark enthalten,
„es herrschte ein etwas kälteres Klima, das dem der vorindustriellen Zeit
besser entspricht“, so der Meteorologe zur taz. Dieser Vergleich eigne sich
darum besser, um längerfristige Entwicklungen abzubilden.
## Die Latte schon gerissen?
Okay – aber haben wir dann nicht die berüchtigte Pariser Messlatte schon
gerissen? Jein: Tatsächlich hat sich laut Friedrich die mittlere Temperatur
in Deutschland von 1881 bis 2021 um 1,5 Grad erhöht (der Juli 23 ist da
kein Ausreißer). Entscheidend ist aber das globale Mittel, und da gibt es
noch ein bisschen Spielraum, denn die Luftmassen über den Ozeanen erwärmen
sich weniger schnell.
Bleibt man beim Zeitraum 1961–1990, fällt gleichzeitig aber auch die
Niederschlagsmenge relativ höher aus. In Bezug darauf hat es im Juli
nämlich mit rund 75 l/qm fast anderthalb mal so viel geregnet, verglichen
mit den vergangenen 30 Jahren lag die Menge je nach Messstelle knapp
darunter oder darüber.
Bis auf den viel zu trockenen Mai ist das laufende Jahr in jedem Fall ein
außerordentlich nasses, die Natur dankt. Leider kann sich niemand darauf
verlassen, dass das so bleibt. Das sollte mittlerweile im
Langzeitgedächtnis angekommen sein.
2 Aug 2023
## LINKS
[1] https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2023/20230731_deutschlan…
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Deutscher Wetterdienst
Niederschlag
Durchschnittstemperatur
Hitzewelle
Schwerpunkt Klimawandel
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Deutschland liegt der Wert sogar bei 2,4 Grad über dem vorindustriellen
Niveau.
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