| # taz.de -- Hintern abwischen in Krisenzeiten: Realsozialistisches Klopapier | |
| > Wegen Corona fehlt es an allen Enden, auch am Hintern. Vielleicht helfen | |
| > da Tipps aus dem Erfahrungsschatz ehemals sozialistischer Staaten. | |
| Bild: Das ist: Luxus | |
| „Happy End“ heißt eine bekannte Marke für Toilettenpapier, die wahlweise … | |
| den Sorten „ECO“, „soft“ oder „soft de luxe“ erhältlich ist. Doch … | |
| der Wahl war gestern. In Zeiten, in denen das [1][Coronavirus] an jeder | |
| Ecke lauert, haben NutzerInnen dieser manuellen „Endgeräte“ andere | |
| Probleme. | |
| Das kostbare Gut wird knapp, in manchen einschlägigen Verkaufsstellen | |
| klaffen in den Regalen mittlerweile beängstigende Lücken. „Was tun?“, um | |
| mit Wladimir Iljitsch Lenin zu fragen. Die Antwort liegt in den Weiten des | |
| postsowjetischen Raums. Denn in dem einstigen Riesenreich und den | |
| brüderlich gesinnten Anrainerstaaten, wo sich Kommunismus und damit | |
| paradiesische Zustände partout nicht einstellen wollten, war die | |
| Endlosserviette meist knapp. | |
| Das führte in der Bevölkerung verständlicherweise zu Unmut, Fragen und | |
| Erklärungsversuchen. Einer der möglichen Gründe für die chronischen | |
| Engpässe lautete, es gebe eben mehr Hintern als Menschen. Die Staatliche | |
| Universität in St. Petersburg, das Ende der 80er Jahre noch Leningrad hieß, | |
| löste das Problem auf ihre Weise. Auf die zaghafte Frage, ob denn der | |
| gewünschte Hygieneartikel zur Verfügung stehe, der, so vorhanden, im | |
| besten Fall eher grobkörnigem Schmirgelpapier ähnelte, entgegnete die | |
| Putzfrau grinsend: Nein, natürlich nicht, aber dafür gebe es schließlich | |
| [2][die Prawda]. | |
| Die Zweckentfremdung des Zentralorgans der Kommunistischen Partei | |
| hinterließ Spuren – in Form von Druckerschwärze rund um den Anus, was | |
| heimliche Oppositionelle damals allerdings immer noch besser fanden, als | |
| rot zu sein. Unlängst erinnerte sich ein armenischer Bekannter an die Zeit | |
| nach der Unabhängigkeit seines Landes in den 90er Jahren. | |
| Toilettenpapier? Von wegen. Für Säuberungsaktionen musste da auch schon mal | |
| die zerlegte umfängliche Marx-Engels-Gesamtausgabe herhalten. Frei nach dem | |
| Motto: Marx, Engels? Geht uns doch am Arsch vorbei! Womit gleichzeitig der | |
| Beweis erbracht war, dass jahrelange Pflichtlektüre in Schulen und | |
| Hochschulen nichts gebracht hatte. Besagter Armenier kann jetzt über die | |
| Verunsicherung vieler Deutscher nur schmunzeln, hat er doch einen | |
| reichhaltigen Erfahrungsschatz. Früher war eben doch nicht alles schlecht. | |
| 13 Mar 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Barbara Oertel | |
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