| # taz.de -- Grenze zu Kaliningrad: Polen schottet sich weiter ab | |
| > Polens Regierung will einen Zaun zur russischen Exklave Kaliningrad | |
| > errichten. Sie befürchtet, Russland könne einen Zustrom von Migranten | |
| > inszenieren. | |
| Bild: Polnischer Soldat installiert Stacheldraht an der Grenze zur russischen E… | |
| Berlin taz | Die polnische Regierung hat angekündigt, auch entlang der | |
| Grenze [1][zur russischen Exklave Kaliningrad] einen Zaun zu errichten. So | |
| sollen irreguläre Grenzübertritte verhindert werden. Polens | |
| Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak sagte am Mittwoch, Polen fürchte, | |
| dass Russland einen Zustrom von Migranten herbeiführen könne. „Der | |
| Flughafen in Kaliningrad lässt nun Flüge aus dem Nahen Osten und Nordafrika | |
| zu“, sagte Błaszczak. Daher würden die Arbeiten an einer provisorischen | |
| Absperrung an der 210 Kilometer langen Grenzlinie unverzüglich beginnen. | |
| Die Anlage soll aus drei parallelen Stacheldrahtzäunen mit einer Höhe von | |
| 2,5 Metern, einer Gesamtbreite von 3 Metern sowie aus „elektronischen | |
| Geräten“ bestehen. Tatsächlich landen bisher fast nur Flüge aus dem | |
| russischen Einflussgebiet in Kaliningrad. Einzige Ausnahme ist eine | |
| Direktverbindung ins türkische Antalya. Gleichwohl könnten MigrantInnen auf | |
| dem Weg in die EU Kaliningrad theoretisch schon heute über | |
| Umsteigeverbindungen etwa in Moskau erreichen. | |
| [2][In der ersten Jahreshälfte 2021 hatte Polen den Bau einer Barriere an | |
| seiner Grenze zu Belarus abgeschlossen]. Die polnisch-belarussische Grenze | |
| ist 418 Kilometer lang, davon verlaufen 186 Kilometer über Land. Entlang | |
| dieser Strecke steht nun ein 5,5 Meter hoher Zaun mit Bewegungsmeldern und | |
| Kameras. Die Baukosten lagen bei umgerechnet 366 Millionen Euro. | |
| Dennoch versuchen MigrantInnen weiter, die Grenze zu überwinden. Im Oktober | |
| registrierte Polens Grenzpolizei nach eigenen Angaben 2.539 „Versuche, die | |
| polnisch-belarussische Grenze illegal zu überqueren“. In der Vergangenheit | |
| wurde diese Formulierung als Chiffre für Pushbacks verwendet. Am Mittwoch | |
| hatte die grüne Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt den Zaun | |
| an der Grenze zu Belarus besucht. „Unsere europäischen Werte zeigen sich | |
| auch daran, wie wir an unseren Grenzen agieren“, twitterte Göring-Eckardt | |
| mit einem Foto, das sie an der Anlage zeigt. „Schutz vor Krieg und | |
| Verfolgung, geordnete Einreise, humanitäre Hilfe müssen selbstverständlich | |
| in Europa sein. Auch Solidarität gehört dazu. Die große Zahl ukrainischer | |
| Geflüchteter, die Polen aufgenommen hat, ist eine große Leistung.“ Dass | |
| Polen seit 2021 wohl Zehntausende illegale Pushbacks von Syrern, Kurden, | |
| Irakis und Afrikanern Richtung Belarus vorgenommen hat, erwähnte | |
| Göring-Eckardt nicht. | |
| [3][Die EU plant, Staaten an den Außengrenzen Sonderrechte einzuräumen], | |
| wenn Nachbarstaaten Flüchtlinge in feindlicher Absicht über die Grenze | |
| schleusen – so wie Belarus dies vor allem 2021 Richtung Polen getan hatte. | |
| Im Falle einer solchen „Instrumentalisierung“ sollen die betroffenen | |
| EU-Staaten die Flüchtlingsrechte weiter einschränken dürfen. | |
| 3 Nov 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Jakob | |
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