| # taz.de -- Frauenfußball vor dem Durchbruch: Glänzender Gipfel | |
| > Die WM war ein Turnier der Superlative und vielleicht der Startschuss für | |
| > die große Kommerzialisierung. Doch die Basis ist noch sehr dünn. | |
| Bild: Elektrisierendes Event: Keine WM war größer als die in Australien und N… | |
| Die Superlative stehen. Für [1][Super-Gianni Infantino], den Präsidenten | |
| des internationalen Fußballverbands sowieso. Für ihn war die WM in | |
| Australien und Neuseeland [2][gewiss das beste Frauenturnier aller Zeiten]. | |
| Dass es das größte werden würde, das stand schon fest, bevor der erste Ball | |
| gespielt worden ist. 32 Teams waren in Australien und Neuseeland am Ball. | |
| So viele hatten noch nie an einem Finalturnier teilnehmen dürfen. Mehr | |
| Spiele bedeuten mehr Zuschauer, klar. Am Ende haben mehr als 1,8 Millionen | |
| Leute ein Spiel im Stadion gesehen, so viele wie nie zuvor. Im Schnitt sind | |
| das über 30.000. Auch das ist ein nie zuvor erreichter Wert. | |
| Auch was die Prämien betrifft, bricht das Turnier alle Rekorde. 110 | |
| Millionen Euro schüttet die Fifa an die teilnehmenden Verbände aus. Der | |
| größte Teil davon geht direkt an die Spielerinnen. Einer Weltmeisterin | |
| werden 270.000 US-Dollar überwiesen, mehr als je zuvor. Auch so ein | |
| Superlativ. | |
| Und beim nächsten Mal soll es noch mehr werden. Genauso viel wie bei den | |
| Männern. Bei deren WM in Katar waren 440 Millionen Euro ausgeschüttet | |
| worden. Die Fifa lässt sich da gern als Vorreiterin in Sachen Equal Pay | |
| feiern. Schaut man von oben auf die Hochglanzspektakel dieser WM, man kommt | |
| aus dem Staunen kaum mehr heraus. Alles super. | |
| Auch der Profifußball in Europa entwickelt sich rasant. In den Kadern der | |
| Finalisten England und Spanien stehen Spielerinnen, die bei den gleichen | |
| Großklubs angestellt sind, die auch den Männerfußball dominieren. Real | |
| Madrid, FC Barcelona, Manchester City oder Arsenal FC. Mit Georgia Stanway | |
| hat es auch [3][eine Spielerin vom FC Bayern] ins Endspiel geschafft. | |
| Einige Schlagzeilen der WM gehörten jungen Spielerinnen, die auch deswegen | |
| schon einen Namen hatten, weil sie es in eine der großen Ligen geschafft | |
| hatten. | |
| ## Nachrichten von der Transferbörse | |
| Linda Caicedo, die 18-jährige Kolumbianerin, die gegen Deutschland so schön | |
| getroffen hat, kickt in der nächsten Saison bei Real Madrid. Und Melchie | |
| Dumornay, die Antreiberin im Mittelfeld von Haiti, spielt künftig beim | |
| französischen Spitzenklub Olympique Lyon. Als die Engländerin Keira Walsh | |
| von Manchester City zum FC Barcelona gewechselt ist, sollen 460.000 Euro | |
| Ablöse geflossen sein. | |
| Überhaupt sind Transfermeldungen längst auch im Frauenfußball alltäglich. | |
| Während der WM postete der FC Bayern stolz Bilder seiner jüngsten Einkäufe | |
| beim FC Chelsea. Die Dänin Pernille Harder und die Schwedin Magdalena | |
| Eriksson spielen kommende Saison in München. | |
| Die Summen, um die es da geht, mögen vergleichsweise klein wirken. Sie | |
| markieren indes den Beginn eines Rennens, dass im Männerfußball längst | |
| irrwitzige Ausmaße angenommen hat. Das Spiel der Frauen entwickelt sich in | |
| Europa zu einer Kopie des Männerfußballs. | |
| Neue Rekordablösen werden bald vermeldet werden. Und die stete Sorge, ob | |
| die deutschen mit den Klubs aus England und Spanien mithalten können, wird | |
| auch den Frauenfußball erreichen. Das kann man feiern als Einzug des | |
| Professionalismus in den Frauensport. | |
| Derweil kämpfen in Deutschland Frauen immer noch um Trainingszeiten auf | |
| einem schäbigen Hartplatz. Andernorts hält sich der schlechte, alte | |
| Machismo, der für das Spiel der Frauen nichts als Häme übrig hat, und nicht | |
| nur in Afghanistan wird es Frauen verboten, gegen den Ball zu treten. | |
| Während also beim Blick in die bunte WM-Welt glatt der Eindruck entstehen | |
| könnte, alles wende sich gerade zum Guten, gibt es fast überall auf der | |
| Welt Frauen, die um den Zugang zum Fußball erst noch kämpfen müssen. Für | |
| einige von ihnen dürfte [4][der Auftritt der marokkanischen Verteidigerin | |
| Nouhaila Benzina] mit dem Hidschab bei dieser WM ein wichtigeres Zeichen | |
| gewesen sein, als die Meldungen über Zuschauerrekorde und Rekordprämien. | |
| 20 Aug 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Infantino-als-Queer-Aktivist/!5947790 | |
| [2] https://www.fifa.com/de/about-fifa/president/media-releases/gianni-infantin… | |
| [3] https://fcbayern.com/frauen/de | |
| [4] /Fussballspielerinnen-mit-Sporthidschab/!5947941 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Rüttenauer | |
| ## TAGS | |
| Frauen-Fußball-WM 2023 | |
| Fifa | |
| Frauenfußball | |
| Fußballweltmeisterschaft | |
| Weltmeisterschaft | |
| Frauenfußball | |
| Fußball-WM | |
| Fifa-Präsident | |
| Frauen-Fußball-WM 2023 | |
| Frauen-Fußball-WM 2023 | |
| Frauen-Fußball-WM 2023 | |
| Frauen-Fußball-WM 2023 | |
| Frauen-Fußball-WM 2023 | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Name gesucht: Irgendwas mit Frauen | |
| Die Uefa will mit mehr Wettbewerben mehr Geld machen. Doch eine Namensidee | |
| für die neue europäische Liga im Frauenfußball fehlt. | |
| Fifa-WM 2030 auf drei Kontinenten: Bizarre Gigantomanie | |
| Groß, größer, Fußball: Die Fifa unter Gianni Infantino bläst den Fußball | |
| zum Giga-Event auf. Wohin soll diese Strategie noch führen? | |
| Fußball-WM-Vergabe 2030: Ein schriller Coup der Fifa | |
| Der Fußballweltverband schickt die 48 WM-Teams im Jahr 2030 auf eine weite | |
| Reise über drei Kontinente: Südamerika, Afrika und Europa. | |
| Endspiel der Fußball-WM: Triumph der Schönheit | |
| Spaniens Auswahl dominiert das Finale um den WM-Titel und schlägt England | |
| mit 1:0. Ihr Passspiel ist dabei eine wahre Augenweide. | |
| Erkenntnisse aus der WM: Ab jetzt alle zusammen | |
| Die Fußball-WM war als eine WM der Stars angekündigt. Doch während | |
| Heldinnen oft tragisch ausschieden, kam es zum Triumph des Kollektivs. | |
| Fußballspielerinnen mit Sporthidschab: Umkämpftes Textil | |
| Der Hidschab der Marokkanerin Nouhaïla Benzina wird zum Hingucker der WM. | |
| Dabei gehört er längst zum Sport – außer in Frankreich. | |
| Infantino als Queer-Aktivist: Der Tausendsassa | |
| Fifa-Präsident Infantino betreibt zum Machterhalt während der WM | |
| Inselhopping in Ozeanien. Nebenbei gibt er sich als Aktivist für die | |
| LGBTQ-Community. | |
| Fußball in den USA: Frauenpower nicht nur auf dem Platz | |
| Der Männerfußball ist eurozentrisch, bei den Frauen gibt es zwei | |
| Machtzentren. Die US-Profiliga präsentiert sich als stärkste Spielklasse | |
| der Welt. |