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# taz.de -- Flensburger Baumbesetzung: Polizei räumt Bahnhofswald
> Für ein Hotel samt Parkhaus werden Baumhäuser zerstört und Aktivisten von
> den Bäumen geholt. Ein Auto der Investoren geht in Flammen auf.
Bild: Keiner darf auf das Gelände: Polzisten drängen eine Demonstrantin ab
Hamburg taz | Mit Unterstützung aus Hamburg hat die Flensburger Polizei am
Sonntag die [1][Räumung des Flensburger Bahnhofswaldes fortgesetzt]. Am
Sonntagabend ging ein Auto des Investorenduos in Flammen auf. Am
Montagmorgen seilte sich eine Aktivistin von einer Brücke am Zentralen
Omnibusbahnhof (ZOB) ab und blockierte so den Straßenverkehr. Gefällt wurde
nur für einen Teil des Projekts, weil noch ein Widerspruch des
Umweltverbandes BUND beschieden werden muss.
Aktivisten hatten [2][im Oktober mehrere Baumhäuser in dem Wäldchen]
gebaut, um zu verhindern, dass auf dem Parkplatz neben der Post ein Hotel
und ein Parkhaus gebaut werden. Für das Bauvorhaben muss auch ein Teil des
aus einer Brache entstandenen Gehölzes gerodet werden. Außerdem ist eine
Reihe sehr alter Linden, die Reste einer Allee, gefährdet.
Nachdem die Polizei die Baumhäuser im Laufe des Montags geräumt und
abgerissen hatten, stellte sie ihre Bemühungen fürs Erste ein. Zwei
Aktivisten hingen weiter in den Bäumen. Sie hätten aber keine Verbindung
mehr zu gefährdeten Bäumen, bedauerte eine Sprecherin der Besetzer. Die
Kletterer sollten anderntags heruntergeholt werden, teilte die Polizei mit.
Über den ganzen Montag verteilt gab es Protestaktionen in der Stadt. Vor
dem Polizeirevier am ZOB hielten Waldschützer eine Mahnwache ab, im
Carlisle-Park gab es eine Kundgebung mit 60 Teilnehmern – so eine
Schätzung der Polizei. Mehrfach hätten Leute versucht, auf das abgesperrte
Gelände vorzudringen, berichtete die Polizei. Sie seien in Gewahrsam
genommen worden.
## Opfer für Investoren
Von dem Hotel verspricht sich die Ratsmehrheit aus SPD, CDU, Grünen, SSW
und FDP, dass der Bahnhof attraktiver wird. Das Parkhaus solle Pendlern zur
Verfügung stehen, sagt Stadtsprecher Teschendorf. Neben den Besetzern haben
sich eine Bürgerinitiative und der BUND gegen das Bauvorhaben
ausgesprochen. Der Umweltverband äußerte sich „sehr besorgt, dass ein
weiteres Stück innerörtliches Grün zugunsten Investorenvorstellungen
geopfert werden soll“.
Es sei zumutbar, dass sich der Investor auf ein zur Verfügung stehendes
Gelände beschränke. Richtung Post sei genügend Platz vorhanden. Zudem würde
eine Vernichtung auch nur von Teilen des Wäldchens den Biotopverbund
unterbrechen und die ökologischen Funktionen des gesamten Waldstücks
zunichte machen.
Aus diesem Grund hat der BUND Widerspruch gegen die förmliche Entwidmung
des Wäldchens als Wald eingelegt. Nur unter dieser Voraussetzung darf das
Parkhaus näher als 30 Meter an das Wäldchen heranrücken.
Eine bloße Formalie? Keineswegs, sagt eine Sprecherin der Besetzer. Denn
was kein Wald sei, dürfe rechtliche auch keinen Waldcharakter haben. Die
Bäume dürften nicht zu eng beieinander stehen und müssten andere
Anforderungen an die Standsicherheit erfüllen – so wie in einem Park eben.
## Bedenken der Forstbehörde
Wegen des Widerspruchs liegt der Projektteil Parkhaus auf Eis. Genehmigt
hat die Stadt das Hotel und damit auch die dafür notwendigen Fällungen.
Formal sei mit den Fällungen an dieser Stelle zwar nicht in einen Wald
eingegriffen worden, sagt die Sprecherin der Besetzer, „wenn man das als
Baum wertet, was jeder Mensch darunter versteht, sind mehrere Hundert
gefällt worden“, sagt sie.
Für den formal als Wald titulierten Teil können die Waldschützer auf eine
[3][Stellungnahme der Unteren Forstbehörde] pochen, die sie über das Portal
[4][Frag-den-Staat] einsehen konnten. Demnach handelt es sich um „eine der
wenigen Restwaldflächen im innerstädtischen Bereich“.
Sie trage zur Sicherung des Hangs bei, auf dem die Bäume stehen, sei
wichtig für das Kleinklima, sei landschaftsprägend und erfülle in
besonderem Maße Schutzfunktionen nach dem Landeswaldgesetz. Außerdem stimme
es nicht, dass der wesentliche Baumbestand erhalten werden könne.
22 Feb 2021
## LINKS
[1] /Investoren-raeumen-auf-eigene-Faust/!5753305
[2] /Baumbesetzung-in-Flensburg/!5726863
[3] https://subtilus.info/Dokumente/waldumwandlung_forstbeh%C3%B6rde.pdf
[4] https://fragdenstaat.de/anfrage/waldumwandlung-bahnhofswald-flensburg
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
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