Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Experte zu Eskalation in Nahost: „Jordanien steht unter Druck“
> Einige von Irans Drohnen und Raketen wurden von Jordaniens Luftwaffe
> abgefangen. Ammans Verhältnis zu Israel bleibt aber angespannt, so ein
> Experte.
Bild: Jordanien im Zentrum des Konflikts: Himmel über der Hauptstadt Amman in …
Die Nacht zu Sonntag war auch in Jordanien äußerst angespannt. Gestrandete
Passagiere saßen stundenlang vor den geschlossenen Gates des
Queen-Alia-Flughafens, nachdem der Luftraum ab 23 Uhr für den zivilen
Verkehr gesperrt wurde. Draußen erhellten immer wieder brennende Flugkörper
den Himmel. Die jordanische Regierung bestätigte am Montagmorgen, „fremde
Objekte im jordanischen Luftraum abgefangen zu haben, um Bürger*innen
und Wohngebiete zu schützen“, so die staatliche Nachrichtenagentur Petra.
Was bedeutet das angesichts monatelanger antiisraelischer Rhetorik und
Irans Warnung, Jordanien könne „das nächste Ziel“ sein, sollte es sich in
den Angriff einmischen?
taz: Herr Abu-Dalbouh, Jordanien grenzt sowohl an Israel und das
Westjordanland als auch an Syrien und Irak, Irans Nachbarland. Das
Königreich steht also buchstäblich [1][inmitten des Konflikts.]
Walid Abu-Dalbouh: Ich würde sagen, dass Jordaniens Geopolitik eine sehr
wichtige Rolle spielt bei politischen und militärischen Ereignissen in der
Region. Seine geografische Lage kann ein Vorteil sein, aber auch nach
hinten losgehen. Je nach Szenario könnten Luftangriffe von Israel auf Iran
oder von Iran auf Israel über jordanischem Himmel zu sehen sein. Dies setzt
Jordanien unter viel Druck. Und zwar darüber, wie das Land seine Sicherheit
und Souveränität bewahren kann und gleichzeitig auf politischer Ebene damit
umgehen soll.
Ging es also bei seiner Reaktion, dem Abschuss iranischer Drohnen, vor
allem um Sicherheit und Souveränität? Oder um ein Signal an den Iran?
Hier geht es um Jordaniens Souveränität. Und eventuell auch um die
Sicherheit. Der jordanische Luftraum sollte nicht übertreten werden.
Jordanien ist aber sehr nah am westlichen Lager. Hier gibt es zwei
US-Militärbasen. Wenn Jordanien eine Entscheidung treffen muss, wird es im
Zweifel dem Westen näher sein. Aber Jordanien hat bereits genug Sorgen mit
schiitischen Gruppen im Norden des Landes, mit dem Drogenschmuggel.
Sie meinen den Waffen- und Drogenschmuggel aus Syrien, in dem angeblich von
Iran unterstützte Milizen involviert sind, was Iran dementiert. Und die
irakischen Kataib Hezbollah, die angeblich drei US-Soldaten in Jordanien im
Januar töteten.
Diese Probleme werden nicht so schnell verschwinden und könnten in naher
Zukunft zunehmen. Deswegen versucht Jordanien, sich in eine neutrale
Position zu bringen, bei den zunehmenden Eskalationen zwischen Iran und dem
westlichen Lager.
Jordanien befindet sich auch politisch in einer komplexen Lage: Es ist ein
Verbündeter des Westens, hat aber auch starke Bänder zur palästinensischen
Bevölkerung. Viele Jordanier*innen sind palästinensischer Herkunft.
Jordanien plädierte von Anfang an für eine friedliche Lösung des Konflikts
auf Basis der UN-Resolution. Aber es hat so viel Druck gegeben auf die
Entscheidungsträger, Forderungen, das Friedensabkommen mit Israel zu
kündigen. Die nehmen zu, weil so viele Zivilist*innen in Gaza sterben.
Deshalb ist die Regierung in einer sehr schwierigen Lage. Es geht darum,
wie sie die Balance bewahren kann zwischen den Forderungen der
Bürger*innen und dem, was mit der politischen Beziehung zu Israel
zusammenhängt. Das ist das Dilemma.
Wie ernst sind Irans Drohungen zu nehmen?
Es war [2][das erste Mal, dass Raketen vom iranischen Boden aus geschossen
wurden]. Aber insgesamt war es nicht besonders bedrohlich. Einer der Gründe
könnte sein, dass der Iran zurückschlagen musste, um das Gesicht zu wahren.
Aber ich glaube nicht, dass beide Seiten wirklich eskalieren wollen. Und
US-Präsident Biden empfahl Israel daraufhin auch, nicht zu kontern. Aber
wir können nicht wissen, wie sich die Lage in Zukunft entwickeln wird.
14 Apr 2024
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Nahost-Konflikt/!t5007999
[2] /Iran-und-Israel/!6004232
## AUTOREN
Serena Bilanceri
## TAGS
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Jordanien
Schwerpunkt Iran
Israel
GNS
Jordanien
Jordanien
Jordanien
Jordanien
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Israel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neuer Premierminister in Jordanien: Technokrat von Königs Gnaden
Nach den Parlamentswahlen ernennt König Abdullah II. seinen bisherigen
Stabschef zum neuen Premierminister. Dieser gilt als Anhänger des Status
quo.
Niedrige Wahlbeteiligung: Steiniger Weg zur Demokratie
Der Krieg in Gaza überschattet die Parlamentswahl in Jordanien. Die
Islamistische Opposition wird stärkste Kraft im Land.
Politikwissenschaftler über Jordanien: „Ein Schritt nach vorne“
Im Königreich Jordanien darf erstmals nach den jüngsten Reformen ein neues
Parlament gewählt werden. Edmund Ratka sieht Herausforderungen bei der
Umsetzung.
Pro-Palästina-Demos in Jordanien: Massenhaft in Haft ​
Jordanien hat im Zusammenhang mit Palästina-Demos Hunderte Menschen
festgenommen. Auch andere arabische Länder unterdrücken Proteste.
Nahostexperte über Angriff auf Israel: „Iran will keinen offenen Krieg“
Der Angriff Irans auf Israel habe sich abgezeichnet, sagt Iranexperte Raz
Zimmt. Jetzt sei entscheidend, wie Israel den Spielraum für Reaktionen
nutze.
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Iranische Botschafter einbestellt
Deutschland, Frankreich und Großbritannien bestellen die iranischen
Botschafter ein. In Israel kritisiert Oppositionspolitiker Lapid Netanjahu
scharf.
Nach Irans Angriff auf Israel: Krisendiplomatie auf Vollbetrieb
Der US-Präsident verurteilt Irans Angriff auf Israel – und sichert dem
attackierten Land Unterstützung zu. Der Kanzler warnt vor weiterer
Eskalation.
Irans Attacke auf Israel: Waffen und Verbündete
Irans Attacke auf Israel ist offenbar auf breiter Linie gescheitert. Nicht
nur dank der Flugabwehr, sondern auch dank Unterstützung durch Verbündete.
Iran und Israel: Nach dem Angriff
Israel hat den iranischen Angriff mithilfe von Verbündeten abgewehrt. Doch
wie geht es weiter im Nahostkrieg? Steht ein israelischer Gegenschlag
bevor?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.