# taz.de -- Exjugos bei Olympia in Rio: Bällebad Balkan | |
> Ob Basketball, Wasserball, Handball: Keine K.o-Runde kommt ohne Teams und | |
> Kerle aus Exjugoslawien aus – wie immer. | |
Bild: Der serbische Wasserballer Filip Filipović feiert ein Tor gegen Australi… | |
Was wären die olympischen Mannschaftssportarten mit Ball ohne den Balkan? | |
Oder besser: ohne die Exjugos? Basketball, Wasserball, Handball – egal wo, | |
in der Regel findet man in den Viertel- und Halbfinals mindestens eine, | |
meistens aber sogar zwei von sechs Nationalmannschaften, die vor 25 Jahren | |
noch gemeinsam unter einem roten Stern angetreten sind. | |
In einem der Basketball-Viertelfinals der Männer am Donnerstag standen sich | |
Serbien und Kroatien gleich direkt gegenüber: Bogdan Bogdanović gegen Bojan | |
Bogdanović. Nur ein Konsonant unterscheidet sie. Und dafür sechs Jahre | |
Bürgerkrieg! Der mit dem „g“ steht nun im Halbfinale. Und auch im zweiten | |
Halbfinale, Spanien gegen USA, steht einer mit „ić“ am Ende. Es ist einer | |
der Topscorer des Turniers, der den nicht ganz so souverän spielenden USA | |
ganz schön gefährlich werden könnte: der von den Spaniern 2010 | |
eingebürgerte Nikola Mirotić aus Montenegro. | |
Und als Jugoslawien noch Jugoslawien war, schlugen das Basketballteam | |
dieses Staats sogar das Dream Team. Noch immer gilt der „Mozart des | |
Parketts“, der 1993 bei einem Autounfall ums Leben gekommene | |
jugoslawisch-kroatische Superstar Dražen Petrović als einer der besten | |
Basketballer aller Zeiten. | |
Und wie kann es anders sein, Europas erfolgreichster Basketballtrainer | |
aller Zeiten ist ebenfalls ein Jugo. Željko Obradović war schon als Spieler | |
Weltmeister. Und als Trainer ebenfalls. | |
Einer der besten Handballer der Gegenwart spielt heute im Halbfinale gegen | |
Deutschland. Nikola Karabatić, der für Frankreich spielt, wurde in Serbien | |
geboren. Seine Mutter ist Kroatin, sein Vater Serbe. Als Vierjähriger | |
wanderte er mit seinem Vater, der Torwart der Handball-Nationalmannschaft | |
war, nach Frankreich aus. Die kroatischen Handballer wiederum gehören zu | |
den erfolgreichsten überhaupt, holten bei den letzten olympischen Spielen | |
in London 2012 Bronze. | |
## Der „Exotenwettbewerb“ | |
Gold holten die Kroaten in London in einer anderen Ballsportart, die gern | |
als „Exotenwettbewerb“ tituliert wird: im Wasserball. Die beiden | |
Wasserball-Halbfinals lauteten am Donnerstagabend: Kroatien– Montenegro | |
und Serbien–Italien. Im Finale, das stand also schon vorher fest, würde | |
garantiert irgendeine Ex-Tito-Nation stehen. | |
Und das obwohl Wasserball die älteste bestehende olympische | |
Mannschaftsportart ist. Seit 1900 wird der Wettbewerb durchgehend | |
ausgetragen. Seit 2000 auch für Frauen. Und trotzdem ist es nur eine | |
Handvoll Nationen, die diesen Sport als Profisport betreiben: alle vom | |
Balkan und der Rest vom Mittelmeer. Absoluter Rekordtitelträger ist Ungarn. | |
Danach kommen Serbien und Kroatien, wenn man Jugoslawien nicht mitzählt. | |
Auch im Fußball – wenn auch nicht bei Olympia in diesem Jahr – sind die | |
Teams aus dem ehemaligen Titoismus Underdogs, die auch mal einen | |
favorisierten Gegner besiegen. Gegen sie spielt keiner gern. | |
Zumindest, was die Ballsport-Wettbewerbe der Männer betrifft, mischen die | |
Exjugos immer vorn mit. Bei den Frauen ist es nicht ganz so. Aber gut, die | |
Emanzipation der Frau war im Titoismus zwar sehr weit fortgeschritten. Aber | |
der Machismo hat sich dennoch über all die Jahre gut gehalten. | |
Jeder, der mal einen Trainer aus den ehemaligen Jugo-Republiken erlebt hat, | |
weiß, was sie ausmacht: Härte, Bissigkeit und große Ambitioniertheit. | |
Tugenden, mit denen man im Sport weit kommt. Mit denen man aber eben auch | |
Krieger produziert. | |
19 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Doris Akrap | |
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