| # taz.de -- Eskalation zwischen Mali und UNO: Bamako blockiert Blauhelme | |
| > Die UN-Mission in Mali darf keine Truppen mehr ein- und ausfliegen, sagen | |
| > die Militärmachthaber. Auch die deutsche Bundeswehr ist betroffen. | |
| Bild: Im Visier der Militärs: Logistik der UN-Mission Minusma. Hier nahe Kidal | |
| Berlin taz | Die UN-Mission in Mali, in deren Rahmen die deutsche | |
| Bundeswehr ihren aktuell größten Auslandseinsatz durchführt, steckt in | |
| ihrer bisher größten Krise. Malis Militärmachthaber haben vergangene Woche | |
| der [1][UN-Mission (Minusma)] sämtliche Truppenrotationen verboten. Das | |
| routinemäßige Auswechseln von Kontingenten der aktuell knapp 13.000 | |
| Soldaten zählenden Mission ist nicht mehr möglich. | |
| Was das heißt, bekam Deutschland am Donnerstag zu spüren. Acht | |
| Bundeswehrangehörige wurden am Flughafen von Malis Hauptstadt Bamako an der | |
| Ausreise gehindert. Sie hatten Flüge nach Deutschland über Paris gebucht. | |
| Malis herrschende Militärs stehen mit der Minusma schon länger auf | |
| Kriegsfuß – vor allem, da zum Mandat der UN-Mission die Untersuchung von | |
| Menschenrechtsverletzungen gehört und es massive diesbezügliche Vorwürfe | |
| gegen Malis Armee gibt. Als der UN-Sicherheitsrat am 29. Juni das | |
| Minusma-Mandat turnusmäßig [2][um ein Jahr verlängerte], reagierte Mali mit | |
| der Mitteilung, man gedenke nicht, diesen Teil des Mandats umzusetzen. | |
| „Bewegungen der Minusma können nur mit Zustimmung der zuständigen malischen | |
| Behörden erfolgen“, warnte der malische UN-Botschafter Issa Konfourou. | |
| „Mali kann Bewegungsfreiheit für Minusma-Untersuchungen ohne vorherige | |
| Zustimmung der Regierung nicht gewährleisten.“ Schon öfter konnten | |
| UN-Mitarbeiter Konfliktgebiete in Mali nicht besuchen. Nun wird daraus | |
| offizielle Politik. | |
| ## Deutschland solidarisch mit Elfenbeinküste | |
| Zurückzuführen ist die neue Krise offenbar auf die Festnahme von 49 | |
| Soldaten aus der Elfenbeinküste, die als nationale Unterstützer der | |
| Minusma-Logistik in Mali tätig werden sollten. Sie wurden am 10. Juli bei | |
| der Einreise in Bamako verhaftet und als „Söldner“ bezeichnet, die „im | |
| Besitz von Kriegswaffen und -munition ohne Einsatzbefehl oder Genehmigung“ | |
| seien, wie Malis Regierung erklärte. | |
| Nicht nur die Elfenbeinküste protestierte dagegen, auch Deutschland. Die | |
| ivorischen Soldaten bewachen nämlich die Bundeswehr in Bamako. Sie arbeiten | |
| im Auftrag der vom Deutschen Stephan Koehler, Hauptmann der Reserve, | |
| geleiteten Firma Sahelian Aviation Services (SAS), die das Militärlager | |
| „Camp Senou“ betreibt. Dort ist das deutsche Minusma-Einsatzkontingent in | |
| Bamako untergebracht. | |
| So forderte denn auch Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht die | |
| Freilassung der Ivorer – und landete damit prompt auf Titelseiten der | |
| malischen Presse. | |
| Am Freitag versuchte die Bundeswehr, zu deeskalieren. Sie erklärte auf | |
| Twitter, die acht deutschen Soldaten hätten „aufgrund nicht vollständiger | |
| Reisedokumente“ nicht aus Bamako ausfliegen dürfen – ohne zu sagen, was da | |
| fehlte. Doch auf jeden Fall steht der komplette Verbleib der Bundeswehr in | |
| Mali nun in Frage. | |
| ## Droht dem deutschen Mali-Einsatz das Aus? | |
| Erst am 20. Mai hatte der Bundestag die deutsche Militärpräsenz in Mali | |
| vergrößert: Bei der [3][Verlängerung des Mandats] für die deutsche | |
| Teilnahme an der Minusma wurde die Obergrenze auf 1.400 deutsche Soldaten | |
| aufgestockt, ein kleineres Kontingent bleibt in der faktisch nach Niger | |
| verlegten EU-Trainingsmission EUTM Niger. | |
| Es wurde dabei auch festgelegt, dass der UN-Einsatz von einem adäquaten | |
| Ersatz für den bisher von Frankreich geleisteten Schutz des Flughafens von | |
| Gao, wo das Gros der Truppe steht, abhängt. Frankreich zieht sich momentan | |
| aus Mali zurück und wird seine Basis in Gao im August aufgeben. | |
| Das am 29. Juni beschlossene neue Minusma-Mandat hat bereits den Schutz der | |
| UN-Mission durch französische Truppen gestrichen. Das Verbot von | |
| Truppenrotationen durch Malis Regierung macht es nun unmöglich, Ersatz für | |
| die Franzosen ins Land zu holen. | |
| Ägypten, mit 1.035 Blauhelmsoldaten einer der größten Truppensteller, hat | |
| daraus bereits die Konsequenz gezogen. Ab 15. August wird Ägyptens | |
| Beteiligung an der UN-Truppe ausgesetzt. | |
| 17 Jul 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://minusma.unmissions.org/ | |
| [2] https://minusma.unmissions.org/sites/default/files/resolution_2584_2021.pdf | |
| [3] https://www.bmvg.de/de/aktuelles/bundestag-verlaengert-minusma-und-eutm-sch… | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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