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# taz.de -- Bundeswehr sieht sich behindert: Immer Ärger mit Mali
> Das größte UN-Militärcamp von Malis Hauptstadt Bamako wird für
> ausländische Soldaten gesperrt. Die UN-Truppe wird zunehmend
> funktionsuntüchtig.
Bild: Einfahrt zum Flughafen Bamako: Malis Armee will hier unter sich bleiben
Berlin taz | Das Leben der Bundeswehr in Mali wird immer ungemütlicher, die
Politik der Nadelstiche der herrschenden Militärs gegenüber der
[1][UN-Mission Minusma] immer fantasievoller. Neueste Wende: Das
Militärlager Senou des Flughafens der Hauptstadt Bamako, über das die
Transporte der UN-Mission laufen, darf keine ausländischen Soldaten mehr
beherbergen.
Dies geht aus einem Schreiben der Flughafenbehörde an die Firma Sahel
Aviation Services (SAS) hervor, die das Camp betreibt. SAS wird in dem
Schreiben vom Montag aufgefordert, innerhalb von 72 Stunden ab 2. August
„die nötigen Vorkehrungen für den Abzug der ausländischen Truppen aus Ihren
Räumlichkeiten zu treffen“.
SAS wird von dem Deutschen Stephan Koehler, Hauptmann der Reserve,
geleitet. Er betreibt das Camp, in dem unter anderem 60 deutsche Soldaten
im Rahmen der UN-Mission Minusma untergebracht sind, und besorgt auch den
Weiterflug aus Bamako in andere Gebiete Malis.
Die Flughafenbehörde wirft nun SAS vor, „dass Sie entgegen den zugelassenen
Aktivitäten die Aufnahme und Beherbergung ausländischer Streitkräfte
tätigen und zu diesem Zweck ein Hotel mit Annehmlichkeiten errichtet
haben“. Dies „stellt Risiken für die innere und äußere Sicherheit des
Staates dar“.
Am 10. Juli waren bereits 49 Soldaten aus der Elfenbeinküste, die im
UN-Auftrag das Camp bewachen sollten, bei der Landung in Bamako
festgenommen worden, weil sie Waffen trugen. Der Streit darüber ist
ungelöst.
Am 25. Juli verfügte Bamakos Flughafenbehörde verschärfte
Sicherheitsmaßnahmen, drei Tage nachdem Bewaffnete Malis bestgesichertes
Militärcamp in Kati außerhalb von Bamako angegriffen hatten. Zu dem Angriff
hatte sich die radikale Islamistengruppe JNIM (Gruppe zur Unterstützung des
Islams und der Muslime) bekannt – Teil einer Angriffsserie, mit der am 21.
und 22. Juli die JNIM Bamako so nahe gekommen war wie nie.
Von Kati war 2020 der Militärputsch ausgegangen, mit dem Malis
Spezialkräfte unter Oberst [2][Assimi Goita] die gewählte zivile Regierung
des Landes stürzten; neun Monate später übernahm Goita auch die
Staatsspitze.
## „60 Deutsche müssen einen Schlafplatz suchen“
Die Regierung Goita hat sich von Frankreich und der UNO abgewandt und die
Nähe zu Russland gesucht. UN-Mitarbeiter dürfen sich nicht mehr ohne
ausdrückliche Genehmigung in Mali bewegen, seit dem 14. Juli sind auch
sämtliche UN-Truppenrotationen in Mali untersagt – Kontingente können damit
nicht mehr turnusmäßig ausgewechselt werden. Nun kommt die Schließung von
Camp Senou für UN-Soldaten dazu.
„60 Deutsche (unter anderem) müssen einen Schlafplatz suchen, in einer Zeit
steigender Sicherheitsbedenken in der Hauptstadt“, schreibt auf Twitter
[3][Ulf Laessing], Leiter des Sahel-Programms der Konrad-Adenauer-Stiftung
in Mali.
Deutschland ist mit einer Obergrenze von 1.400 Soldaten [4][an der Minusma
beteiligt]; die meisten Soldaten stehen in Gao im Nordosten des Landes.
Auch dort ist Malis Politik der Nadelstiche zu spüren: Laut
Einsatzführungskommando der Bundeswehr entzog Mali am 2. August die
Genehmigungen für die Maschinen, die in Gao zu medizinischen
Evakuierungsflügen dienen, ein zentraler Bestandteil des deutschen
Engagements.
Das als Subunternehmer tätige Flugunternehmen Starlite bekam zwar eine neue
Genehmigung, nicht aber der Bundeswehr-Airbus A400M.
In Gao wird im August Frankreich seine Militärbasis schließen, die bislang
für die Sicherheit der UN-Basis sorgt. Ob der deutsche Einsatz ohne
Frankreichs Schutz fortgesetzt werden kann, war bei der [5][Verlängerung
des Bundeswehrmandats durch den Bundestag] im Mai offengeblieben.
Es wird spekuliert, dass nach Frankreichs Abzug die russische Söldnertruppe
[6][Wagner] in Gao einrücken könnte, wie bereits an anderen ehemaligen
französischen Basen in Mali. Spätestens dann wäre der deutsche Mali-Einsatz
wohl nicht mehr zu retten.
4 Aug 2022
## LINKS
[1] https://peacekeeping.un.org/en/mission/minusma
[2] /Nach-erneutem-Putsch-in-Mali/!5775621
[3] https://twitter.com/UlfLaessing/status/1554590357450539009
[4] https://www.bundeswehr.de/de/einsaetze-bundeswehr/mali-einsaetze/minusma-bu…
[5] /Bundeswehr-in-der-Sahel-Zone/!5856064
[6] /Malis-Putschregierung-holt-Verstaerkung/!5801894
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Mali
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