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# taz.de -- Bundeswehreinsatz in Mali: Berlin bläst zum Rückzug
> Deutsche Soldat*innen sollen Mali verlassen. Vorerst. Das könnte
> massive Folgen für die ganze UN-Friedensmission Minusma haben.
Bild: Eine Stabsunteroffizierin der Bundeswehr im Camp Castor der UN-Friedensmi…
Cotonou taz | Jetzt ist öffentlich, worüber spätestens seit Anfang August
ständig spekuliert wurde. Deutschland setzt den [1][Bundeswehreinsatz in
Mali] vorläufig aus. Nach Informationen des Verteidigungsministeriums
werden Transportflüge und Aufklärungsoperationen bis auf Weiteres
eingestellt. Eine riesige Überraschung sei das nicht, sagt Christian Klatt,
Repräsentant der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Malis Hauptstadt
Bamako.
Verschiedene Entscheidungen der Übergangsregierung von General Aissimi
Goïta hatten die Arbeit der Bundeswehr zunehmend erschwert. 2020 hatte
Goïta mit einer Gruppe Soldaten den mittlerweile verstorbenen Präsidenten
Ibrahim Boubacar Keïta abgesetzt; Wahlen sind erst für das Jahr 2024
geplant.
Entgegen anderer Zusagen waren die Überflugrechte verweigert worden, obwohl
diese notwendig sind, um Personal turnusmäßig auszutauschen. „Auch ist der
Sonderbereich des Flughafens, wo deutsche Soldat*innen untergebracht
wurden, geschlossen worden“, so Klatt.
Es sei „eine frustrierende Mitteilung“, kommentierte ein Sprecher des
Verteidigungsministeriums die Entscheidung. Erst am Donnerstag hatte es ein
Gespräch zwischen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und ihrem
malischen Amtskollegen Sadio Camara gegeben. Anfang der Woche war eine
Delegation des Auswärtigen Amts nach Bamako gereist.
## Zuständig fürs Krankenhaus
Auch wenn damit die Mission nicht beendet ist, kann das gravierende Folgen
haben. Deutschland ist mit bis zu 1400 Soldat*innen der größte
Truppensteller der 2013 geschaffenen [2][UN-Friedensmission Minusma]. Die
Bundeswehr ist zuständig für das Krankenhaus in Gao, dem Standort der
Minusma. Ist sie nicht mehr da, könne das Auswirkungen auf die
Funktionalität der gesamten Mission haben, so Klatt.
„Es geht nicht nur um die eigenen Soldat*innen, sondern um die
Umsetzungsmöglichkeiten der Mission und die Verantwortung gegenüber den
europäischen Partner*innen, der malischen Bevölkerung sowie anderen
beteiligten Ländern.“
Kritiker*innen werfen der Minusma gern Erfolglosigkeit vor. Tatsächlich
sind Städte wie Gao und Timbuktu aber wieder sicherer geworden. Das ändert
sich jetzt jedoch wieder. Gerade sind in der Region Gao 42 malische
Soldat*innen ums Leben gekommen. „Der Verfolgungsdruck durch die
Franzosen ist weg“, sagt Ulf Laessing, Leiter des in Bamako ansässigen
Regionalprogramms Sahel der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. Das kann
bedeuten, dass sich Terrorgruppen künftig leichter in Richtung Süden
ausbreiten.
Die Militärmissionen haben jedoch auch einen großen sozialen Faktor: „Die
UN-Operation im Norden ist ein riesiges Beschäftigungsprogramm“, sagt
Laessing. Die Missionen würden Tausende Menschen direkt beschäftigen. Darin
hingen auch westliche Entwicklungsorganisationen wie die Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die Französische
Entwicklungsagentur (AFD) – ebenfalls große Arbeitgeber.
In Mali ist eine andere Allianz Thema: Russische Wagner-Söldner sind seit
Monaten im Land. Laut Medienberichten haben Goïta und Russlands Präsident
Wladimir Putin telefoniert. Das Bündnis soll ausgebaut werden.
13 Aug 2022
## LINKS
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[2] /UN-Blauhelmmission-in-Mali/!5869511
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Bundeswehreinsatz
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