# taz.de -- Eröffnung von Gurlitt-Ausstellungen: Wem gehören die Werke? | |
> Die Bundeskunsthalle Bonn und das Kunstmuseum Bern zeigen parallel | |
> erstmals Exponate aus dem „Schwabinger Kunstfund“. | |
Bild: Eine Frau guckt in Bonn auf das „Portrait einer jungen Frau“ von Thom… | |
BONN taz | Am Freitag eröffnet die Bundeskunsthalle Bonn die Ausstellung | |
„Bestandsaufnahme Gurlitt. Der NS-Kunstraub und seine Folgen“. 250 Stücke | |
von Edvard Munch, Max Beckmann, Otto Dix und weiteren von den | |
Nationalsozialisten als „entartet“ verfemten Künstlern sind zu sehen. | |
Der Fokus dieser Bonner Ausstellung liegt auf Werken mit unklarer | |
Provenienz. Parallel dazu konzentriert sich eine weitere Ausstellung im | |
Kunstmuseum Bern mit 150 Werken auf das Thema „entartete Kunst“ und darauf, | |
die nationalsozialistische Kulturpolitik darzustellen. | |
Alle Exponate stammen aus dem „Schwabinger Kunstfund“, der in der Münchner | |
Dachwohnung des Privatiers Cornelius Gurlitt vor fünf Jahren beschlagnahmt | |
wurde. | |
Insgesamt stellte die bayerische Justiz 1.566 Positionen sicher, wie die | |
eigens eingesetzte Taskforce mitteilte. Alle beschlagnahmten Bilder und | |
Skulpturen werden derzeit auf Raubkunstverdacht geprüft, 735 Werke gingen | |
in die Tiefenforschung. | |
## Der Kontext | |
Die Sammlung stammt vom Vater des inzwischen verstorbenen Gurlitt, dem | |
Museumsdirektor Hildebrand Gurlitt, der in den zwanziger Jahren in Dresden | |
und Zwickau tätig und bis 1933 Leiter des Hamburger Kunstvereins war. | |
Später handelte er privat mit Kunst und kooperierte mit der NS-Regierung. | |
Ab 1938 verkaufte er Werke, die in Deutschland nun als „entartet“ galten, | |
im Auftrag der Nationalsozialisten ins Ausland. Für das NS-Regime erwarb | |
Gurlitt Kunst, besonders in Paris. | |
Hildebrand Gurlitt – selbst Enkel einer deutschen Jüdin – verschleierte | |
zeitlebens die Herkunft seiner Sammlung, indem er vorgab, Geschäftsbücher | |
verloren zu haben. | |
## Die Reaktionen | |
Die Ausstellung dürfte die in der Öffentlichkeit heftig geführte Debatte | |
weiter anheizen, wie mit Raubkunst politisch umzugehen sei. Nach der | |
Beschlagnahmung hatten die Behörden Cornelius Gurlitt zugesagt, er werde | |
Kunstwerke zurückerhalten, wenn er der Prüfung zustimme. Einen Monat vor | |
seinem Tod 2014 unterzeichnete er eine Vereinbarung mit dem Freistaat | |
Bayern. Ebenfalls in seinem Todesjahr setzte er das Kunstmuseum Bern als | |
Alleinerben ein. | |
Bei der Pressekonferenz in Bonn am Donnerstag trat ein Großcousin Gurlitts | |
ans Mikrofon und klagte, sein Name werde immer noch durch die Verbindung | |
mit „Raubkunst“ geschädigt, ohne ausreichenden Nachweis. Bislang sind sechs | |
Bilder zur Restitution freigegeben worden, darunter ein Spitzweg, ein | |
Liebermann und ein Couture. | |
## Die Konsequenz | |
Die Ausstellung bildet einen Meilenstein für die Provenienzforschung. „Wir | |
sind auf einem Weg, der weitergehen wird“, erklärte Museumsdirektor Rein | |
Wolfs. Die Bonner Schau wird im kommenden Jahr in Bern gezeigt. Für Herbst | |
2018 ist eine Ausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin geplant, die auf | |
den zwischenzeitlich erworbenen Erkenntnissen aufbauen soll. | |
2 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Johanna Schmeller | |
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