# taz.de -- Einhundert Jahre Bauhaus in Weimar: Goethe war hier nie | |
> Lange stieß das Bauhaus nicht nur auf Begeisterung. Jetzt ist die | |
> Architekturschule wieder da – museal verpackt, aber alles andere als | |
> museumsreif. | |
Bild: Quadratisch, praktisch, gut? Das neue Weimarer Bauhaus-Museum in Weimar | |
WEIMAR taz | Werbebänder über den Gassen der Altstadt verkünden, was den | |
Menschen in dieser Stadt selbstverständlich sein könnte: „Das Bauhaus kommt | |
aus Weimar“. So lautet das Motto des neuen Museums, das die Stadt bekommt. | |
Die berühmte Bauhausschule wurde im April 1919 von dem Architekten Walter | |
Gropius dort gegründet. Es war eine Zeit des politischen Vakuums: Der Erste | |
Weltkrieg war beendet, der Kaiser hatte abgedankt, und kurz zuvor hatte im | |
Theater zu Weimar die Nationalversammlung getagt und der jungen Republik | |
eine Verfassung gegeben. In dem 1920 gegründeten Land Thüringen entstand | |
eine linke Mehrheit. | |
Doch schon 1924 wurde die rote Regierung in Thüringen abgewählt – das | |
politische wie künstlerische Experiment in Weimar war beendet. Im folgenden | |
Jahr zog das Bauhaus weiter, nach Dessau, womit es heute die meisten | |
Menschen in Verbindung bringen. | |
Das Bauhaus kommt aus Weimar, und doch gibt es kaum Bauhaus-Architektur in | |
der Stadt zu sehen. Stattdessen Renaissancehäuser am Markt, barocke | |
Schlösschen und die verspielte Anna-Amalia-Bibliothek. Ein gewünschter | |
Kontrast. In seinen Anfängen bedeutete das Bauhaus vor allem Ausbildung in | |
Werkstätten, die strikt anti-akademisch Kunst und Handwerk verbinden | |
wollten. Realisiert wurden die ersten Gebäude erst in Dessau. Aber Weimar | |
hat heute die Bauhaus-Universität, die seit 1996 wieder so heißt. | |
Formal kam das staatliche Bauhaus, getragen vom Land, durch die Vereinigung | |
der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule mit der benachbarten | |
Kunstgewerbeschule zustande. Das Bauhaus residierte im Jugendstil, gleich | |
neben dem Park an der Ilm. Noch heute bilden die beiden Gebäude den Kern | |
des Unicampus, in den oberen Stockwerken sind Ateliers mit hohen Fenstern | |
untergebracht. Der grüne Rasen, frisch ausgerollt für die | |
Jubiläumsfeierlichkeiten, wirkt steril. Noch sind Semesterferien. | |
## Besuch in Walter Gropius' „Direktorenzimmer“ | |
Mats Werchohlad wartet draußen am „Atelier“. Kurioserweise heißt so das v… | |
Studierenden betriebene kleine Café, das in der ehemaligen Mensa der | |
Bauhausschule untergebracht ist. Damals gab es nach Meister Johannes Itten | |
zubereitete esoterisch-vegetarische Kost, heute gibt es guten Cappuccino. | |
„Weimar war nah am Ort der Regierungsgründung,“ erklärt der 28-Jährige, … | |
jahrelang Bauhaus-Führungen gemacht hat und heute wissenschaftlicher | |
Mitarbeiter im Fachbereich Architektur und Urbanistik ist. „Es bedeutete | |
Abkehr von der Großstadt und war ein symbolisch besetzter Ort. Gropius hat | |
sich das sehr genau überlegt, wo er das Bauhaus gründen will: gegen die | |
Klassik, gegen das Akademikertum.“ | |
Werchohlad, er trägt die Haare kurz und einen blauen Mantel, hat den | |
Schlüssel für das „Direktorenzimmer“ besorgt: Gropius’ Beitrag für die | |
Große Bauhaus-Ausstellung im Jahr 1923. Moderne Couch und Sessel mit | |
zitronengelben Polsterbezügen, Holzmöbel, Atelierfenster und eine | |
extravagante Lichtkonstruktion mit einer Sofittenlampe, die den Raumkubus | |
ins rechte Licht rückt. Um eine Glühbirne auszutauschen, muss die ganze | |
Konstruktion abgebaut werden, erklärt Werchohlad. Unpraktisch aber | |
zukunftsweisend. Erst 1999 wurde der Raum rekonstruiert, die Möbel sind | |
Repliken. „Wir sehen hier den Idealzustand, der so niemals existiert hat“, | |
erklärt Werchohlad. | |
Das Direktorenzimmer steht für den Schwenk von der expressionistischen in | |
die funktionale Phase des Bauhauses: statt 'Kunst und Handwerk’ galt es | |
nun, 'Kunst und Technik’ zu vereinen. Der Maler Johannes Itten, der | |
Lebensreformer unter den Bauhaus-Lehrern, und der Architekt Walter Gropius | |
aus Berlin, im Arbeitsrat für Kunst aktiv, gelten als Antipoden. Itten | |
verließ Weimar 1923. Doch „so schwarz-weiß war das nicht“, sagt | |
Werchohlad, „auch Gropius hatte eine mystische Seite“. | |
Programmatisch hat der Bauhausgründer, der nie zu Ende studiert hatte, von | |
Anfang an so unterschiedliche Leute wie Paul Klee, Gunta Stölzl, Lyonel | |
Feininger, Gerhard Marks, Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer ans Bauhaus | |
berufen. Die international zusammengesetzte Lehrerschar, die Kutten und die | |
Sonnenbäder der Itten-Jünger, die Festgelage und Lebenslust der jungen | |
Bauhäusler, das sei den Weimarern aufgestoßen, erzählt Werchohlad. | |
Im Treppenhaus der Hochschule tanzen heute wieder die hellroten, blauen und | |
gelben Figurinen Schlemmers die Wände entlang, die 1930, als ein | |
Nationalsozialist Rektor der Hochschule wurde, übertüncht wurden. Als | |
Walter Gropius die Schule 1925 nach Dessau verlegte, wählte er 168 Arbeiten | |
aus den Bauhaus-Werkstätten aus: die erste Bauhaus-Sammlung. Sie bildet | |
heute den Grundstock des Museums. Die Sammlung, 1937 von den Nazis | |
beschlagnahmt, hat überlebt. Thüringen war früh sehr links und früh sehr | |
rechts. Bereits 1930 kamen hier die Nationalsozialisten an die Regierung. | |
## Die andere Seite von Weimar: Die Konservativen | |
„Weimar war Ende des 19. Jahrhunderts das Zentrum der völkisch-nationalen | |
Bewegung“, erklärt der Architekturhistoriker Norbert Korrek. Weimar als | |
Wiege der Klassik, ein Sehnsuchtsort der Konservativen, an dem sich | |
pensionierte Militärs oder Beamte niederließen. Liebliche Umgebung, keine | |
Industrie, viel Handwerk. Das im übrigen erst angetan war vom Bauhaus, um | |
sich dann um so enttäuschter abzuwenden. „Es war ein schwieriger Start“, | |
sagt Korrek. | |
Wenn man den Mann mit den kurzen grauen Haaren und dem Dreitagebart nach | |
seiner Vita fragt, antwortet er: „Ich habe keine Biografie. Ich bin reiner | |
Ossi.“ Lustige Bescheidenheit. Korrek hat zahlreiche Bücher rund ums | |
Bauhaus geschrieben. Er war dabei, als 1976 in Weimar das erste | |
Bauhaus-Kolloquium mit ehemaligen Bauhäuslern stattfand. | |
Erst damals besann sich die DDR auf das Bauhaus als sozialistisches Erbe, | |
in der Nachkriegszeit galt es als westlich-dekadent. Trotzdem wurde „intern | |
bereits damals dazu geforscht“, verweist Korrek auf ein spannendes Kapitel | |
DDR-Geschichte, das die Bauhaus-Forschung bis heute ignoriere. | |
Gerade ist der 67-Jährige erkältet von einem Vortrag aus Lateinamerika | |
wiedergekommen. Da er nicht mehr unterrichtet, muss er einen leeren Raum | |
für das Gespräch suchen. Er schließt oben die Ateliers auf, wo einsam eine | |
Studentin arbeitet. Vor nicht allzu langer Zeit hat er einen interessanten | |
Fund gemacht. Im Internet stieß er auf Fotografien, Patientenaufnahmen aus | |
dem Lazarett, das im Ersten Weltkrieg in der Kunstgewerbeschule | |
untergebracht war. Als im April 1919 das Bauhaus einzog, waren das | |
Erdgeschoss und die obere Etage mit den Ateliers noch durch | |
Kriegsverwundete belegt, weiß Korrek heute. Direktor Gropius musste damals | |
durch den Hintereingang, amüsiert er sich. | |
## Als die Bauhäusler nackt in der llm badeten | |
Für Korrek ist „Bauhaus kein Stil, sondern Haltung“. Es war „ein lebendi… | |
Ort“ – und das ist die Uni mit ihrem gestalterisch-technischen Schwerpunkt | |
heute wieder. Zum Jubiläumsjahr hat sie ein interdisziplinäres | |
Bauhaus-Semester eingeführt. „Es gibt hier viele, die sich mit der | |
Bauhaus-Vergangenheit auseinandersetzen“, sagt Mats Werchohlad: „Die | |
Voraussetzungen sind großartig.“ | |
Er nimmt die Spur seiner früheren Führungen auf, durch den zu Goethezeiten | |
angelegten Landschaftspark. Hier sprangen die Bauhäusler nackt in die Ilm, | |
Johannes Itten baute Gemüse an und verlegte seinen Unterricht in das später | |
im Krieg zerstörte Tempelherrenhaus. Der Weg führt entlang der Ilm, vorbei | |
am Stadtschloss. Dann biegt Werchohlad links ab, es geht durch | |
Altstadtgassen in Richtung neues Bauhaus-Museum – nicht zu verwechseln mit | |
dem Neuen Museum gleich nebenan, das zum Bauhaus-Jubiläum eine | |
Dauerausstellung zu den Vordenkern der Moderne, Henry van de Velde und Co, | |
erhält. Ein Gesamtpaket, das zum Bauhausjubiläum geschnürt und von der | |
Klassik Stiftung Weimar hübsch aufbereitet wird. | |
Nähert man sich dem Jorge-Semprun-Platz von der östlichen Seite, fällt der | |
Blick als Erstes auf großflächige Werbetafeln von Saturn und Rossmann, die | |
den Eingang eines Einkaufszentrum markieren. Dieses „Weimarer Atrium“ zog | |
2005 in die nie fertig gestellte „Halle der Volksgemeinschaft“ ein, die | |
Teil des von Adolf Hitler gewünschten Gauforums war. „Die Werbetafeln | |
brechen durch ihre Trivialität die monumentale Architektur“, stellt | |
Werchohlad befriedigt fest. | |
## Noch eine andere Seite Weimars: Hitlers Gauplatz | |
40.000 Quadratmeter umfasst das ursprünglich vorgesehene Terrain. Der | |
begrünte Platz vor dem Atrium ist eingerahmt von den fertig gestellten | |
Gebäuden für Reichsstatthalter und Gauleitung, Deutsche Arbeitsfront und | |
die Gliederungen der NSDAP. Hier residiert heute die thüringische | |
Landesverwaltung. Unter dem Rasen befindet sich ein Parkhaus. Ein Graben | |
sorgt dafür, dass der Platz nicht begangen, bespielt oder bevölkert werden | |
kann. Aus Angst vor Aufmärschen von Neonazis? | |
„Es ist Quatsch, den Platz nicht für Publikum zu öffnen“, regt sich | |
Christiane Wolf auf, die 55-jährige Leiterin des Archivs der Moderne. Es | |
hat seinen Sitz in einem abgeblätterten DDR-Plattenbau auf dem Campus. Wolf | |
ist mit dem Architekturhistoriker Norbert Korrek verantwortlich für eine | |
Ausstellung zur Geschichte des Gauforums, die im Turmhaus des Geländes zu | |
besichtigen ist. | |
„Es gab auf diesem Platz nie Massenaufmärsche“, sagt Wolf, „mit Ausnahme | |
des 1. Mai 1937 zur Grundsteinlegung. Auch zu DDR-Zeiten gab es die nicht.“ | |
Sie kramt eine Reproduktion heraus, die einen NSDAP-Aufmarsch zum ersten | |
Spatenstich am 1. Mai 1936 zeigt. Das Bild ist dicht über den wenigen | |
Reihen der Uniformierten beschnitten, zeigt die Kunsthistorikerin, die über | |
die Gauforen des Dritten Reichs promoviert hat. Der hintere Teil des | |
Platzes ist leer. „Die Propaganda funktioniert so gut, dass man bis heute | |
annimmt, der Platz wäre genutzt worden“, sagt Wolf. „Das Bild hat sich | |
eingebrannt.“ | |
Am ehemaligen Gauforum wird ab 2020 eine Dauerausstellung über Zwangsarbeit | |
zu sehen sein, die von der Gedenkstätte Buchenwald ausgerichtet wird. So | |
wird das Forum Teil des Konzepts einer „Topografie der Moderne“, mit allen | |
Ambivalenzen, die dem Begriff innewohnen. | |
## Studierende sagen selbstverständlich: „Wir sind am Bauhaus.“ | |
Das Archiv der Moderne, das die original Bauhaus-Alben – eine von Gropius | |
in Auftrag gegebene Fotodokumentation der Werkstattarbeiten – beherbergt, | |
trägt diese digitalisiert zur Ausstattung des neuen Museums bei. Christiane | |
Wolf holt vier klassische Fotoalben, schwarze Papp- und transparente | |
Trennseiten, schlägt eines auf. Es zeigt schwarzweiß fotografierte Figuren | |
von Oskar Schlemmer. Seit 2018, erzählt die Archivarin, seien die Anfragen | |
wegen des Jubiläums so gestiegen, dass sie und ihre Kollegin kaum noch | |
nachkämen. | |
Eins ist Wolf aufgefallen: Die Studierenden in Weimar sagen heute: „Wir | |
sind am Bauhaus.“ Sie haben sich ebenso wie die Lehrenden erfolgreich | |
dagegen gewehrt, dass die zu DDR-Zeiten entstandene Mensa abgerissen wird. | |
An der Stelle sollte ursprünglich das neue Bauhaus-Museum entstehen, das | |
nun von der Berliner Architektin Heike Hanada für den Platz gegenüber des | |
ehemaligen Gauforums entworfen wurde. Ein schroffer, hermetisch wirkender | |
Kasten, ein weißer Klotz, der kaum Fenster hat. Die ursprünglich | |
vorgesehene Glasfassade wurde aus Kostengründen durch Beton ersetzt. Nachts | |
wird das Gebäude von Reihen bunter LED-Lampen illuminiert werden. Nur noch | |
ein paar Tage bis zur Eröffnung, vor dem Museum arbeiten Bagger. | |
„Unsere Frage war, wie positionieren wir das Museum, das am Schnittpunkt | |
der historischen Achsen liegt“, sagt Ulrike Bestgen. Die 60-jährige | |
Kunsthistorikerin richtet die Ausstellung im neuen Bauhaus-Museum aus. Mit | |
professioneller Ruhe empfängt die Museumsleiterin in einem Arbeitsraum. Ihr | |
gefällt das Konzept der schmalen, breiten Sichtachsen an den Gebäudeseiten, | |
die den Blick nach Osten (Gauforum) und Westen (Weimarhalle) öffnen. Innen | |
gibt es Räume mit doppelter Höhe, Durchblicke zwischen den Etagen. Und | |
befindet man sich in der oberen Etage, erzählt Bestgen, dann fällt der | |
Blick auf die Plattenbausiedlung im Westen. „Bei klarem Wetter sieht man | |
sogar den Glockenturm von Buchenwald.“ Da ist alles drin, was Weimar | |
ausmacht. | |
## Das neue Bauhaus-Museum: Experimente herausstellen | |
„Wir werden diese Ambivalenz der Moderne immer mit reflektieren“, sagt | |
Bestgen. Sie ist auch für die Ausstellung im Neuen Museum nebenan | |
zuständig, wo Henry van de Velde im Mittelpunkt steht. Von der Vormoderne | |
zum Bauhaus. „Das war auch so ein Gropius-Mythos: Wir machen alles neu“, | |
sagt Bestgen lächelnd. „Dem war nicht so.“ Aber weil Gropius so früh am | |
Mythos Bauhaus und seinem eigenen gearbeitet hat, verfügt das Museum über | |
eine beachtliche Sammlung. Es wird aber keine chronologische Präsentation | |
der Highlights geben, versichert Bestgen. Natürlich werden einzelne | |
Bauhausikonen wie die Wagenfeld-Leuchte oder die Wiege dabei sein, | |
stellvertretend. „Wir wollen das Experimentelle am Bauhaus herausstellen“, | |
betont sie. „Das Experiment darf auch scheitern, das ist Gropius’ Leistung | |
in Weimar gewesen. In Dessau durfte es dann nicht mehr scheitern.“ | |
Bestgen glaubt, dass das Museum einen wichtigen Vermittlungspart in die | |
Stadt hinein hat. Bauhaus-“Agenten“ werden in Schulen arbeiten, das | |
Imaginary Bauhaus Museum ist ein gemeinsames Projekt mit Masterstudenten | |
der Uni. Andererseits werden heutige Künstler das Museum bespielen, der | |
Argentinier Tomás Saraceno steuert eine große Installation aus kleinen | |
Spiegelclustern für das Foyer bei. „Für uns ist die gesellschaftliche Frage | |
relevant“, erklärt Ulrike Bestgen, „es geht um die Leistungen und Irrwege | |
des Bauhauses.“ Mats Werchohlad, eine Generation jünger, formuliert es | |
anders: „Wie können wir die Komplexität unserer Welt gestaltend bewältigen, | |
ohne uns schuldig zu machen?“ | |
## Die Namen der Ermordeten sichtbar machen | |
Diese Frage treibt auch die Lea Mattenklotz und Yolanda Rüchel um, die mit | |
ihrem Kurs eine Lichtinstallation für das Jubiläum entworfen haben. Titel: | |
„Ein Bauhaus am Buchenwald“. „Zum ersten Mal habe ich einen klaren Bezug | |
zur Umgebung und Geschichte des Bauhauses“, sagt Mattenklotz. Sie ist mit | |
ihrem Dozenten und ihrer Kommilitonin zum Fotoschauen in einem Arbeitsraum | |
des Fachbereichs verabredet. 18 Bauhäusler wurden in Konzentrationslagern | |
ermordet, deswegen werden aus 18 Fenstern 18 Scheinwerfer auf den Innenhof | |
des Hauptgebäudes gerichtet sein und die Namen der Ermordeten sichtbar | |
machen. | |
Sebastian Helm, 39, Mitbegründer des Grafikbüros Schroeter und Berger, das | |
sich viel mit der Bauhaus-Typografie und seinen Signets beschäftigt hat, | |
erzählt von Franz Ehrlich, der in Dessau am Bauhaus studierte und später | |
als Kommunist in Buchenwald inhaftiert war. Dort entwarf er 1940, ins | |
Baubüro des Lagers abkommandiert, die Bärenburg für das Tiergehege im | |
SS-Freizeitbereich – Helm holt eine Zeichnung hervor, die ungewöhnlich | |
geschlängelte Wege enthält. Eine besondere Formensprache für die Zeit und | |
erst recht für den Ort. Die Studierenden sind den Parallelen zwischen | |
Ehrlichs Malerei und den Entwürfen nachgegangen. „Ehrlich hat in Buchenwald | |
das vom Bauhaus Gelernte angewendet“, erklärt Helm. Auch die berühmte | |
Inschrift „Jedem das Seine“ über dem Lagertor stammt von ihm. | |
Das Bauhaus kommt aus Weimar, das Bauhaus lebt in Weimar weiter. „Wir | |
müssen uns in dem Mythos Bauhaus zurechtfinden“, sagt Sebastian Helm. Für | |
ihn heißt das, sich mit der komplexen Vergangenheit des Bauhauses | |
auseinanderzusetzen, sich auf seine radikalen Ideen zurückzubesinnen. „Es | |
gibt noch einiges herauszufinden“, sagt er. Ein guter Ansatz für ein | |
Jubiläumsjahr. | |
5 Apr 2019 | |
## AUTOREN | |
Sabine Seifert | |
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