| # taz.de -- Millionenstrafe gegen X: Musk fordert Abschaffung der EU | |
| > Die EU geht trotz Warnungen der US-Regierung gegen die amerikanische | |
| > Plattform X vor. Elon Musk fordert wegen einer Millionenstrafe die | |
| > Abschaffung der EU. | |
| Bild: Mit Spannung wird nun erwartet, wie Musk auf die Strafe reagiert | |
| dpa/afp/reuters/taz | Die EU verhängt gegen Elon Musks [1][Onlineplattform | |
| X] wegen Transparenzmängeln eine Millionenstrafe. Die US-Firma müsse 120 | |
| Millionen Euro zahlen, unter anderem wegen einer irreführenden | |
| Authentifizierung von Nutzerkonten durch den weißen Verifizierungshaken auf | |
| blauem Grund, wie die zuständige EU-Kommission mitteilte. Sie wirft dem | |
| Twitter-Nachfolger auch vor, Forschern Daten vorzuenthalten und geschaltete | |
| Werbung nicht transparent zu dokumentieren. | |
| Nach Verhängung der Geldstrafe forderte US-Techmilliardär Elon Musk die | |
| Abschaffung der EU: „Die EU sollte abgeschafft und die Souveränität an die | |
| einzelnen Länder zurückgegeben werden, damit die Regierungen ihre | |
| Bevölkerung besser vertreten können“, schrieb Musk am Samstag auf X. | |
| Als Antwort an einen Nutzer, der seinen Post weiterverbreitet hatte, fügte | |
| Musk später an: „Ich meine das ernst. Ich mache keine Scherze.“ In einem | |
| weiteren Post schrieb Musk: „Ich liebe Europa, aber nicht das bürokratische | |
| Monster namens EU“. | |
| Der stellvertretende US-Außenminister Christopher Landau schloss sich am | |
| Samstag der Kritik an. Die Strafe zeige deutlich, dass die Europäer die | |
| US-Politik untergrüben, während sie gleichzeitig militärischen Schutz von | |
| den USA forderten, teilte Landau auf X mit. | |
| ## Europäische Digitalgesetze Ziel der US-Regierung | |
| Grundlage für die Entscheidung ist der [2][Digital Services Act] (DSA). Das | |
| umfangreiche Regelwerk gilt seit Februar 2024 und soll das scharfe Schwert | |
| gegen als gefährlich angesehene Praktiken von Tech-Riesen sein. Beschwerden | |
| von Nutzern sollen damit besser aufgegriffen, illegale Inhalte schneller | |
| entfernt und Kinder besser geschützt werden. Die nun verhängte Strafe ist | |
| die erste auf dieser Basis. | |
| Halten sich die Onlineplattformen nicht an die Regeln, müssen sie mit | |
| Strafen rechnen: bis zu 6 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes sind | |
| möglich. Die EU-Kommission kann auch tägliche Strafzahlungen verhängen, bis | |
| Probleme behoben sind. Kritiker halten der Behörde allerdings vor, diese | |
| Sanktionsmittel zu wenig zu nutzen. | |
| Laut der EU-Kommission setzt sich die Strafe aus drei Teilen zusammen: 45 | |
| Millionen Euro für die Verifizierungshäkchen, 40 Millionen Euro für den | |
| fehlenden Datenzugang für Forscher und 35 Millionen Euro für fehlende | |
| Transparenz bei Werbung. Die Brüsseler Behörde argumentierte, dass die Art | |
| der Verifikation bei X für Nutzer irreführend sei. Sie könnten glauben, | |
| dass hinter den Konten mit den Häkchen echte, verifizierte Nutzer stehen – | |
| doch das sei nicht zwingend der Fall. | |
| Die Geldbuße stehe in einem angemessenen Verhältnis zum Verstoß, betonte | |
| ein EU-Beamter. Der Jahresumsatz von Musks Firma spiele bei der Berechnung | |
| der Strafe keine direkte Rolle. | |
| ## Musks X-Übernahme und der Haken | |
| Schon vor Jahren hatten die Verifizierungshäkchen für Ärger gesorgt. Als X | |
| noch Twitter hieß, wurden die weißen Häkchen auf blauem Untergrund zur | |
| Verifizierung nach einer Prüfung durch das Unternehmen an Prominente, | |
| Politiker und Personen des öffentlichen Lebens vergeben. Das ist auch die | |
| gängige Praxis bei anderen Onlinediensten. | |
| Musk führte hingegen nach der Übernahme im Herbst 2022 ein, dass zahlende | |
| Abo-Kunden Häkchen bekommen – wobei die Symbole genauso aussehen wie | |
| früher. Insbesondere unmittelbar nach der Umstellung gab es mehrfach Ärger, | |
| weil gefälschte Accounts von Unternehmen und Prominenten plötzlich echt | |
| wirkten. | |
| Inzwischen heißt es auf der Webseite, dass neben einem Abo auch ein | |
| Benutzername und ein Profilfoto erforderlich seien. Außerdem dürfe es keine | |
| Anzeichen für betrügerisches oder irreführendes Verhalten geben. Auch gibt | |
| es inzwischen goldene Häkchen-Symbole für Unternehmen und silberne für | |
| Behörden und Regierungsorganisationen. | |
| ## Zieht X vor Gericht? Wie reagiert Trump? | |
| Abgesehen von Musks öffentlicher Reaktion könnte es sein, dass X gegen die | |
| Entscheidung rechtlich vorgehen wird und der Fall letztendlich vor dem | |
| Europäischen Gerichtshof (EuGH) landen könnte. Für die EU-Beamten ist dabei | |
| klar: Der erste DSA-Fall, der eine Strafe nach sich zieht, dürfe nicht vor | |
| Gericht verloren werden. Der Imageschaden wäre groß, hieß es in Brüssel. | |
| Zunächst hat das US-Unternehmen 60 Werktage Zeit, Anpassungen anzukündigen. | |
| Die Entscheidung gegen X geschieht auch vor dem Hintergrund, dass Trump | |
| seit seinem erneuten Amtsantritt [3][Druck auf Europa] ausübt, mit dem | |
| Ziel, die Regeln für Tech-Konzerne zu schwächen. US-Vizepräsident JD Vance | |
| schrieb auf X, die EU solle die Meinungsfreiheit unterstützen, anstatt | |
| amerikanische Unternehmen „wegen Müll“ anzugreifen. US-Präsident Donald | |
| Trump hatte die europäischen Digitalgesetze in der Vergangenheit als | |
| wettbewerbsfeindlich kritisiert. | |
| In ihrer am Donnerstagabend (Ortszeit) veröffentlichten | |
| Sicherheitsstrategie warnt die US-Regierung außerdem vor einem Verlust von | |
| Demokratie und Meinungsfreiheit in Europa. Demnach gebe es eine „Zensur der | |
| freien Meinungsäußerung“. | |
| ## Gegenbeispiel Tiktok? EU-Verfahren eingestellt | |
| Neben der Millionenstrafe für X verkündete die EU-Kommission zeitgleich, | |
| dass ein Verfahren gegen [4][Tiktok] eingestellt wurde. Die Videoplattform | |
| des Mutterkonzerns Bytedance mit Sitz in Peking war ebenfalls wegen | |
| intransparenter Werbung ins Visier von Brüssel geraten. | |
| Der DSA verpflichtet Plattformen dazu, ein zugängliches und durchsuchbares | |
| Archiv der geschalteten Anzeigen zu führen. Die EU-Kommission argumentiert, | |
| diese Archive seien für Behörden, Forscher und die Zivilgesellschaft von | |
| entscheidender Bedeutung. Etwa um Betrugsversuche, Werbung für illegale | |
| oder nicht kindgerechte Produkte oder Desinformationskampagnen aufzudecken. | |
| Nach intensiven Gesprächen habe Tiktok hierzu verbindliche Zusagen gemacht | |
| und räume damit die Vorwürfe der EU-Kommission aus, heißt es in einer | |
| Mitteilung der Brüsseler Behörde. Allerdings laufen auch gegen Tiktok | |
| weitere Verfahren. Etwa wegen des möglichen Einflusses, den die | |
| Videoplattform auf Kinder und Jugendliche oder auch demokratische Prozesse | |
| hat. Entscheidungen in diesen Verfahren stehen noch aus. | |
| Der Plattform X könnten ebenfalls weitere Strafen drohen. So haben die | |
| europäischen Internetwächter X ebenfalls seit Dezember 2023 im Visier, weil | |
| die Plattform im Verdacht steht, nicht genug gegen illegale Inhalte oder | |
| Desinformation zu tun. Die Entscheidungen in diesen Untersuchungen stünden | |
| noch aus, hieß es von den EU-Beamten. | |
| 5 Dec 2025 | |
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