| # taz.de -- Deutschland und USA im Achtelfinale: So sehen Sieger aus | |
| > Spielbestimmend, aber ohne Glanz: Die deutsche Mannschaft schlägt das | |
| > Team von Jürgen Klinsmann im Regen von Recife mit 1:0. | |
| Bild: Freut sich wie ein begossener Pudel: Thomas Müller. | |
| RECIFE taz | In den Farben von Flamengo Rio de Janeiro ist die DFB-Auswahl | |
| ins Achtelfinale der WM eingezogen und spielt nun am Montag in Porto Alegre | |
| ihr erstes Knock-out-Match. Als Flamengo da Alemanha bezeichneten | |
| brasilianische Kommentatoren das rot-schwarz gekleidete deutsche Team, das | |
| 1:0 gegen die USA gewann – und manchmal spielten die Deutschen tatsächlich | |
| so leichtfüßig wie Flamengo in seinen besten Zeiten, Anfang der 80er. | |
| Nass war es in Recife im tropischen Nordosten Brasiliens. Es hatte fast 48 | |
| Stunden durchgehend geschüttet, und zwar so stark, dass die Fifa kurz | |
| überlegt hatte, die Partie zu verlegen. Es ging dann trotz überfluteter | |
| Straßen, nasser Füße und einem Jogi Löw im Wetlook pünktlich los. | |
| Der Bundestrainer hatte seine Startformation geändert: Sami Khedira und | |
| Mario Götze mussten draußen bleiben. Für sie spielten Bastian | |
| Schweinsteiger im defensiven Mittelfeld (neben Philipp Lahm) und Lukas | |
| Podolski auf dem linken Flügel. Jogis Formation: eine 4-2-3-1-Aufstellung | |
| mit Thomas Müller im Sturm. Die Idee: Das Spiel dynamischer und | |
| gleichzeitig stabiler zu gestalten. | |
| Löws Spielplan ging dann auch ziemlich gut auf – vor allem in den ersten 15 | |
| Minuten, als es schien, sie wollten die US-Amerikaner in der Arena | |
| Pernambuco überrennen. Aber der Gegner, die Elf von Coach Jürgen Klinsmann, | |
| verteidigte präzise. Vor allem im Tackling bewiesen die US-Boys | |
| Geistesgegenwart, egal, ob sie nun Müller, Toni Kroos oder Podolski den | |
| Ball wegspitzelten. Keeper Tim Howard zeigte sich auch in Topform, und wenn | |
| ihnen Müller zu aufmüpfig wurde, dann stellten sie ihn einfach ins Abseits. | |
| Die DFB-Elf zog derweil ihr dominantes Spiel auf, mit über 65 Prozent | |
| Ballbesitz und einer Passgenauigkeit von über 90 Prozent. Ihr Angriffseifer | |
| erlahmte mit der Zeit etwas, aber richtig gefährlich wurden die | |
| US-Amerikaner auch nicht. Den ersten Schuss feuerten sie nach 18 Minuten | |
| aufs Tor von Manuel Neuer ab. Der in diesem Turnier bisher so starke Clint | |
| Dempsey konnte nicht so recht überzeugen, und wenn die US-Amerikaner doch | |
| einmal vorm Tor auftauchten, rannte der usbekische Schiri Rafschan Irmatow | |
| den Angreifer (Jermaine Jones) einfach mal um. | |
| ## Wieder ein Standard | |
| In Halbzeit zwei bekam wieder Miroslav Klose seine Chance (für Podolski, | |
| 45.). Klose, dem teutonischen Kopfballungeheuer, wurde tatsächlich in der | |
| 52. Minute ein Ball auf den Schädel geschaufelt; der Kopfball ging aber | |
| vorbei. Auch bei dieser Einwechslung hatte Löw sich etwas gedacht: Das | |
| DFB-Team sollte bei Standards gefährlicher werden. Und siehe da: Nach einer | |
| Ecke und einem Schuss von Per Mertesacker kam der Ball zu Müller, der in | |
| der 55. Minute per Fernschuss zum 1:0 traf. | |
| Ab jetzt kickte das DFB-Team noch souveräner: Fußball als Verwaltungsakt | |
| mit gelegentlichen Schönspieleinlagen. Die Amis hatten nicht die Mittel, um | |
| die Deutschen zu gefährden. Und im Parallelspiel zwischen Ghana und | |
| Portugal (1:2) geschah auch kein Wunder. Das heißt: Theoretisch sind’s nur | |
| noch vier Siege bis zum WM-Titel. | |
| 26 Jun 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Markus Völker | |
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