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# taz.de -- Coronatests in Berlin: Bitte hinten anstellen
> Sechs Anlaufstellen für Coronatests gibt es inzwischen. Der Andrang
> übersteigt die Kapazitäten. Senatorin Kalayci fordert mehr Engagement von
> Ärzten.
Bild: Warten auf den Coronatest: Menschen am Donnerstagmorgen in Prenzlauer Berg
Berlin taz | Es sind noch 20 Minuten bis zur Öffnung der
Coronavirus-Untersuchungsstelle im ehemaligen Vivantesklinikum Prenzlauer
Berg, und doch warten um 9.40 Uhr bereits 30 Menschen vor der Tür im
Nieselregen. Das entspricht etwa einem Drittel der täglichen Testkapazität
an diesem Ort. Sechs solcher Anlaufstellen gibt es seit Montag in Berlin,
eine siebte in Spandau ist in Vorbereitung, sagt Gesundheitssenatorin Dilek
Kalayci (SPD).
Sie ist sogar noch ein bisschen früher gekommen in die ehemalige Cafeteria
des Krankenhauses. Aber nicht, um sich testen zu lassen. Kalayci besucht am
Mittwoch und Donnerstag vier der Anlaufstellen, um die Presse zu
informieren: Über den aktuellen Stand der Lage, über weitere Maßnahmen,
über den Ablauf der Tests.
Die Anlaufstellen wurden eingerichtet, damit möglicherweise Infizierte
nicht in die Notaufnahmen der Krankenhäuser gehen und dort für eine weitere
Verbreitung des Virus sorgen. Wer als möglicherweise Infizierter in die
Diesterwegstraße kommt, erhält als erstes Mundschutz und eine Wartenummer;
dann darf mensch in einem Wartesaal Platz nehmen – mit gehörigen Abstand zu
den weiteren Wartenden bitte, wie ein Mitarbeiter betont.
Die beratenden Ärzte sitzen in einem ganz anderen Raum, verbunden mit dem
Wartebereich durch mehrere Fenster und Rohre, durch die gegebenenfalls ein
Formular übergeben werden kann. Gesprochen mit den Ärzten, die die Daten
der Testsuchenden erfassen, wird über eine Gegensprechanlage. Danach
entscheiden sie, ob ein Test auf das Virus überhaupt nötig ist.
## Weitere Stellen werden eingerichtet
Das Problem: Bei vielen besteht der Bedarf eben nicht, berichtet
Vivanteschefin Andrea Grebe, die auch bei dem Termin anwesend ist.
„Menschen, die sich gar nicht oder nur ein bisschen krank fühlen, aber
keinen Kontakt hatten mit einem Infizierten, sollten zu Hause bleiben und
sich über die Servicehotline melden“, betont sie. Via Telefon würden dann
weitere Schritte besprochen. Auch schwer Erkrankte sollten nicht in die
Anlaufstelle kommen, sondern warten, bis eines der vier Ärzteteams der
Kassenärztlichen Vereinigung bei ihnen zu Hause vorbei kommen kann.
Vivantes betreibt zwei dieser Anlaufstellen. Am Montag, dem ersten
Öffnungstag, seien 170 Menschen in die Diesterwegstraße gekommen, 40 habe
man ohne Beratung wegschicken müssen; im Wenckebach-Klinikum in Tempelhof
sind es laut Grebe 200 gewesen und 80, die nicht beraten werden konnten.
Deswegen werden weitere Stellen eingerichtet, kündigt Kalayci an.
Um der nun offiziell als Pandemie eingeordneten
[1][Coronavirus-Verbreitung] begegnen zu können, brauche es außerdem
dringend mehr Ärzte, die eingesetzt werden können. Sie bat sowohl
niedergelassene wie auch Krankenhausärzte, sich zu melden: „Auf diese Hilfe
sind wir tatsächlich angewiesen“, mahnt Kalayci. Vivanteschefin Grebe
berichtete von einem Arzt im Ruhestand, den der Klinikkonzern reaktiviert
habe – und der das gerne mache.
Wobei es derzeit, Stand Donnerstagmorgen, zumindest in den Krankenhäusern
keine Kapazitätsprobleme gebe. „Kein einziger Infizierter in Berlin muss
intensivmedizinisch behandelt werden“, sagt Kalayci. Die Zahl der
bestätigten Fälle in Berlin ist im Vergleich zum Vortag um 37 auf 118
gestiegen, so die Gesundheitsverwaltung. Dass die Zahlen steigen werden,
gilt als sicher.
## Laborkapazitäten reichen
Menschen, die in der Vivantesstelle für testbedürftig angesehen werden,
kommen in einen weitere Raum: Dort führen Mitarbeiter in kompletter
Schutzkleidung den Abstrich durch. Allerdings dauert es mindestens 36
Stunden, bis das Ergebnis des Coronatests mitgeteilt wird, manchmal sind es
auch drei Tage.
Das liege nicht an [2][fehlenden Laborkapazitäten]: Derzeit können nach
Angaben der Senatorin bis zu 2.000 davon pro Tag ausgewertet werden.
Vielmehr hängt es offenbar an den Abläufen: Denn natürlich wird nicht jeder
Test direkt danach ins Labor gefahren. Aber diese Verzögerung der
Auswertung führt natürlich dazu, dass die Zahlen in Berlin schon jetzt
höher liegen dürften als offiziell bekannt ist. Zudem ist völlig unklar,
wie hoch die Zahl jener ist, bei denen eine Infektion nie entdeckt wird.
Generell sieht Senatorin Kalayci Berlin jedoch gut gerüstet. Die sechs
Coronatest-Anlaufstellen seien in kurzer Zeit „geradezu herbeigezaubert“
worden, so gut laufe die Zusammenarbeit zwischen Kliniken, Kassenärztlicher
Vereinigung und Gesundheitsverwaltung. Man arbeite „Hand in Hand“.
Hoffentlich, ohne sich wirklich anzufassen, damit keine Viren übertragen
werden.
## DIE ANLAUFSTELLEN
Die Gesundheitsverwaltung bittet vor dem Besuch einer der
Untersuchungsstellen, die Hotline (030) 9028-2828 anzurufen
Vivantes Klinikum Prenzlauer Berg, Zugang über Diesterwegstraße – 10405
Berlin Prenzlauer Berg, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 19
Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr
Vivantes Wenckebach-Klinikum, Zugang über Albrechtstraße – 12099 Berlin,
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag
von 10 bis 17 Uhr
DRK Kliniken Berlin Westend, Spandauer Damm 130, Haus 10, 14050 Berlin,
Öffnungszeiten: ab 9 Uhr
Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, Herzbergstraße 79,
10365 Berlin, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr; Samstag und
Sonntag: 10 bis 17 Uhr
Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Kladower Damm 221, 14089 Berlin, Montag
bis Freitag 9 bis 20 Uhr, Bitte vor Besuch bei Klinik-Hotline 36501-7222
anrufen
Charité Campus Virchow-Klinikum, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin,
Interne Adresse: Mittelallee 1, täglich von 8 bis 16 Uhr. (dpa)
12 Mar 2020
## LINKS
[1] /Corona-Krise-in-Berlin-Der-Tag/!5671400
[2] /Corona-Notstand-in-Krankenhaeusern/!5667615
## AUTOREN
Bert Schulz
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