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# taz.de -- Corona in China: Panik vor zweiter Welle in Wuhan
> Einen Monat lang gab es offiziell keine neuen Corona-Fälle, nun bestätigt
> Wuhan sechs Infizierte – und lässt alle 11 Millionen Einwohner testen.
Bild: Massentest auf Sars-CoV-2 in Wuhan
PEKING taz | Wie ernst die chinesische Regierung die Gefahr einer zweiten
Infektionswelle nimmt, dürfte spätestens seit Montag unbestritten sein:
Nachdem in Wuhan lediglich sechs Anwohner eines Wohnblocks positiv auf das
Coronavirus getestet wurden, planen die lokalen Behörden nun, jeden der 11
Millionen Einwohner [1][aus dem einstigen Covid-19-Epizentrum] testen zu
lassen.
Ohne Frage ist dies auch eine Machtdemonstration Pekings, schließlich
leiden viele Länder weltweit dieser Tage an einem Mangel an Test-Kits. „Wir
dürfen weder nachlässig noch lax sein“, zitiert die Wuhaner Tageszeitung
Changjiang einen örtlichen Parteikader.
Nachdem einen Monat lang keine einzige neue Infektion gemeldet wurde, kam
es nun wieder zu einem Infektionsstrang in der Provinzhauptstadt Hubeis:
Ein 89-jähriger Mann hatte bereits Mitte März Fiebersymptome gezeigt, sich
aber in Heimquarantäne wieder erholt. Knapp zwei Monate später wurde er nun
positiv getestet.
Laut dem chinesischen Zentrum für Seuchenbekämpfung soll es in Wuhan
mehrere solcher Fälle gegeben haben, bei denen das Virus auch nach langer
Zeit noch einmal aufflackert. Bei den übrigen fünf Infizierten handelt es
sich um Patienten ohne Symptome. Sie leben allesamt ausgerechnet in jener
Wohnsiedlung, die Präsident Xi Jinping bei seinem ersten Wuhan-Trip im März
besuchte, um einen symbolischen [2][Meilenstein auf dem Weg zur Normalität]
zu setzen.
## Ausbruch um jeden Preis verhindern
In anderen Ländern hätten es die Behörden wohl dabei belassen, lediglich
die 5.000 Anwohner der Apartmentsiedlung testen zu lassen. Doch in Wuhan
ordnete die Regierung an, jedem Bezirk zehn Tage Zeit zu geben, um seine
Bevölkerung vollständig mit einem Virustest zu überprüfen. Priorität sollen
laut einem von Staatsmedien in Umlauf gebrachten Regierungsdokument
Risikogruppen wie Senioren oder Arbeitsmigranten in engen Behausungen
haben. Die Kosten der Tests werden vom Staat getragen.
Auch wenn in den letzten zwei Wochen insgesamt sieben Provinzen
Neuinfektionen gemeldet haben, kann man dennoch aufgrund der absolut
geringen Anzahl an Neuinfektionen nicht von einer zweiten Welle sprechen.
Am ehesten ist der Norden des Landes gefährdet: Am Sonntag wurde eine
Grenzstadt, welche im Länderdreieck zu [3][Russland] und Nordkorea liegt,
nach mehreren Fällen zum Hochrisikogebiet erklärt – dem derzeit einzigen im
Land. Laut Staatsmedien wurden in Shulan sämtliche Sporteinrichtungen,
Kinos und Bibliotheken geschlossen und die 670.000 Bewohner bis auf wenige
Ausnahmen in Heimquarantäne geschickt.
Die strengen Maßnahmen der nervösen Behörden haben einen einfachen Grund:
In rund zehn Tagen wird der Nationale Volkskongress in Peking stattfinden,
eine der wichtigsten politischen Veranstaltungen des Landes, bei der rund
3.000 Politiker und viele weitere tausend Wirtschaftsleute und Journalisten
aus allen Provinzen in die Hauptstadt strömen.
Bei jener symbolischen Tagung des chinesischen Parlaments wird die
Kommunistische Partei – wohl in vorsichtigen Worten – den Sieg über das
Virus verkünden und den Fokus auf die [4][Ankurbelung der Wirtschaft]
legen. Als ersten Beweis für die Normalität feierten Staatsmedien am Montag
bereits die Wiedereröffnung des Vergnügungsparks „Disney Land“ in
Schanghai.
12 May 2020
## LINKS
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[4] /Wirtschaftsdaten-deutscher-Unternehmen/!5676086
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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