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# taz.de -- Corona in Berlin: Zwei Ampeln auf Gelb
> Der Anstieg der Neuinfektionen beschleunigt sich, Inzidenz und R-Wert
> überschreiten erstmals den Schwellenwert. Die Gesundheitssenatorin ist
> besorgt.
Bild: Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci
Berlin dpa | Zum ersten Mal seit der Einführung des Ampelsystems zur
Bewertung der Coronalage in Berlin steht der Sprung auf Doppelgelb bevor.
Grund ist, dass der R-Wert (kurz für Reproduktionszahl, die besagt, wie
viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt) nun auf 1,52 steigt,
wie ein Sprecher der Gesundheitsverwaltung am Montag sagte. Dieser Wert
werde demnach am Montagabend im Lagebericht im Internet veröffentlicht.
Damit springe die entsprechende Ampel von Grün auf Gelb.
Gemäß der Ampelsystematik bestehe dann Beratungsbedarf, weil auch die Ampel
für die Fallzahlen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen
bereits auf Gelb steht (Wert ab Montagabend: 21,0). Gesundheitssenatorin
Dilek Kalayci (SPD) habe angesichts der verschärften Lage die
Bezirksbürgermeister der drei besonders betroffenen Bezirke Mitte, Neukölln
und Friedrichshain-Kreuzberg für Dienstagnachmittag zur Beratung
eingeladen. Beim dritten Indikator, den Intensivbetten, steht die Ampel
laut Gesundheitsverwaltung jedoch weiter auf Grün.
Berlin hatte das Instrument der Corona-Ampel Mitte Mai beschlossen und war
damit von Bund-Länder-Vereinbarungen abgewichen. Hintergrund war laut
Senat, dass die von Bund und Ländern festgelegte Obergrenze von 50
Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen für eine
Großstadt keine praktikable Lösung sei. Der Wert wurde als zu hoch
angesehen. Für jeden der Indikatoren waren Schwellenwerte definiert worden:
Bei Überschreitung wechselt die entsprechende Ampelfarbe. Bei zwei gelben
Ampeln will die Politik die Problematik erörtern. Bei Doppelrot wird
Handlungsbedarf gesehen.
Berlins Gesundheitssenatorin zeigte sich über die Entwicklung der
Coronapandemie international und auch in der Hauptstadt besorgt. Der
Anstieg der Neuinfektionen gewinne an Fahrt, sagte Kalayci am Montag im
Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses. Der Schutz der älteren
Menschen funktioniere noch. Allerdings müsse man damit rechnen, dass die
derzeit bei jüngeren Menschen verbreiteten Infektionen verstärkt die
höheren Altersgruppen erreichten und dann die Zahl der Krankenhaus- und
Todesfälle steigen könne.
## Berlin nun Spitzenreiter
Bei der Inzidenz in den vergangenen sieben Tagen (Fallzahl pro 100.000
Einwohner) sei Berlin im Bundesländervergleich mit einem Wert von 20,4 nun
Spitzenreiter vor Bayern, sagte Kalayci. Das sei Grund zur Sorge.
Neben Ansteckungen in Privathaushalten und beim Freizeitverhalten habe man
in der Stadt viele gestreute Neuinfektionen, die nicht auf bestimmte
Ausbrüche zurückzuführen seien, sagte die Senatorin. Jeder könne einen
Beitrag leisten, dass die Zahlen nicht aus dem Ruder laufen: indem die
Regeln zu Abständen, Hygiene und zum Tragen von Alltagsmasken eingehalten
würden.
Mit Blick auf die Herbstferien wiederholte Kalayci ihren Aufruf an die
Berliner, auf internationale und nicht notwendige Reisen zu verzichten.
Pandemiezeit sei angesichts des Einschleppungsrisikos keine Reisezeit, in
ein Risikoland zu fahren, sei verantwortungslos.
Berlins Elternvertreter sehen der Coronapandemie in Herbst und Winter, wenn
die Möglichkeiten für den Aufenthalt im Freien abnehmen, währenddessen mit
großer Sorge entgegen. Die Schulen seien nicht besser vorbereitet als im
März, sagte der Vorsitzende des LandeseBerlinlternausschusses am Montag.
Beim digitalen Lernen und dem Arbeiten mit Lernplattformen habe es zu wenig
Fortschritte gegeben. Aktuell ist in Berlin keine Schule komplett
geschlossen, es sind aber einzelne Klassen oder Lerngruppen in Quarantäne.
Bisher gab es auch noch keine bestätigte Ansteckung innerhalb einer Schule.
21 Sep 2020
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Finanzsenator Matthias Kollatz
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