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# taz.de -- Coronalage in Berlin: Kreuzberg bleibt frei
> Die Berliner Corona-Ampel steht auf Doppel-Gelb. Also bestellte die
> Gesundheitssenatorin Vertreter der besonders betroffenen
> Innenstadtbezirke ein.
Bild: Die Berliner Corona-Ampel zeigt zum Glück noch kein Rot
Zuletzt hörte man schon Gerüchte, Friedrichshain-Kreuzberg solle
abgeriegelt werden. Der Bezirk hat die mit Abstand meisten Infektionsfälle
im Verhältnis zur Bevölkerungszahl zu vermelden. Am Montag lag man hier bei
einer der entscheidendsten Kennzahlen, der 7-Tages-Inzidenz, bei 48,6
gemeldeten Fällen pro hunderttausend Einwohner*innen in 7 Tagen. Am
Dienstagabend waren es noch 46,8. Man kann schon sagen: Die
Friedrichshainer*innen und Kreuzberger*innen haben gehörigen Anteil daran,
dass die Corona-Ampel inzwischen zwei Mal Gelb zeigt und entsprechend in
Berlin Beratungsbedarf auf politischer Ebene besteht.
So bestellte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) denn auch am
Dienstagnachmittag die politischen Vertreter*innen aus den besonders
betroffenen Innenstadtbezirken ein. Nach der zweieinhalbstündigen Sitzung
konnte der Friedrichshain-Kreuzberger Gesundheitsstadtrat Knut
Mildner-Spindler (Linke) zumindest schon mal vermelden: „Es soll eine
Gesamtstrategie für Berlin geben und keine Maßnahmen für einzelne Bezirke“.
Also keine Abriegelung von X-Hain.
## Wieder Verschärfungen im Gespräch
Am Montag war die Corona-Ampel in Berlin auf Doppel-Gelb gesprungen, weil
der 4-Tage-R-Wert über 1 liegt – also ein Infizierter durchschnittlich mehr
als eine Person ansteckt, und die 7-Tages-Inzidenz bei über 20 Fällen pro
hunderttausend Einwohner*innen. Besonders betroffen sind die
Innenstadtbezirke Neukölln (32,4), Mitte (40,7) und
Friedrichshain-Kreuzberg (46,8). Zum Vergleich: In Treptow-Köpenick ist die
7-Tages-Inzidenz mit 8,4 am niedrigsten. In ganz Berlin liegt sie nun bei
24,4. Bei mehr als 30 Fällen pro hunderttausend Einwohner*innen springt die
Ampel auf Rot – dann besteht nicht mehr nur Beratungs-, sondern akuter
Handlungsbedarf.
In den letzten Wochen und Monaten seit dem Abebben der ersten
Infektionswelle waren die Regelungen der vom Senat beschlossenen
Infektionsschutzverordnungen mehr und mehr gelockert worden. „Nun reden wir
wieder über mögliche Verschärfungen“, sagte Mildner-Spindler der taz im
Anschluss an das Treffen mit der Gesundheitssenatorin. Anders als im
Frühjahr sollten diese aber nicht wieder zuvorderst Schulen und Kitas
betreffen, sondern die Expositionsorte. Der Gesundheitsstadtrat hatte schon
im Vorfeld berichtet, dass viele der Infektionsfälle in seinem Bezirk aus
Freizeitverhalten – also dem Party- und Ausgehgeschehen – resultierten.
„Aber das betrifft nicht nur Friedrichshain-Kreuzberg und die Menschen
stecken sich auch nicht alle hier an, sie sind nur hier gemeldet“, so
Mildner-Spindler. Daher machten auf einzelne Bezirke beschränkte
Schließungen gar keinen Sinn.
Auch die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika
Herrmann (Grüne), äußerte sich entsprechend: „Wenn wir hier alles dicht
machen, gehen die Menschen doch einfach über die Straße in den
Nachbarbezirk“, sagte sie am Dienstag dem Tagesspiegel. Wenn also
Ausgehorte wieder komplett schließen müssten, dann vermutlich in ganz
Berlin. Zumindest auf mehr Kontrollen der Hygieneregeln sollen sich die
Innenstadtbezirke und die Gesundheitssenatorin aber am Dienstagnachmittag
verständigt haben.
Auf Senatsebene wurden dagegen bislang keine weiteren Maßnahmen
beschlossen. Man habe erst einmal über die Zahlenlage beraten, sagte
Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) nach der wöchentlichen
Senatssitzung am Dienstag. Am Freitag solle es ein Treffen mit
Vertreter*innen der Bezirkspolitik und der Gastronomie geben, um zu
beraten, wie die Gastronomie gut durch Herbst und Winter kommt. Es wird
sich zeigen, welche Ampelfarben dieses Treffen dann begleiten.
23 Sep 2020
## AUTOREN
Manuela Heim
## TAGS
Friedrichshain-Kreuzberg
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