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# taz.de -- Containerschiff blockiert Suezkanal: Ein Eiffelturm im Nadelöhr
> Das auf Grund gelaufene Containerschiff versperrt weiter den Suezkanal.
> Durch den stockenden Warenfluss könnten in Europa bald die Preise
> steigen.
Bild: Nix geht mehr im Suezkanal: Eine der wichtigsten Wasserstraßen ist weite…
Kairo taz | Das Drama am Suezkanal geht weiter. Bisher wurde es nicht
geschafft, das 220.000 Tonnen schwere Containerschiff „Ever Given“ zu
bewegen, das seit Dienstagabend am südlichen Kanalende auf Grund gelaufen
ist und die Wasserstraße vollkommen blockiert.
Das Schiff stellt die ägyptische Suezkanal-Behörde vor eine Mega-Aufgabe.
Wie bekommt man ein gestrandetes Schiff frei, das in etwa die Länge des
Eiffelturms hat und – nimmt man die Breite dazu – die Größe von vier
Fußballfeldern?
Erschwerend kommt hinzu, dass das Schiff nicht nur auf Grund gelaufen ist,
sondern sich auch im Ufer verkeilt hat. Im Moment wird versucht, das Schiff
an der Stelle, wo es sich ins Ufer gebohrt hat, mithilfe von Baggern
freizuschaufeln. Gleichzeitig ziehen ein Dutzend Schlepper an dem Monstrum.
Der Rest ist die Hoffnung auf die Flut.
Inzwischen wurde auch Smit Salvage, ein Tochterunternehmen der
niederländischen Marine-Dienstleistungsfirma Boskalis, von der Kanalbehörde
angeheuert. Vor Ort wartet man auf deren Fachleute und die Ankunft von
größeren Spezialgeräten, mit deren Hilfe das Schiff freikommen soll.
Peter Berdowski, der Boskalis-Geschäftsführer, erklärte gegenüber
niederländischen Medien, dass es zu früh sei, um zu sagen, wie lange das
dauern könnte. „Es kann Tage oder Wochen dauern“, sagte er vage.
## Rückstau wächst stündlich
Und je länger das Ganze dauert, desto spürbarer werden die Auswirkungen auf
den Welthandel. Es ist atemberaubend, die Bedeutung des Suezkanals in
Zahlen zu fassen: Ein Drittel des gesamten weltweiten Containerverkehrs
läuft über diese Wasserstraße.
Zehn Prozent des globalen Ölhandels werden über ihn abgewickelt. Europa
hängt nicht nur bei den Öllieferungen aus dem Golf von diesem Kanal ab. Ein
großer Teil des Güterverkehrs von Asien nach Europa kommt durch den
Suezkanal.
„Der ist einer der absolut wichtigsten strategischen Wasserstraßen der
Welt. Zwölf Prozent des Welthandels wird über ihn abgewickelt. Das
entspricht etwa 1,1 Billionen Dollar an Frachtwert, der den Suezkanal
jährlich durchquert, das sind drei Milliarden Dollar jeden Tag“, beschreibt
Guy Platten, der Generalsekretär der Internationalen Schiffshandelskammer,
die Bedeutung des Kanals gegenüber der Nachrichtenagentur AP. „In anderen
Worten: Wenn ein Schiff diesen Kanal blockiert, dann bedeutet das, dass
dieser Warenfluss blockiert ist.“
Der derzeitige Rückstau von 150 Schiffen wächst stündlich. „Dieses Ereignis
zeigt uns auch, wie fragil die weltweiten Nachschubketten tatsächlich sind.
Wir hängen bei der Lieferung medizinischer Güter, von Treibstoff und
Nahrungsmitteln und vielen anderen Gütern total von der Schifffahrt ab. Das
ist also ein sehr kritischer Moment“, sagt Platten.
## Auch Auswirkungen auf Ölpreis
Und das Ganze geschieht in einer für den Handel in Europa sensiblen Zeit.
Viele Geschäfte wollen bereit sein, wenn der Lockdown und die
Einschränkungen des Handels wieder aufgehoben werden. Daher gibt es derzeit
mehr Lieferbestellungen. Selbst ohne Blockade des Suezkanals gab es bereits
einen [1][Engpass an Containern]. [2][Anti-Covid-Maßnahmen] haben dazu
geführt, dass es in den Häfen beim Löschen der Waren Verzögerungen gibt.
Fachleute sind sich einig: Wenn die Blockade des Kanals länger dauert,
werden auch in Europa die Preise steigen. Ein Dutzend großer Tanker steht
schon jetzt im Mittelmeer oder am Roten Meer in der Warteschleife. Wenn
diese und die Folgenden die längere und damit teurere Route um Afrika
nehmen müssen, wird sich das auf den Ölpreis auswirken. Das gilt auch für
alle Container-Lieferpreise.
25 Mar 2021
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## AUTOREN
Karim El-Gawhary
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Schwerpunkt Coronavirus
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