# taz.de -- Burger King boykottieren?: Ausgeburgert! Weiterburgern! | |
> Seit miese Hygiene- und Arbeitsbedingungen bei Burger King enthüllt | |
> wurden, fragt man sich: Sollte man den Fraß meiden? Ein Pro und Contra. | |
Bild: Fluch oder Segen? Ach was, nur ein Whopper. | |
## Pro | |
Ausgeburgert hat es sich doch schon lange. Wir alle wissen: Das Zeug ist | |
nicht gut für uns. Wie das schon riecht … Widerlich. | |
Um das zu kapieren, brauchte ich keine Undercover-Recherche des „Teams | |
Wallraff“. Und auch der Dokumentarfilm „Super Size Me“ aus dem Jahr 2004 | |
hat mich nicht überrascht. | |
Der Fairness halber muss ich an dieser Stelle sagen: Als ich klein war, aß | |
ich sehr oft Burger. Und zwar mit großem Genuss. Aber das ist schon lange | |
her. | |
Seit ich mit 15 Jahren zum ersten Mal Vegetarierin wurde, gehe ich da nicht | |
mehr hin. Weder zu McDonald’s noch zu Burger King. Mit meinem | |
Fleischverzicht hat das aber nicht viel zu tun. Vielmehr damit, dass in | |
solchen Fastfood-Ketten hinten und vorne nichts stimmt. | |
Wer mit ein bisschen gesundem Menschenverstand über das Konzept | |
Fastfood-Burger-Kette nachdenkt, weiß: Das Fleisch, das dort verarbeitet | |
wird, kann bei den Mengen, die verkauft werden, gar nicht aus artgerechter | |
Biotierlandhaltung stammen. Ein labbriges Brötchen mit vorgeschnittenem | |
Salat, Mayonnaise und einem fetttriefenden Patty ist so nahrhaft und gesund | |
wie ein Stück Styropor. | |
Ein Unternehmen, das Konzernvorgaben bezüglich des Aussehens der Speisen | |
und der maximalen Wartezeit der Kunden einzuhalten hat, muss extrem | |
hierarchisch strukturiert sein, und das ist selten gut fürs Arbeitsklima. | |
Und wer eine komplette Mahlzeit für unter 4 Euro verkauft, kann nicht | |
gleichzeitig hochwertige Qualität bieten und die Angestellten gut bezahlen. | |
Dass all das dazu verleitet, Menschen auszubeuten und Hygienestandards | |
nicht einzuhalten, ist wirklich keine Überraschung. Nur darüber nachdenken | |
müsste man halt. MARLENE HALSER | |
*** | |
## Contra | |
Früher musste Mutti ran. Ob für Papa oder für die Kleinen – im Morgennebel | |
stand die gute Seele in der Küche, kochte vor, schmierte Brote und fertigte | |
Apfelschnitze. Parallel dazu blubberte der Haferschleim auf dem Herd, den | |
sie mit Holzscheiten mühsam angefacht hatte. | |
Aber irgendwann mochte Mutti nicht mehr und begeistert begrüßte sie die | |
neuen Fertiggerichte, die Riegel und Minutensuppen, die sie ihrem Mann ins | |
Büro mitgeben konnte – wobei damit das Problem nicht gelöst war. Denn man | |
vergisst heute gern, dass viele Männer der älteren Generation sich noch | |
nicht mal einen Tee aufbrühen können. | |
Und heute? Gibt es meist gar keine Mutti mehr und noch viel zu selten einen | |
Vati, der sie beim Stullenmachen zu ersetzen bereit wäre. Heute sprinten | |
vereinzelte Wesen los, nehmen alles to go und schütten und stopfen sich das | |
Zeug rein, während sie auf einen Bildschirm starren. Wäre es anders, die | |
Latte-macchiato-Mode etwa wäre nicht zu erklären – denn wer wollte bei | |
vollem Bewusstsein den ganzen Tag aufgeschäumte H-Milch, versetzt mit | |
Spuren minderwertigen Kaffees, trinken? | |
Heute heißt es manchmal wieder, man solle nichts essen, was die eigene | |
Großmutter nicht als Essen erkannt hätte. Hm: Sushi? Tiramisu? Oder gar der | |
geliebte Spargel, der früher ein Reiche-Leute-Essen war und von dem die | |
Unwissenden, als er für sie erschwinglich wurde, die unschönen Köpfe | |
abschnitten? Nein, man muss den Tatsachen des mobilen Essens in den Rachen | |
sehen: Wer als moderner Mensch zweimal im Jahr mit einer leichten | |
Lebensmittelvergiftung nach Hause kommt, ist gut bedient. | |
Anderswo soll es angeblich Menschen geben, die nicht mal einen keimigen | |
Cheeseburger am Tag bekommen. AMBROS WAIBEL | |
6 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Marlene Halser | |
Ambros Waibel | |
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