| # taz.de -- Bundestag beschließt Heizungsgesetz: Ende der hitzigen Schlacht | |
| > Der Bundestag hat das Heizungsgesetz beschlossen. In einigen Punkten | |
| > unterscheidet es sich wesentlich vom Entwurf aus Habecks Ministerium. | |
| Bild: Wie teuer wird's im Winter? Das hängt auch von der Art der Heizung ab | |
| Berlin taz | Die Schlacht im Heizungskeller ist vorbei – vorläufig. An | |
| diesem Freitag hat der Bundestag das neue [1][Heizungsgesetz] der | |
| Ampel-Regierung beschlossen, über das diese sich, wie das halbe Land, | |
| zwischen Februar und Juli heftig gestritten hatte. Die Union konnte sich | |
| mit ihrem Antrag auf [2][abermalige Verschiebung nicht durchsetzen]. Was | |
| steht jetzt drin im Text? | |
| Die grundsätzliche Ansage lautet: Ab 2024 muss jede neue Heizung zu 65 | |
| Prozent mit erneuerbarer Energie laufen, beispielsweise [3][Strom aus | |
| Solar- und Windkraftwerken]. Fossile Treibstoffe wie Erdöl oder Erdgas | |
| dürfen nur noch das restliche Drittel der Energie beisteuern. Und ab 2045 – | |
| in 22 Jahren – soll gar keine fossile Energie mehr in irgendwelchen | |
| Gebäudeheizungen verbrannt werden. Doch das ist nur der Grundsatz: Er wird | |
| durch viele Ausnahmen und Übergangsfristen aufgeweicht – mit dem Ergebnis, | |
| dass noch jahrelang auch neue Brennkessel eingebaut werden können, die | |
| ausschließlich Erdgas verfeuern. | |
| Wohlgemerkt: Das alles gilt immer nur für neue Heizungen, wenn eine alte | |
| Anlage so kaputt ist, dass sie ausrangiert werden muss. Alte Heizungen | |
| dagegen, die sich reparieren lassen, kann man maximal 30 Jahre betreiben. | |
| Ein Kessel, der 2010 eingebaut wurde, könnte also bis 2040 arbeiten. Dann | |
| erst werden die Schornsteinfeger:innen darauf drängen, die Heizung | |
| durch eine neue zu ersetzen. Und gibt ein alter Kessel plötzlich den Geist | |
| auf, startet eine fünfjährige Übergangsfrist, bis die 65-Prozent-Regel | |
| greift. Für Eigentümer:innen, die ihre Häuser ganz oder teilweise selbst | |
| nutzen, gelten noch längere Fristen. | |
| ## Wasserstoff und Biomethan | |
| Zunächst tritt die 65-Prozent-Regel ab 2024 nur in Kraft für neue Gebäude | |
| in Neubaugebieten, die von den Städten und Gemeinden als solche ausgewiesen | |
| sind. Wird dagegen irgendwo eine Baulücke geschlossen, ohne dass es sich um | |
| ein definiertes Neubaugebiet handelt, greift das Öko-Kriterium erst später. | |
| Um die 65-Prozent-Regel zu erfüllen, ermöglicht das Gesetz viele Varianten: | |
| beispielsweise Anschluss an ein Fernwärmenetz, Solaranlage auf dem Dach, | |
| Stromdirektheizung, Geothermie, Wärmepumpe, Hybridsysteme aus Wärmepumpe | |
| und Gas- oder Ölbrenner, sowie Gasheizungen, die später auch Wasserstoff | |
| oder Biomethan vertragen. Neue, reine Ölheizungen sind wegen des hohen | |
| Kohlendioxidausstoßes aber ausgeschlossen. | |
| Für alle bestehenden Häuser greift die 65-Prozent-Regel spätestens ab 2026 | |
| in Städten mit mehr als 100.000 Einwohner:innen und spätestens ab 2028 | |
| in kleineren Kommunen bis zu 100.000 Leuten. So lange kann man in | |
| bestehenden Gebäuden auch neue Erdgasheizungen einbauen, wenn diese künftig | |
| mit Wasserstoff oder Biomethan zu betreiben sind. Die müssen ab 2029 jedoch | |
| auch wirklich nach und nach auf die umweltfreundlichen Gase umgestellt | |
| werden. | |
| Haben die Eigentümer:innen dann keine Möglichkeit dazu, weil in ihrer | |
| Gemeinde beispielsweise kein Wasserstoffnetz existiert, müssen sie die | |
| 65-Prozent-Regel anderweitig erfüllen. Weil diese Gasheizungen deshalb | |
| möglicherweise zum Problem werden, sollen sich die Eigentümer vor dem | |
| Einbau verpflichtend beraten lassen. | |
| Bis spätestens 2026 (große Städte) und 2028 (kleine Städte) müssen alle | |
| Kommunen auch eine Wärmeplanung ausarbeiten. Damit erfahren die | |
| Immobilienbesitzer:innen, ob es bei ihnen ein Fernwärmenetz geben wird, an | |
| das sie sich anschließen können. Auch die mögliche Versorgung mit | |
| Wasserstoff dürfte sich dann abzeichnen. Werden solche öffentlichen Netze | |
| aber nicht errichtet, müssen die Eigentümer:innen selbst für die | |
| Einhaltung der 65-Prozent-Regel sorgen. | |
| In der verpflichtenden Wärmeplanung der Kommunen liegt ein wesentlicher | |
| Unterschied zum ursprünglichen Entwurf aus dem Wirtschaftsministerium des | |
| Grünen Robert Habeck. Der andere Unterschied: Habeck wollte neue | |
| Erdgasheizungen nur noch in Kombination mit Ökotechnologie zulassen. Nun | |
| können jahrelang Gasbrenner eingebaut werden, die zunächst ausschließlich | |
| fossiles Erdgas verbrennen. | |
| Damit die Hausbesitzer:innen an diesem Gesetz nicht bankrottgehen, | |
| [4][lobt die Koalition neue Zuschüsse aus]. Bis zu 70 Prozent der | |
| Investitionskosten können vom Staat als Unterstützung fließen. | |
| 8 Sep 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Heizungsgesetz-der-Ampel/!5932829 | |
| [2] /Heizungsgesetz-im-Bundestag/!5955010 | |
| [3] /Erneuerbare-Energien/!t5007748 | |
| [4] /Zuschuesse-beim-Heizungstausch/!5942015 | |
| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
| ## TAGS | |
| Energiewende | |
| Heizung | |
| Ampel-Koalition | |
| GNS | |
| Klima | |
| Ampel-Koalition | |
| Robert Habeck | |
| Haushalt | |
| Erderwärmung | |
| wochentaz | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Neues Gesetz zur Wärmewende: Heizen mit Plan | |
| Städte und Kommunen sollen Pläne für ihre Wärmenetze erstellen. Darin | |
| müssen sie festlegen, welche Haushalte künftig Fernwärme erhalten. | |
| Halbzeitbilanz der Ampelregierung: Besser als ihr Ruf | |
| Eine Studie zeigt, dass die Ampelkoalition knapp zwei Drittel der Vorhaben | |
| aus dem Koalitionsvertrag angegangen ist. Das dringt allerdings wenig | |
| durch. | |
| GEG endlich verabschiedet: Das Heizungsgesetz ist installiert | |
| Der Bundestag hat nach zähem Ringen das „Gebäudeenergiegesetz“ | |
| verabschiedet. Die Union kündigt an, es wieder abzuschaffen, wenn sie | |
| regiert. | |
| Haushaltswoche im Bundestag: Die Bremse ist gedrückt | |
| Die Ampelregierung präsentiert ihren Haushaltsentwurf für 2024: Ausgaben | |
| sinken, die Schuldenbremse funktioniert. Selbst die Union ist fast | |
| zufrieden. | |
| Heizungsgesetz im Bundestag: Mehr Zeit als genug | |
| Thomas Heilmann kündigt einen weiteren Vorstoß gegen das Heizungsgesetz an. | |
| Diesmal wird er kaum damit durchkommen. | |
| Heizungsstreit geht weiter: Und ewig grüßt das GEG | |
| Der Bundestag hat das Gebäudeenergiegesetz doch nicht beschlossen. Die | |
| Ampelkoalition will das nach der Sommerpause nachholen. Oder? |