| # taz.de -- Bulgarien vor Neuwahlen: Schon wieder an die Urne? | |
| > Nach zwei Anläufen gibt es immer noch keine Regierung. Scheitert auch der | |
| > dritte Versuch, sind die Wähler*innen erneut zur Abstimmung | |
| > aufgerufen. | |
| Bild: Neue Regierung? Fehlanzeige. Ex-Premier Bojko Borissow vor einer Abstimmu… | |
| Berlin taz | Der bulgarische Politikwissenschaftler Ewgeni Dainow bringt es | |
| auf den Punkt. Die Bulgar*innen, so Dainow in einem Beitrag für den | |
| bulgarischen Dienst der Deutschen Welle, stünden an einem Scheideweg. „Der | |
| anhaltende Widerstand und der Zusammenbruch des Gemeinschaftslebens, | |
| angeheizt durch den Hass auf die moderne Welt und das Aufkommen | |
| antidemokratischer Gefühle, stellt uns vor die Wahl: Wir rufen jemanden wie | |
| Putin herbei, um den Streit zu beenden. Oder wir selbst sind in der Lage, | |
| den Streit zu beenden, indem wir vernünftige, gebildete und respektvolle | |
| Politiker mit großer Mehrheit bei den Wahlen unterstützen.“ | |
| Doch das scheint auch dieses Mal nicht so einfach zu sein. Bei [1][den | |
| vorgezogenen Parlamentswahlen am 9. Juni 2024], den sechsten (!) innerhalb | |
| von drei Jahren, war die konservative Partei Bürger*innen für eine | |
| europäische Entwicklung Bulgarien (GERB) des langjährigen Regierungschefs | |
| Bojko Borissow mit 24,7 Prozent der Stimmen stärkste Kraft geworden. | |
| Doch Borissow gelang es nicht, eine tragfähige Regierung zusammenzuzimmern. | |
| Ein potenzieller Koalitionspartner, die zweitplazierte Bewegung für Rechte | |
| und Freiheiten (DPS), vor allem eine Interessenvertretung der türkischen | |
| Minderheit, steckt derzeit in einer veritablen Führungskrise und ist gerade | |
| erfolgreich dabei, sich zu zerlegen. | |
| Der Staffelstab wurde an das Bündnis Wir setzen die Veränderungen fort | |
| (PP)/Demokratisches Bulgarien (DB) weitergereicht, das an der letzten | |
| Regierung beteiligt war. Doch auch diese Bemühungen endeten in einer | |
| Sackgasse. Es müssten jetzt alle Anstrengungen unternommen werden, um die | |
| Pattsituation mit den nächsten Wahlen zu beenden, sagte Borissow dazu am | |
| vergangenen Wochenende. „Für weitere Experimente haben wir keine Zeit.“ | |
| ## Zum Scheitern verurteilt | |
| Doch gemäß der Verfassung muss Bulgariens Präsident Rumen Radew jetzt in | |
| einem ultimativen dritten Versuch einer weiteren Partei den Auftrag zur | |
| Regierungsbildung erteilen. Aber auch dieser dürfte zum Scheitern | |
| verurteilt sein. Denn dafür infrage kämen eigentlich nur die Sozialisten | |
| (7,1 Prozent) oder die populistische Partei So ein Volk gibt es (ITN, 6 | |
| Prozent). Doch auch mit diesen beiden Gruppierungen ist keine Regierung, | |
| geschweige denn ein Staat zu machen. | |
| Apropos Rumen Radew: Dieser Tage sorgt das Staatsoberhaupt, seit 2017 im | |
| Amt, wieder einmal für Schlagzeilen. Der russophile Präsident trägt gerade | |
| einen handfesten Streit mit der Übergangsregierung aus. Die möchte den | |
| Botschafterposten in der Ukraine für eine begrenzte Zeit mit dem ehemaligen | |
| Verteidigungsminister Nikolaj Nentschew besetzen. Sofia hatte seinen | |
| Vertreter kurz nach Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine am | |
| 24. Februar 2022 aus Kyjiw abgezogen. | |
| Doch Radew stellt sich quer. Nentschew verfüge nicht über die notwendigen | |
| Qualifikationen, sagte er kürzlich. Der wahre Grund für das Störfeuer ist | |
| wohl eher, dass Nentschew für eine Unterstützung der Ukraine eintritt. Ganz | |
| im Gegensatz zu Radew. Im Juli [2][war der Präsident demonstrativ dem | |
| Nato-Gipfel in Washington ferngeblieben]. Als Grund hatte er Differenzen | |
| mit der Regierung aufgrund Finanzhilfen für die Ukraine genannt. Diese | |
| seien mit ihm nicht abgesprochen worden. | |
| 26 Jul 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Barbara Oertel | |
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