# taz.de -- Bulgarien vor Neuwahlen: Schon wieder an die Urne | |
> Am 27. Oktober wird zum siebten Mal innerhalb von drei Jahren gewählt. | |
> Doch Stabilität ist auch nach dieser Wahl in Bulgarien kaum zu erwarten. | |
Bild: Bulgariens Präsident Rumen Radew am 26. August in Sofia | |
Berlin taz | Die Bulgar*innen sind nicht zu beneiden, sie müssen im | |
kommenden Herbst schon wieder an die Urnen. Am Dienstag setzte | |
[1][Präsident Rumen Radew] vorgezogene Neuwahlen für den 27. Oktober an. | |
Das ist dann die siebte Parlamentswahl innerhalb von nur drei Jahren. | |
Darüber hinaus wurde eine neue Interimsregierung unter Dimitar Glawtschew | |
vereidigt, der diesen Posten bereits seit April dieses Jahres innegehabt | |
hatte. | |
In dem Balkanstaat, der 2007 zusammen mit Rumänien der EU beigetreten war, | |
herrschen seit 2020 Instabilität und politischer Stillstand. Seitdem gab es | |
nur zwei gewählte Regierungen, die jedoch jeweils nach einigen Monaten | |
platzten. | |
Aus den letzten Wahlen am 9. Juni, die mit der Abstimmung zum Europäischen | |
Parlament zusammenfielen, war dann die konservative Partei Bürger*innen | |
für eine europäische Entwicklung Bulgariens (GERB) des [2][langjährigen | |
Ministerpräsidenten Bojko Borissow] mit 24,7 Prozent der Stimmen als | |
stärkste Kraft hervorgegangen. Doch Borissow gelang es nicht, eine | |
tragfähige Regierung zusammenzubasteln. | |
In diesem Monat schlitterte Bulgarien nur knapp an einer veritablen | |
Verfassungskrise vorbei. Grund dafür war der Vorschlag des Staatschefs, die | |
ehemalige stellvertretende Chefin des Rechnungshofes, Goriza | |
Grantscharowa-Koscharewa, zur Regierungschefin eines Übergangskabinetts zu | |
ernennen. | |
## Sanktionen wegen Korruptionsvorwürfen | |
Doch dazu kam es letztlich nicht. Der Grund: Die Minister*innenriege | |
passte Radew nicht. Vor allem stieß er sich an Innenminister Kalin | |
Stojanow, der der Übergangsregierung weiter angehören sollte. Stojanow wird | |
nachgesagt, mit dem einflussreichen Oligarchen und Co-Vorsitzenden der | |
Bewegung für Rechte und Freiheiten (DPS), Deljan Peewski, verbandelt zu | |
sein. | |
Peewski ist von den USA und Großbritannien wegen Korruptionsvorwürfen mit | |
Sanktionen belegt. Derzeit ist die DPS, die vor allem die Interessen der | |
türkischen Minderheit vertritt, in einer Führungskrise und dabei, sich | |
erfolgreich zu zerlegen. | |
Noch vor der Vereidigungszeremonie am Dienstag hatte Radew, ein den | |
Sozialisten nahestehender russophiler Ex-Militär, mahnende Worte gefunden. | |
Die politische Krise sei noch nicht vorbei. Eine Lösung werde es nur geben, | |
wenn es eine tragfähige Mehrheit im Parlament gebe, die eine effektive | |
Regierung wähle, sagte er. | |
Doch das ist, Neuwahlen hin oder her, mehr als fraglich. Profitieren | |
könnten hingegen die rechtsextreme Partei Vasraschdane (Wiedergeburt), die | |
im Juni mit 13,8 Prozent auf dem vierten Platz landete und schon jetzt mit | |
38 Abgeordneten in der Volksversammlung sitzt. Deren Vorsitzender, Kostadin | |
Kostadinow, und weitere Parteimitglieder nehmen in dieser Woche an einem | |
Forum des Brics-Staatenbundes in Russlands Hauptstadt Moskau teil. | |
Entspannte Selfies vom Roten Platz verstehen sich von selbst. | |
28 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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