| # taz.de -- Beleidung eines ORF-Moderators: FPÖ-Chef muss sich entschuldigen | |
| > Österreichs Vizekanzler Strache hatte behauptet, der ORF sei eine Fabrik | |
| > für Fake News. Dafür muss er jetzt 10.000 Euro Entschädigung zahlen. | |
| Bild: Hat gut Lachen: Armin Wolf (Archivbild 2016) | |
| Wien taz | Armin Wolf, den Anchorman des österreichischen Fernsehens (ORF), | |
| sollte man sich nicht zum Feind machen. Vor allem, wenn man fast täglich in | |
| den Medien vorkommt. Diese Erfahrung hat jetzt Österreichs Vizekanzler, der | |
| FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, gemacht. Nach einer außergerichtlichen | |
| Einigung muss Strache sich auf seiner Facebook-Seite und in mehreren Medien | |
| bei Armin Wolf öffentlich entschuldigen und die Behauptung zurücknehmen, | |
| der ORF sei eine Fabrik von Fake News. Die ausbedungene Entschädigung von | |
| 10.000 Euro will Wolf an das Dokumentationsarchiv des österreichischen | |
| Widerstandes (DÖW) spenden. | |
| Schon seit 2002 ist Armin Wolf Moderator des abendlichen | |
| Nachrichtenmagazins „ZiB 2“, des österreichischen Pendants zu den | |
| „Tagesthemen“ der ARD oder des „heute journal“ des ZDF. Der 51-jährige | |
| Tiroler ist bekannt für seine Live-Interviews, bei denen er Politiker nicht | |
| mit dem Absondern von heißer Luft davonkommen lässt und so lange nachhakt, | |
| bis er manchmal konstatiert: „Ich nehme zur Kenntnis, Sie wollen meine | |
| Frage nicht beantworten.“ Von Kollegen ob seiner Beharrlichkeit bewundert, | |
| von Politikern mehr gefürchtet als geliebt, hat sich Wolf eine Position | |
| geschaffen, die einer Unabsetzbarkeit gleichkommt. 2017 wählte ihn die | |
| europäische Ausgabe des Washingtoner Politikmagazins Politico auf Platz 11 | |
| einer Liste von 28 Persönlichkeiten, „die Europa im Jahr 2018 am meisten | |
| bewegen werden“. | |
| Strache, dem wie vielen Rechtspopulisten der öffentlich-rechtliche Rundfunk | |
| ein Dorn im Auge ist, hatte dennoch versucht, sich mit Wolf anzulegen. Am | |
| Faschingsdienstag hatte der Vizekanzler gepostet: „Es gibt einen Ort, wo | |
| Lügen und Fake News zu Nachrichten werden. Das sind der ORF und das | |
| Facebook Profil von Armin Wolf.“ Illustriert wurde diese mit dem Hinweis | |
| „Satire“ versehene Behauptung mit einem Foto des angesprochenen | |
| Nachrichtensprechers. [1][Wolf zog vor Gericht], denn Satire müsse ein | |
| Körnchen Wahrheit enthalten und dürfe nicht als Vorwand zur Verbreitung von | |
| Lügen dienen – und wies so den Vizekanzler in seine Schranken. | |
| Es war nicht die erste Attacke von rechts. Schon dem Versuch von | |
| ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, ihm nach Interventionen von ÖVP und | |
| FPÖ eine eigene Talkshow anzudienen und ihn so als Nachrichtenmoderator aus | |
| dem Verkehr zu ziehen, hatte er widerstanden. | |
| Wolf hat aber auch in der eigenen Zunft Kritiker. Christian Mucha, | |
| Herausgeber des Medienmagazins Extradienst, warf ihm „überheblichen | |
| Journalismus“ und „Parteilichkeit“ vor. Denn er lege seine Interviews so | |
| an, dass er jemanden gut oder schlecht dastehen lasse. Für den | |
| Medienpsychologen Peter Vitouch betreibt Wolf „destruktiven Journalismus“. | |
| Politiker stünden bei ihm unter „Generalverdacht“. | |
| Die Ikonisierung des Armin Wolf begann 2006 mit seiner Dankesrede | |
| anlässlich der Verleihung des Robert-Hochner-Preises für politische | |
| Berichterstattung. Unverhohlen kritisierte er den unerträglichen Zugriff | |
| der damals mit der FPÖ regierenden ÖVP auf den öffentlich-rechtlichen | |
| Rundfunk und wurde mit Standing Ovations belohnt. Kurz darauf wurde die | |
| ÖVP-nahe ORF-Führung abgelöst. | |
| Armin Wolf war auch einer der ersten prominenten Journalisten, die die | |
| sozialen Medien aktiv nutzten. Seit 2009 [2][twittert er und erlaubt sich | |
| dabei politische Meinungen], die er im Fernsehen nicht äußern dürfte. Für | |
| ihn ist „ein Redakteur, der keinen Twitter-Account hat und das nicht | |
| zumindest als Recherche-Quelle benutzt, so wie ein Journalist ohne Handy“. | |
| 14 Mar 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Nach-Fake-News-Vorwuerfen/!5484959 | |
| [2] https://twitter.com/ArminWolf | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Leonhard | |
| ## TAGS | |
| Österreich | |
| ORF | |
| Heinz-Christian Strache | |
| Fake News | |
| FPÖ | |
| Kolumne Flimmern und Rauschen | |
| ORF | |
| Kopftuch | |
| Meinungsbildung | |
| Österreich | |
| Österreich | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kolumne Flimmern und Rauschen: Vorauseilender Gehorsam | |
| Jan Böhmermann kritisiert im ORF die österreichische Regierung. Der Sender | |
| distanziert sich von seinen Äußerungen. | |
| Bedrohte Pressefreiheit in Österreich: Rechten-Feindbild Wolf | |
| Der österreichische TV-Moderator Armin Wolf wird von der rechten FPÖ | |
| angegriffen. Das ist mittlerweile mehr als bloße Rhetorik. | |
| FPÖ will Kopftuchverbot verschärfen: Kein Hijab im Kindergarten | |
| Österreichs Vizekanzler Strache (FPÖ) will ein Kopftuchverbot in | |
| Kindergärten und Volksschulen. Juristisch ist das umstritten. | |
| Serie Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Radikal digital | |
| Egal, mit welchem Gerät wir uns künftig informieren: Wir brauchen einen | |
| Rundfunk, der alle erreicht. Dazu müssen die vielen Barrieren im Netz weg. | |
| Nach Fake-News-Vorwürfen: ORF-Sprecher verklagt FPÖ-Vizekanzler | |
| Heinz-Christian Strache postet ein Bild des TV-Moderators Armin Wolf mit | |
| einer Lügennase. Wolf will dagegen vorgehen und hat wohl gute Chancen. | |
| FPÖ-Einfluss auf Österreichs Medien: „Optimale“ Objektivität | |
| Mit dem Regierungswechsel befürchten viele, dass der ORF auf Linie gebracht | |
| werden soll. Eine Moderatorin kündigte bereits – wegen FPÖ-Hetze. |