| # taz.de -- Begnadigung Steve Bannons: Letzter böser Schachzug | |
| > Trump ist wohl Geschichte, doch sein früherer Chefstratege will | |
| > „Gladiatorenschule für Kulturkämpfer“ aufziehen. In Italien. Ein | |
| > gefährliches Erbe. | |
| Bild: Begnadigt: Steve Bannon, ehemaliger Chefstratege von Donald Trump wurde w… | |
| In letzter Minute hat Ex-Präsident Donald Trump seinen früheren | |
| Chefstrategen [1][Steve Bannon begnadig]t. So what? Trump ist weg, und | |
| Bannon, [2][wegen Betrugs angeklagt], aber ohnehin auf Kaution frei und nur | |
| mit einem Ausreiseverbot belegt, darf also weitermachen. Ohne einen | |
| Präsidenten Trump dürfte sein Einfluss aber begrenzt sein und für Europa | |
| ohnehin nicht relevant, könnte man meinen. Doch der Eindruck täuscht: Die | |
| Begnadigung ist ein Coup mit weitreichenden Folgen – in den USA und für | |
| Europa. | |
| Denn der Akt ist strategisch klug: Ausgerechnet in seiner düstersten | |
| Stunde, kurz vor dem Abtritt, begnadigt Trump diesen zeitweise wichtigsten | |
| Partner und extremen Populisten, mit dem er sich zwischenzeitlich tief | |
| zerstritten hat. Der Grund ist deutlich: Trump ist in der eigenen Partei | |
| seit dem Überfall auf das Kapitol angeschlagen; selbst langjährige Anhänger | |
| dürften zumindest temporär Abstand von ihm nehmen. | |
| Sein allzu freundliches Geschenk an Bannon ist nichts anderes als eine | |
| Aufforderung, wieder aktiv zu werden: Der skrupellose Populist soll | |
| dorthin, wo er am erfolgreichsten war – zur Basis, sie soll er | |
| mobilisieren. Für Präsident Joe Bidens Ziel, die tief gespaltene | |
| Gesellschaft in den USA zu versöhnen, kann diese Entscheidung, die | |
| bedeutet, (noch) einen geifernden und vor allem bekannten Rechtspopulisten | |
| in den Medien zu finden, nur das denkbar schlechteste Signal sein. | |
| Und es steht zu befürchten, dass [3][Bannon nicht nur in den USA wieder | |
| aktiv wird]. Er plant schon lange, seine Anhänger auch in Europa zu | |
| schulen. Mitten in Italien, kaum zwei Autostunden von Rom entfernt, hat | |
| Bannon schon vor Jahren eine uralte, bildschöne Zisterzienserklause mit | |
| Forellenteich und historischer Apotheke als Kaderschule ins Auge gefasst: | |
| das Kloster Trisulti bei Collepardo. Dort hat sich 2018 das Dignitatis | |
| Humanae Institute per Pachtvertrag eingenistet, eine Denkfabrik, die als | |
| erzkonservativ und rechtsradikal gilt. Schirmherr: Steven Bannon. Hier, im | |
| „Zentrum des Universums“, kündigte Bannon schon vor Jahren an, wolle er | |
| eine „Gladiatorenschule für Kulturkämpfer“ aufziehen. | |
| Die Bemühungen des italienischen Kultusministeriums, den offenbar in | |
| völliger Naivität geschlossenen Pachtvertrag wieder loszuwerden, waren | |
| bislang erfolglos – gerade erst scheiterte man wieder vor Gericht. Den | |
| bisherigen Leiter des Instituts, Benjamin Harnwell, kennt bislang kaum | |
| jemand, so wenig wie das Kloster. Das könnte sich mit Bannon ändern – dann | |
| bekäme die Denkfabrik, was sie braucht: einen international bekannten | |
| Namen. Fasst Bannon wirklich wieder Fuß, wäre Trumps letzter Schachzug | |
| erfolgreich gewesen. In den USA. Und in Europa. | |
| 20 Jan 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Maike Rademaker | |
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