| # taz.de -- Baerbocks Kurzstreckenflug: Desaströse Signale | |
| > Außenministerin Baerbock flog mal kurz von Frankfurt nach Luxemburg – ein | |
| > Wahnsinn. Besser als die Aufregung darüber wären aber teurere Flüge für | |
| > alle. | |
| Bild: Mit dem Flieger unterwegs: Annalena Baerbock, Bundesaussenministerin | |
| Eine Steilvorlage für Hohn der Konservativen und Kopfschütteln der eigenen | |
| Klientel: Die grüne Bundesaußenministerin Annalena Baerbock [1][setzte sich | |
| Ende Juni ins Flugzeug, um die Ministrecke von Frankfurt am Main nach | |
| Luxemburg zu reisen]. Und dann auch noch so spät abends, dass eine | |
| Sondererlaubnis nötig war, um das Frankfurter Nachtflugverbot zu umgehen. | |
| Warum? Um den Besuch eines Fußballspiels bei der laufenden | |
| Europameisterschaft der Männer zu ermöglichen. Da kann nun wirklich niemand | |
| mehr sagen, dass das Fliegen doch dem internationalen Austausch, dem | |
| Verstehen anderer Kulturen, dem Wahrnehmen anderer Lebensrealitäten diene. | |
| Die Lebensrealität in Luxemburg hätte sie allerdings in nicht mal drei | |
| Stunden mit dem (E-)Auto erleben können. Trotzdem hob der Flieger ab, wegen | |
| „besonderen öffentlichen Interesses“ sogar nachts. Was für ein | |
| klimaschädlicher Wahnsinn, während es jeden Tag eine neue Hitze-, Dürre-, | |
| Flut- oder Sturmkatastrophe gibt. | |
| Baerbock wurde genüsslich für den Flug kritisiert, weil ihre Grünen für | |
| Klimaschutz stehen. Nun wird das Fliegen nicht klimafreundlicher, wenn die | |
| fliegende Person die Klimakrise weniger ernst als Grünen-Politiker*innen | |
| nimmt. Hunderttausende steigen in Deutschland täglich ins Flugzeug. Nicht | |
| der einzelne Flug von Baerbock ist das Problem, natürlich. Im besonderen | |
| öffentlichen Interesse liegt es aber schlicht und einfach, wenig bis nicht | |
| zu fliegen. | |
| ## EM sendet deströse Signale | |
| Die EM sendet dafür auch abgesehen von Baerbock als fliegender Besucherin | |
| desaströse Signale. Die taz [2][hat kürzlich die albernsten Flugstrecken | |
| der Kicker gesammelt]. Zum Beispiel beim französischen Team. Das kehrte | |
| allen Ernstes in der Luft vom Match gegen Belgien in Düsseldorf zurück in | |
| sein Quartier in Paderborn. Dagegen würde sogar das schwache französische | |
| Inlandsflugverbot helfen, das Klimaschützer*innen zu wenig | |
| wirkungsvoll finden. Es gilt nämlich nur für Strecken, die per | |
| Direktverbindung mit dem Zug in höchstens zweieinhalb Stunden zurückzulegen | |
| sind. Viele Inlandsflüge sind also weiter erlaubt. | |
| Aber: Immerhin gibt es in Frankreich erste Einschränkungen für die | |
| Flugbranche, die immer weiter wachsen will und massiv gegen Klimapolitik | |
| lobbyiert. Deutschland muss dringend nachziehen. Nicht durch künstliche | |
| Aufregung über einen einzelnen, wenn auch skandalösen Baerbock-Flug. | |
| Sondern durch politische Handhabe. Eine richtige Kerosinsteuer und ein | |
| Verbot für Inlandsflüge sind überfällig. Denkbar wäre auch die Zuteilung | |
| von Flugrechten pro Person. Ein Flug pro Jahr und Kopf – wer mehr will, | |
| muss anderen ein Zertifikat abkaufen, die ihres nicht nutzen. Oder eine | |
| Steuer auf Flugtickets, die steigt, je öfter man fliegt. Es gibt Wege. | |
| 5 Jul 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/em-politiker-100.html | |
| [2] /Kurzstreckenfluege-bei-EM/!6018221 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Schwarz | |
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