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# taz.de -- BSW im Saarland: Kleine saarländische Brandmauer
> Die Landesvorsitzende Astrid Schramm sorgt für bundesweiten Krach in der
> Wagenknecht-Truppe. Grund sind Äußerungen zur AfD.
Bild: Mit Querelen hat sie aus ihrer Zeit bei der Linken Erfahrung: Astrid Schr…
Berlin taz | Mit wenigen Worten hat Astrid Schramm in ihrer noch jungen
Partei für große Unruhe gesorgt. Die 68-Jährige ist die Landesvorsitzende
des [1][Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW)] im Saarland, des ersten
Landesverbands in einem westdeutschen Bundesland. Der wurde erst im März
diesen Jahres gegründet und hat nur 30 Mitglieder. Obwohl diese allesamt
handverlesen wurden, gibt es bereits Krach, der bundesweit nachhallt.
Dem Saarländischen Rundfunk sagte Schramm jüngst, sie könne sich durchaus
vorstellen, in kommunalen Parlamenten mit der [2][AfD] zusammenzuarbeiten,
wenn es inhaltliche Schnittmengen gebe. Koalitionen mit der rechtsextremen
Partei schloss sie dagegen aus. Schramms Co-Landesvorsitzender im Saarland
Randolf Jobst war darüber entsetzt und trat mit sofortiger Wirkung von
seinem Amt zurück.
Er habe die Bundesspitze seiner Partei mehrfach gebeten, klarzustellen,
dass es keinerlei Zusammenarbeit mit der AfD geben dürfe, gab er als
weiteren Grund an. Da eine solche Klarstellung nicht erfolgt sei, habe er
die Reißleine gezogen, so Jobst. Er ist Bäckermeister im saarländischen
Merzig, wo Parteichefin Sahra Wagenknecht und ihr Mann Oskar Lafontaine
leben.
In dieser Woche kehrte auch Volker Schneider dem BSW-Landesvorstand den
Rücken. Der 69-Jährige ist im BSW ein Schwergewicht: Er saß von 2005 bis
2009 für die Linkspartei im Bundestag, gilt als Vertrauter von Oskar
Lafontaine und als dessen Strippenzieher. Er werde weiter Mitglied des BSW
bleiben, da er die Ziele der Partei nach wie vor unterstütze, sagte
Schneider dem Saarländischen Rundfunk. Mit dem Vorstand im Saarland könne
er aber nicht mehr zusammenarbeiten.
## Gegen strikte Abgrenzung
Der BSW-Generalsekretär Christian Leye sah sich daraufhin gezwungen zu
erklären, dass seine Partei weder Koalitionen noch eine aktive
Zusammenarbeit mit der AfD plane. Man werde aber nicht aus Prinzip gegen
jeden AfD-Antrag stimmen, stellte er klar: So weit reicht die Brandmauer
beim BSW nicht. Durch die Ergebnisse der Europawahlen sieht er sich
bestätigt. Mit ihrem strikten Abgrenzungskurs hätten die anderen Parteien
die AfD nur stärker gemacht, meint Leye.
Im Saarland ist Astrid Schramm jetzt alleinige BSW-Vorsitzende, und bildet
mit sieben weiteren Personen den Vorstand. Querelen ist die gelernte
Industriekauffrau gewohnt: Ihre frühere Partei, die saarländische Linke,
war von jahrelangen Machtkämpfen geprägt. Die ehemalige Landesvorsitzende
der Linken im Saarland stellte zuletzt sogar Strafanzeige gegen ihren
Nachfolger und Spitzenkandidaten ihrer damaligen Partei, Thomas Lutze: Sie
warf ihm vor, seine Wahl 2021 manipuliert und Stimmen gekauft zu haben, die
Vorwürfe konnten aber nie erhärtet werden. Lutze sitzt inzwischen für die
SPD im Bundestag, die Scharmützel setzen sich nun im BSW fort.
Noch in diesem Jahr will das BSW in ganz Deutschland Landesverbände
gründen: Diesen Plan gab die Parteispitze jetzt bekannt. Das wären zwölf
weitere Landesverbände, neben den bereits gegründeten in Sachsen,
Thüringen, Brandenburg, wo im September Landtagswahlen anstehen, und im
Saarland. Bundesweit hat das BSW derzeit gerade mal 700 Mitglieder.
Die aktuellen Querelen im Saarland versucht Schramm kleinzureden: Die
Rücktritte hätten sich schon vor Wochen angekündigt. Seine Arbeit werde ihr
Landesvorstand „wie bisher“ fortsetzen, die frei gewordenen Positionen
würden bei der nächsten Mitgliederversammlung besetzt. Ein BSW-Parteitag
ist im Saarland aber bisher nicht geplant.
20 Jun 2024
## LINKS
[1] /Fabio-de-Masi-ueber-BSW-Ergebnis/!6016554
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## AUTOREN
Daniel Bax
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Saarland
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