# taz.de -- Autofahrer sollen Radlern weichen: Flanieren erwünscht | |
> Auf der viel befahrenen Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg sollen | |
> Radler und Fußgänger mehr Raum bekommen – und langfristig die Autos | |
> verdrängen. | |
Bild: Und gleich kommt der nächste Schwung Autofahrer oder die Tram: Blick auf… | |
In vielerlei Hinsicht ist die Schönhauser Allee eine typische Berliner | |
Hauptstraße: Sie ist fast immer voll, hier verkehren Autos und Trams, | |
Radler und U-Bahn. Konflikte zwischen Auto- und Radfahrern sowie Fußgängern | |
sind an der Tagesordnung. Daran könnte sich etwas ändern: Zunächst soll ab | |
dem Frühjahr auf einem Teilstück Radlern und Fußgängern mehr Platz | |
eingeräumt werden, sagte der Pankower Baustadtrat Jens-Holger Kirchner | |
(Grüne) am Sonntag der taz. Langfristig wünscht er sich, die Fahrbahnen für | |
Autos auf einer Seite der Hochbahn zu konzentrieren. | |
Zuerst soll im Wesentlichen vor dem Einkaufszentrum Schönhauser Allee | |
Arkaden mehr Raum für Passanten und Radler geschaffen werden. Parkplätze | |
zwischen Stargarder und Wichertstraße würden für Autos gesperrt und zum | |
Beispiel als Sitzmöglichkeiten genutzt. „Um zu zeigen, dass nicht die Welt | |
untergeht, wenn den Autos ein wenig Raum weggenommen wird“, so Kirchner. | |
Wie das genau aussieht, werde in den kommenden Wochen zwischen Bezirk, dem | |
Eigentümer der Allee-Arkaden, der der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung | |
unterstellten Verkehrslenkung Berlin und der BVG ausgehandelt. | |
Denn die Zuständigkeiten sind kompliziert: Die Schönhauser Allee ist eine | |
Hauptverkehrsstraße und untersteht dem Land, der Platz vor den Arkaden | |
gehört dem Einkaufszentrum, dazwischen verlaufen Radweg und Tramschienen; | |
und dahinter wiederum thront die U-Bahn, die hier als Hochbahn verläuft. | |
Pläne, auf der Straße etwas zu verändern, gibt es schon länger: Bereits | |
2012 habe sich der Bezirk laut Kirchner an die Senatsverwaltung für | |
Stadtentwicklung und Verkehr gewandt – ohne Resonanz. Vor den Sommerferien | |
jedoch organisierte die Senatsverwaltung einen Workshop, auf dem namhafte | |
Architekten Ideen für eine deutlich veränderte Nutzung der Straße | |
entwickelten, in der Regel auf Kosten der Autofahrer. | |
Das ist nötig: Für Radfahrer ist die Schönhauser Allee ein | |
Unfallschwerpunkt; die vorhandenen oftmals brechend vollen Radwege auf dem | |
Bürgersteig sind längst nicht mehr nutzungspflichtig. „Wir müssen darüber | |
diskutieren, wie der öffentliche Raum in dieser Stadt verteilt ist“, betont | |
Kirchner. Veränderungen ließen sich indes nur „nach und nach“ umsetzen. E… | |
entsprechend großer Schritt wäre es für den grünen Stadtrat, den Abschnitt | |
zwischen Stargarder und Wichertstraße zum verkehrsberuhigten Bereich zu | |
machen, vielleicht in drei bis fünf Jahren. Spätestens damit würde der | |
Autoverkehr ausgebremst. | |
Kirchner sieht gute Chancen, dass es so weit kommt. In vielen Abteilungen | |
der Verkehrsverwaltung und auch innerhalb der SPD habe ein Umdenken weg von | |
der Privilegierung der Autofahrer eingesetzt, glaubt er. Und er könnte | |
damit richtig liegen: „Dass hier etwas geschehen muss, ist klar“, sagte am | |
Sonntag Martin Pallgen, Sprecher von Stadtentwicklungssenator Andreas | |
Geisel (SPD), profitieren müssten Radler und Fußgänger. Wie das aussehen | |
wird, sei jedoch vor allem Sache des Bezirks. | |
7 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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