# taz.de -- Das war die Woche in Berlin II: Nun soll es endlich rund laufen | |
> Am Moritzplatz erhalten die Radfahrer mehr Raum im Kreisverkehr. Das ist | |
> prima – nur leider sind die Radwege drum herum absurd schlecht oder gar | |
> nicht vorhanden. | |
Bild: Radfahren macht Spaß, kann aber gefährlich sein | |
Kann man den Kreis neu erfinden? Am Kreuzberger Moritzplatz mit seinem | |
gefährlichen Kreisverkehr versucht die Verkehrslenkung Berlin genau das. | |
Die Radwege im Rund werden deutlich verbreitert, auf maximal 3,4 Meter, und | |
sie werden sichtbarer gemacht durch eine rote, abriebresistente Markierung, | |
die Bauarbeiter seit Anfang der Woche nach und nach auftragen. Noch | |
wichtiger: Es gibt nun eine zweite Spur für Radler, die den Kreisverkehr | |
verlassen wollen. So soll „ein besseres und nachvollziehbareres Miteinander | |
der Verkehrsteilnehmer gefördert werden“, lässt die zuständige | |
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Donnerstag mitteilten. | |
Das ist bitter nötig: Jeder fünfte Verkehrsteilnehmer am Moritzplatz ist | |
laut der Senatsverwaltung ein Radler. Zwischen 2012 und 2014 haben sich | |
hier 157 Unfälle ereignet, bei 69 davon wurden Menschen verletzt, in aller | |
Regel Radfahrer. Als gefährlich bekannt ist vor allem der Weg aus dem | |
Kreisverkehr heraus. Da soll die breit aufgetragene frische Farbe auf der | |
Straße helfen. | |
Keine schlechte Idee. Es ist lobenswert, dass Radlern nach und nach mehr | |
Platz auf Berlins Straßen eingeräumt wird. Leider zeigt eine erste | |
Testrunde im Moritzplatzrund: Autofahrer sind es weiterhin eher früher als | |
später leid, Rücksicht zu nehmen, und brettern trotz ankommenden Radlern in | |
den Kreisverkehr. An die Tatsache, dass selbst Radler mal Vorfahrt haben, | |
haben sich viele bisher nicht gewöhnt. Und leider schaffen es auch alle | |
Radfahrer, sich in die richtige Spur einzuordnen. | |
Für den Moritzplatz gilt zudem: Auch wenn man nun relativ sicher im Kreis | |
fahren kann, bringt einen das verkehrstechnisch nicht viel weiter: Der | |
Platz mit seinem schicken neuen Streifen ist eine Insel inmitten eines | |
wilden Radwegdschungels. Entlang der kreuzenden Oranienstraße sind diese | |
sehr schmal, durch die Wurzeln der Bäume uneben geworden oder zugewachsen; | |
östlich des Platzes fehlen sie völlig. Das Rad(fahren) wird so nicht neu | |
erfunden. | |
22 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
## TAGS | |
Fahrrad | |
Unfall | |
Berlin-Kreuzberg | |
Fahrrad | |
Fahrrad | |
Prenzlauer Berg | |
Polizei Berlin | |
Friedrichshain-Kreuzberg | |
Fahrrad | |
Staatsbesuch | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Mehr Platz für Radler in Berlin: Das Volk soll selbst schalten | |
Mit einem „Volksentscheid Fahrrad“ sollen RadlerInnen endlich ein größeres | |
Stück vom Straßenkuchen abbekommen. Nur der ADFC zögert. | |
Radfahren in Berlin: „Ich rate zum Helm“ | |
Unfallforscher Siegfried Brockmann über die Ursachen schwerer | |
Fahrradunfälle, Notbremsassistenten, Alleinunfälle und eine mangelnde | |
Infrastruktur. | |
Autofahrer sollen Radlern weichen: Flanieren erwünscht | |
Auf der viel befahrenen Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg sollen Radler | |
und Fußgänger mehr Raum bekommen – und langfristig die Autos verdrängen. | |
Das war die Woche in Berlin II: Die haben doch ein Rad ab! | |
Berlins Polizeipräsident ist mit einem flotten Rad unterwegs. Aber ist das | |
auch verkehrssicher? | |
Verkehr in Berlin: Radler auf breiter Spur | |
Mit neuen Markierungen soll die Zahl der Unfälle am Moritzplatz in | |
Kreuzberg verringert werden. Die Fahrradlobby ist begeistert. | |
Protest gegen Verkehrspolitik: Radler erobern die Stadtautobahn | |
In Berlin, Düsseldorf und Hamburg demonstrieren über 100.000 Radfahrer für | |
eine bessere Infrastruktur. Sie fordern mehr Rücksicht. | |
Blockierte Radwege: Radler hinter, vor und neben Gittern | |
Klassische Radwege sind ohnehin oft eine Zumutung. Vielfach werden sie | |
einfach zugestellt – und manchmal sogar von der Polizei. |