# taz.de -- Atommüll-Zwischenlager in NRW: Kein strahlender Müll in Würgassen | |
> Der Bund verzichtet überraschend auf das geplante | |
> Atommüll-Logistikzentrum im Dreiländereck. Das bedeutet auch weniger | |
> riskante Atomtransporte. | |
Bild: Erfolgreicher Protest: Würgassen hat ausgestrahlt | |
GÖTTINGEN taz | Überraschende Entscheidung: Das [1][umstrittene | |
Atommüllzwischenlager im nordrhein-westfälischen Würgassen] wird nicht | |
gebaut. Dort sollten die für das Endlager Schacht Konrad bestimmten schwach | |
und mittelradioaktiven Abfälle gesammelt und gebündelt werden. Auch | |
anderswo in Deutschland werde es kein „Logistikzentrum für [2][das Endlager | |
Konrad]“ (LoK) geben, teilte Bundesumweltministerin Steffi Lemke am | |
Dienstag mit: „Wir haben uns dafür entschieden, das Verfahren zu beenden.“ | |
Das LoK lasse sich nicht mehr rechtzeitig realisieren, um wie ursprünglich | |
geplant den Atomabfall in das Endlager Konrad einlagern zu können, hieß es | |
zur Begründung. „Ein zu spät fertig werdendes Logistikzentrum wäre nach | |
sorgfältiger Abwägung aller Fakten eine milliardenschwere Fehlinvestition, | |
die es zu vermeiden gilt.“ | |
Insgesamt wurden für die LoK-Planung bislang rund 60 Millionen Euro | |
ausgeben, die nun eingesparten Kosten für den Betrieb des Zwischenlagers | |
wurden auf knapp 2 Milliarden Euro geschätzt. Noch im August war die | |
Entsorgungskommission des Bundes (ESK) zu dem Ergebnis gelangt, dass ein | |
Logistikzentrum für die optimierte Anlieferung an das Endlager Konrad | |
erforderlich ist. | |
Das LoK sollte auf dem Gelände des stillgelegten Atomkraftwerks Würgassen | |
im Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen, | |
entstehen. Die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) wollte | |
dort eine 325 Meter lange, 125 Meter breite und 16 Meter hohe Halle bauen. | |
Ab 2029 sollte sie sämtlichen in Deutschland angefallenen [3][schwach- und | |
mittelradioaktiven Müll] aufnehmen – beispielsweise Pumpen, Rohre, | |
Schutzkleidung, verstrahltes Abbruchmaterial aus den Atomkraftwerken, aber | |
auch Abfälle aus der Medizin und Forschung, insgesamt rund 300.000 | |
Kubikmeter. | |
## 24/7 Atomtransporte waren geplant | |
In seinen geschätzt 30 Betriebsjahren wäre das LoK quasi rund um die Uhr | |
von Lastwagen und Zügen angefahren worden, die den strahlenden Schrott | |
anliefern und – teils neu sortiert – wieder abholen sollten, um ihn nach | |
Salzgitter weiterzutransportieren. | |
Bürgerinitiativen, Bürgermeister und Kommunalparlamente in allen drei | |
Anrainer-Bundesländern machten seit Jahren dagegen mobil. Sie | |
argumentierten, die BGZ habe den [4][potenziell durch Hochwasser | |
gefährdeten Standort] ohne ein vernünftiges Genehmigungsverfahren und ohne | |
Beteiligung der Öffentlichkeit durchgedrückt. Außerdem würden sich mit LoK | |
die gefährlichen Atommülltransporte durch Deutschland deutlich vermehren, | |
die vorhandene eingleisige Bahnlinie werde durch die Fuhren völlig | |
überlastet. | |
## Ungewissheit über Schacht Konrad | |
„Der unerschütterliche Einsatz der Gegner des Atommülllagers hat sich | |
ausgezahlt“, kommentierte Dirk Wilhelm von der Bürgerinitiative Atomfreies | |
3-Ländereck die Entscheidung Lemkes. Die BGZ erklärte, sie werde sich jetzt | |
auf Alternativen für die Belieferung des Endlagers Konrad konzentrieren. | |
Dabei ist ungeklärt, ob das überhaupt in Betrieb geht. Denn die | |
Umweltverbände BUND und NABU haben beim zuständigen Land Niedersachsen den | |
Widerruf der Baugenehmigung beantragt. Die Kritik: [5][Konrad entspreche | |
nicht dem Stand von Wissenschaft und Technik], es handele sich um ein altes | |
Bergwerk, es habe kein vergleichendes Auswahlverfahren gegeben. | |
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) will noch vor | |
Weihnachten bekanntgeben, ob er dem Antrag statt gibt. | |
12 Dec 2023 | |
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## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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