# taz.de -- Antikriegsproteste in Russland: Tausende Festnahmen | |
> In vielen russischen Städten kommt es zu Protesten gegen Putins Krieg in | |
> der Ukraine. Sicherheitskräfte gehen brutal gegen DemonstrantInnen vor. | |
Bild: Mit harter Hand: Festnahme eines Demonstranten am Sonntag in Sankt Peters… | |
BERLIN taz | Die russischen MenschenrechtlerInnen Swetlana Gannuschkina und | |
Oleg Orlow sind erneut vorübergehend festgenommen worden. Sie sei am | |
Sonntag am „Manegenplatz“ gewesen, so Gannuschkina gegenüber der taz, weil | |
auf diesem [1][eine Antikriegsaktion] angekündigt gewesen sei. „Aber als | |
ich dort war, war nichts zu sehen. Nur jede Menge Polizisten und Oleg Orlow | |
von Memorial waren vor Ort.“ | |
Doch als Orlow ein Plakat mit der Aufschrift „Frieden der Ukraine, Freiheit | |
für Russland“ hochgehalten hatte, fotografierte ihn Gannuschkina. Sie sah | |
noch, wie eine Passantin applaudierte und anschließend Orlow und die | |
Passantin von Sicherheitskräften auf die nächste Polizeistation gebracht | |
wurden. Dann machte sich Gannuschkina wieder auf den Weg nach Hause. | |
Doch an der U-Bahn wurde sie von einem Polizisten angehalten, eine Kamera | |
mit Gesichtserkennung hatte sie erkannt. Drei Stunden sei sie auf der | |
Polizeiwache festgehalten worden. Der Vorwurf: sie habe sich am 27. Februar | |
an einer nicht genehmigten Mahnwache gegen den Krieg beteiligt. | |
Gannuschkina, die am Sonntag 80 Jahre alt wurde, bestreitet den Vorwurf. | |
„Ich konnte nicht nicht gegen den Krieg protestieren“ sagte Oleg Orlow der | |
taz. „Ich habe in dieser Situation meine Verantwortung gespürt. Ich sehe | |
doch, dass das, was mein Land in der Ukraine macht, die Zivilbevölkerung | |
tötet. Ich scheue mich nicht zu sagen, was ich denke. Ich war auch im | |
Donbass und habe beschrieben, wie beide Seiten die Zivilbevölkerung | |
beschossen haben. Doch heute ist es einzig unser Land, welches dort | |
Menschen tötet“, so Orlow. | |
## Passanten klatschen | |
Schön sei es gewesen, zu sehen, dass Passanten ihm applaudiert hätten. Bei | |
der Polizei angekommen, habe er gesehen, dass auch sehr viele junge | |
Menschen festgenommen worden seien, so Orlow. Gannuschkina und Orlow waren | |
in der Tat nicht die einzigen, die am Sonntag protestiert hatten. In | |
zahlreichen Städten, darunter Sankt Petersburg, Wladiwostok, Woronesch, | |
Irkutsk, Rostow-am-Don, Tomsk, Chabarowsk und Wolgograd fanden | |
Protestaktionen statt. | |
Mit Stand vom Montag früh seien [2][mindestens 4.946 Menschen in insgesamt | |
69 russischen Städten wegen Antikriegsaktionen festgenommen worden], | |
berichtet das Portal ovd.news. Davon alleine 2.363 Personen in Moskau. Die | |
Protestierenden hätten Plakate wie „Im Krieg gibt es nur Verlierer“ und | |
„Nein zum Krieg“ hochgehalten. | |
Vor wenigen Tagen hatte die russische Generalstaatsanwaltschaft vor einer | |
Teilnahme an Aktionen gegen den Krieg gewarnt. Extremistische | |
Organisationen, zitiert das Portal tjournal.ru die | |
Generalstaatsanwaltschaft, hätten zu „vermeintlich friedlichen“ | |
Antikriegsaktionen gegen die „militärische Sonderoperation zum Schutz der | |
Volksrepubliken Donezk und Luhansk“ aufgerufen. Eine Teilnahme an | |
derartigen Aktionen, so die Generalstaatsanwaltschaft, sei vergleichbar mit | |
der Aktivität einer extremistischen Organisation. Darauf stünden bis zu | |
sechs Jahre Gefängnis. | |
7 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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