# taz.de -- 40 Millionen für Pankower Gymnasium: Giffey macht Schule | |
> Das Gymnasium am Europasportpark wird nun doch saniert, obwohl eigentlich | |
> kein Geld da sein sollte. Die Ausnahme dürfte für Aufmerksamkeit sorgen. | |
Bild: Regierende Giffey, Schulsenatorin Busse (beide SPD) und Schulstadträtin … | |
BERLIN taz Rund eine Stunde dauerte das Krisengespräch bei der Regierenden | |
Bürgermeisterin im Roten Rathaus, dann war am Freitagnachmittag klar: | |
[1][Das Gymnasium am Europasportpark] wird für 40 Millionen Euro saniert – | |
und dass, obwohl der rot-grün-rote Senat die extrem marode Schule erst | |
kürzlich von der Investitionsplanung des Landes gestrichen hatte. Die | |
Pankower Schule ist der erste Fall, bei der die Finanzverwaltung | |
nachträglich so viel Geld für ein Sanierungsvorhaben locker gemacht wird. | |
„Wir haben es hier mit einem Sonderfall zu tun, von dem ich mir letzte | |
Woche vor Ort selbst ein Bild gemacht habe. Nach dem Besuch habe ich | |
entschieden, alle Akteure schnellstmöglich zu einem Gespräch einzuladen“, | |
begründete Giffey am Freitag den ungewöhnlichen Schritt. Auch | |
Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) und eine Vertreterin der | |
Finanzverwaltung saßen am Freitag mit am Tisch. Mit den 40 Millionen Euro | |
für die Schule am Europasportpark, die on top kommen, stünden nun über 2 | |
Milliarden Euro für die Schulbauoffensive alleine in 2022/23 zur Verfügung, | |
sagte Giffey. | |
Die Kernsanierung des DDR-Plattenbaus an der Kniprodestraße soll im | |
Schuljahr 2024/25 starten. Im Sommer 2027 will man fertig sein. Weil das | |
Gebäude so baufällig ist, dass auch eine Notschließung nach den | |
Herbstferien im Raum stand, sollen aber bereits kurzfristig Maßnahmen her. | |
Ab Januar ziehen die Oberstufenklassen in ein ehemaliges Bürogebäude in der | |
Landsberger Allee – auch, um die überbelegte Schule zu entlasten. Teilweise | |
findet der Unterricht im Keller statt. | |
Während der Kernsanierung ab 2024 soll dann die ganze Schule in das | |
ehemalige Umspannwerk von Vattenfall in Wilhelmsruh ausgelagert werden. Die | |
„Prüfungen zur Nutzung“ seien „weit vorangeschritten“, hieß es am Fre… | |
aus der Senatskanzlei. | |
Für den Bezirk und die Eltern der Schule, die in den vergangenen Wochen | |
viel Presse mobilisiert und auch am Freitag nochmal eine Demo vors Rote | |
Rathaus organisiert hatten, ist das Ergebnis des Runden Tischs mit der | |
Regierenden ein Erfolg: „Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen“, | |
sagte Gesamtelternvertreter André Mors. Ein „kleiner Wermutstropfen“ sei, | |
dass der Ausweichstandort in Wilhelmsruh recht weit entfernt sei. | |
## Extreme Not | |
Pankows Schulstadträtin Dominique Krössin (Linke) sagte schlicht: „Ich bin | |
erleichtert.“ Krössin merkte allerdings auch an, dass „derselbe Senat, der | |
die Schule von der Investitionsplanung gestrichen hat, diese Entscheidung | |
nun komplett revidiert hat“. Das zeige, wie „extrem die Not bei der | |
Schulbauoffensive“ sei, denn offensichtlich stünden nicht genug Mittel | |
bereit. | |
Die Bezirke hatten im Sommer kritisiert, dass viele Sanierungsvorhaben aus | |
der Investitionsplanung gefallen seien. Tausende Schulplätze würden damit | |
in den nächsten Jahren gefährdet oder könnten gar nicht erst geschaffen | |
werden. Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) hatte hingegen argumentiert, | |
die Planung sei „überzeichnet“ gewesen. | |
Das Pankower Gymnasium ist nun die erste Schulbaustelle, für die eine | |
sogenannte [2][Öffnungsklausel Anwendung] findet: Die hatte die | |
Finanzverwaltung für besonders dringliche Bedarfsfälle in Aussicht | |
gestellt, die aus welchen Gründen auch immer aber nicht in der | |
Investitionsplanung auftauchen. Allerdings hatten einige Bezirksstadträte | |
bezweifelt, ob sich diese versprochene Hintertür wirklich öffnen lassen | |
würde. Schließlich will der Finanzsenator, das ist Bedingung, erstmal | |
überzeugt werden von der Dringlichkeit. | |
Dass die Pankower Schule nun in den Genuss der Öffnungsklausel kommt, | |
dürfte [3][in den anderen Bezirken mit einigem Interesse registriert | |
werden]. Krössin selbst hat mit dem Max-Delbrück-Gymnasium und dem | |
Rosa-Luxemburg-Gymnasium noch zwei weitere Großbaustellen im Bezirk, für | |
die sie jetzt nachverhandeln will. Ob es dafür auch wieder das Einschreiten | |
der Regierenden braucht, wird sich zeigen. | |
11 Nov 2022 | |
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## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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