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# taz.de -- 20 Jahre „Ya Basta“-Netzwerk: Das revolutionäre Begehren stär…
> Das „Ya Basta“-Netzwerk feierte im Wendland die Solidarität mit den
> Zapatisten in Mexiko. Thema war auch die radikale Linke in Deutschland.
Bild: Nicht das Wendland, sondern Xochimilco
Offene, strahlende Gesichter, viel Musik und Bereitschaft zur
Selbstorganisation, gutes Essen und ein sternenklarer Himmel: So lässt sich
die Atmosphäre beschreiben, die das 20. „Rebellische Zusammentreffen“ des
„Ya Basta“-Netzwerks im Wendland geprägt hat.
„Ya Basta“ (zu Deutsch: „Es reicht“) versteht sich als Solidaritätsnet…
mit den Zapatistas, jener Gruppe Indigener, die sich im Süden Mexikos seit
langer Zeit im stetigen Kampf mit dem mexikanischen Staat um den Erhalt
ihrer Lebensgrundlagen befinden. Als Reaktion auf die repressive
Vorgehensweise des Staates hat sich seit jeher innerhalb verschiedener
indigener Gruppen Widerstand formiert – die Zapatistas dürften seit ihrem
bewaffneten Aufstand in den neunziger Jahren die wohl prominenteste unter
ihnen darstellen.
Am ersten „Intergalaktischen Treffen für die Menschheit und gegen den
Neoliberalismus“, zu dem die Zapatistas vor zwanzig Jahren einluden, nahmen
3.000 Menschen aus 40 Ländern teil. Damals entstand auch das „Ya
Basta“-Netz in Deutschland.
Zur Feier des Jubiläums dauerte das diesjährige Treffen fast eine ganze
Woche, und zusätzlich zu den sonst üblichen ausführlichen Diskussionen und
abendlichen Gesprächen am Lagerfeuer gab es Konzerte, Theatervorführungen
und diverse Workshops.
Menschen aus dem Südosten der Türkei und dem Norden Syriens waren
angereist, um über die Situation der Kurden zu informieren.
Eine Journalistin, die seit Jahren in Indonesien lebt, berichtete über
Widerstandsbewegungen in dem 250 Millionen Einwohner umfassenden
Inselstaat: „Die Linke in Indonesien ist hauptsächlich muslimisch geprägt
und fokussiert sich auf lokale Kämpfe um Landbesitz, wohingegen die Linke
in den Städten eher hedonistisch und westlich geprägt ist, außerdem ist
Kommunismus dort noch bis heute gesetzlich verboten“, berichtete sie.
Hoffnungsvolle Neuigkeiten gab es aus Honduras: Ein Film zeigte die Erfolge
eines Zusammenschlusses indigener Gemeinden („Copinh“) im Kampf gegen die
Errichtung eines Wasserkraftwerks: „Wir müssen verlernen, ängstlich zu sein
und das revolutionäre Begehren stärken“, forderte eine Aktivistin im Film
energisch, während im Hintergrund Planierraupen sämtliches Grün in Grund
und Boden walzten.
## Was will die GIZ?
Immer wiederkehrendes Thema während des Treffens waren die primär
ökonomischen Interessen der deutschen GIZ (Gesellschaft für Internationale
Zusammenarbeit) in Ländern des globalen Südens sowie die Frage, ob und wie
Internationalismus mehr bedeuten kann als passive Solidarität.
Diskutiert wurde auch über Kritik an der radikalen Linken in Deutschland:
„Wenn ihr die Gesellschaft hasst, wie könnt ihr dann eine Revolution
wollen?“, warf ein Teilnehmender ein, der aus Rojava angereist war. „Eine
Revolution erfordert Veränderungen innerhalb der Gesellschaft, ihr müsst
raus aus der Subkultur!“ Seine These erhielt breite Zustimmung. Es gab aber
auch Gegenstimmen, die um den Verlust der linken Szene als Rückzugsort
fürchteten.
Viel Raum also für Inspirationen, gegenseitiges „Voneinander-Lernen“ und
kontroverse Diskussionen während dieser Tage – ganz im Sinne der
ursprünglichen Intention des Netzwerks. Auffällig war allerdings, dass das
allgegenwärtige Thema des internationalen Terrorismus an keiner Stelle
erwähnt wurde – gerade in einem offenen, undogmatischen Netzwerk wie „Ya
Basta“ scheint eine Positionierung zur Lage dringend erforderlich.
4 Aug 2016
## AUTOREN
Annika Glunz
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