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# taz.de -- +++ Wagner-Aufstand in Russland +++: Wagner-Söldner werden nicht b…
> Der Aufstand der Söldnertruppe Wagner ist beendet. Wladimir Putin lässt
> verkünden, auf eine Bestrafung Prigoschins und seiner Leute zu
> verzichten.
Bild: Wladimir Putin lässt Prigoschin und seiner Truppe Straffreiheit zusagen
## Wagner-Chef und seine Kämpfer werden nicht strafrechtlich verfolgt
Im Gegenzug für die Beendigung ihres Aufstands werden der Chef der
russischen Söldner-Truppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, und seine Kämpfer
nach Angaben des Kremls nicht strafrechtlich verfolgt. Nach dem von Minsk
vermittelten Rückzug der Wagner-Kämpfer werde Prigoschin sich nach Belarus
begeben und müsse kein Strafverfahren in Russland fürchten, sagte
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Samstagabend vor Journalisten.
Auch Prigoschins Söldner sollen demnach straffrei bleiben. „Niemand wird
sie strafrechtlich verfolgen“, sagte Peskow. „Wir haben immer ihre
heldenhaften Taten an der Front respektiert.“
Am Freitagabend war der seit Langem schwelende Machtkampf zwischen
Prigoschin und der russischen Militärführung eskaliert. Wagner-Kämpfer
marschierten von der Ukraine aus mit dem Ziel nach Russland ein, die
Militärführung in Moskau zu stürzen. Am Samstag drangen die Söldner nach
Angaben der Regionalregierung bis in russische Region Lipezk rund 400
Kilometer südlich von Moskau vor. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB
hatte wegen des Aufstandes ein strafrechtliches Verfahren wegen
„bewaffneter Meuterei“ eingeleitet.
Am Abend verkündete Prigoschin schließlich überraschend den Rückzug seiner
Kämpfer, um ein Blutvergießen in Russland zu verhindern. Den Rückzug hatte
der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko in Absprache mit dem
russischen Präsidenten Wladimir Putin ausgehandelt. Der Kreml dankte
Lukaschenko in seiner Erklärung für seine Dienste als Vermittler und die
Aushandlung einer „Lösung ohne neue Verluste“. Die Vereinbarung mit
Prigoschin habe „ein Blutbad verhindern“ sollen, hieß es weiter.
Zugleich betonte der Kreml, der Aufstand der Wagner-Truppe beeinträchtige
„keinesfalls“ die russische Offensive in der Ukraine. (afp)
## Selenski fordert Russen zum Sturz von Kremlchef Putin auf
Angesichts des Aufbegehrens der russischen Söldnertruppe Wagner hat der
ukrainische Präsident Wolodimir Selenski zum Sturz von Präsident Wladimir
Putin aufgerufen. „Je länger dieser Mensch im Kreml ist, desto größer wird
die Katastrophe“, sagte Selenski am Samstag in seiner täglichen
Videobotschaft – diesmal aber auf Russisch und an die Russen gerichtet. Je
länger die russischen Truppen in der Ukraine seien, desto mehr Verwüstung
würden sie später nach Russland bringen. Der Sieg der Ukraine nach dem
russischen Einmarsch vor 16 Monaten sei dabei „gewiss“, zeigte Selenski
sich erneut zuversichtlich.
Gleichzeitig forderte Selenski den Westen auf, ohne Rücksicht auf Moskau
der Ukraine jetzt F-16-Kampfjets und Raketen mit größerer Reichweite zu
liefern. Sein Land schütze Europa vor dem „russischen Chaos“. Die Nato
solle die Ukraine aufnehmen, forderte er. „Das Gipfeltreffen in Vilnius im
Juli ist eine historische Chance für echte Lösungen, ohne auf Russland zu
schauen“, unterstrich der ukrainische Staatschef. (dpa)
## Wagner-Gruppe zieht sich zurück
Wagner-Kämpfer beginnen ihren Abzug aus Rostow am Don, wie ein Mitarbeiter
der Nachrichtenagentur Reuters von vor Ort berichtet. Der belarussische
Präsident Alexander Lukaschenko hat nach Angaben der staatlichen
Nachrichtenagentur Belta am Samstagabend ein zweites Mal mit Russlands
Staatschef Wladimir Putin telefoniert. Darin habe er ihn über das Ergebnis
seiner Gespräche mit Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin informiert. Das
russische Präsidialamt und Putin selbst äußerten sich zunächst nicht. (rtr)
## Prigoschin ordnet Stopp des Vormarsches an
Der Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hat den Vormarsch seiner Truppen auf die
russische Hauptstadt Moskau nach eigenen Angaben gestoppt. „Unsere Kolonnen
drehen um und gehen in die entgegengesetzte Richtung in die Feldlager
zurück“, sagte er am Samstag in einer von seinem Pressedienst auf Telegram
veröffentlichten Sprachnachricht. Bislang sei „nicht ein Tropfen Blut
unserer Kämpfer“ vergossen worden, sagte Prigoschin. „Jetzt ist der Moment
gekommen, wo Blut vergossen werden könnte.“ Deshalb sei es Zeit, die
Kolonnen umdrehen zu lassen.
Unmittelbar zuvor hatte der Pressedienst des belarussischen Machthabers
Alexander Lukaschenko mitgeteilt, dass dieser Prigoschin zur Aufgabe
bewogen habe. „Prigoschin hat den Vorschlag von Belarus' Präsident
Alexander Lukaschenko zum Anhalten seiner Bewaffneten aus der Wagner-Truppe
und weiteren Schritten zur Deeskalation angenommen“, hieß es in einer
Pressemitteilung des Präsidialamts der staatlichen Nachrichtenagentur Belta
zufolge.
Lukaschenko habe sich in Absprache mit Russlands Präsident Wladimir Putin
als Vermittler eingeschaltet, hieß es weiter. Prigoschin erwähnte
Lukaschenko in seiner Sprachnachricht nicht ausdrücklich. (dpa)
## Ukraine: Neue Offensiven im Osten des Landes mit Geländegewinnen
Inmitten der Krise in Russland hat die Regierung in Kiew über neue
Offensiven im Osten der Ukraine zum Zurückdrängen der russischen Armee
informiert. Die ukrainische Armee gehe gegen russische Stellungen in der
Nähe von Städten wie Orichowo-Wasyliwka, Bachmut und Klischtschiwka in der
Region Donbass vor, erklärte die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin
Hanna Maljar am Samstag. „Es gibt Fortschritte in allen Richtungen“,
versicherte sie.
Vize-Verteidigungsministerin Maljar hatte mit Blick auf den Aufstand der
Wagner-Söldner von einer „einmaligen Gelegenheit“ für Kiew gesprochen. Der
Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walery Saluschny,
versicherte, die ukrainische Gegenoffensive zum Zurückdrängen der
russischen Armee laufe „nach Plan“. (afp)
## Schützenpanzer und Sandsäcke an Abschnitt des Moskauer Autobahnrings
Wegen des Aufstands der Wagner-Söldner und deren geplantem Vorrücken in
Richtung der russischen Hauptstadt haben die Behörden an mindestens einem
Abschnitt des Moskauer Autobahnrings einen Kontrollpunkt eingerichtet. „Die
Sicherheitsmaßnahmen werden an einer Reihe von Ausfahrten verstärkt“,
berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Samstag. Auf
dem dazugehörigen Video waren Soldaten, ein Schützenpanzer und eine
Sandsacksperre zu sehen. Der Clip wurde demnach im Südwesten Moskaus an
einer Ausfahrt des Autobahnrings MKAD gedreht. (dpa)
## Söldner schon auf halbem Weg nach Moskau
Bei ihrem bewaffneten Aufstand gegen die russische Führung hat die
Söldnereinheit Wagner nach Behördenangaben auf dem Weg vom südrussischen
Rostow am Don nach Moskau inzwischen die Region Lipezk erreicht. „Den
Einwohnern wird dringend geraten, ihre Häuser nicht zu verlassen und auf
Fahrten mit Verkehrsmitteln zu verzichten“, schrieb der Gouverneur des
Gebiets, Igor Artamonow, am Samstag auf seinem Telegram-Kanal. Die Lage sei
aber unter Kontrolle. Lipezk befindet sich etwa auf halbem Weg zwischen
Rostow und Moskau – rund 400 Kilometer von der russischen Hauptstadt
entfernt.
Im Gegensatz zur weiter südlich gelegenen Region Woronesch gab es keine
Berichte über Kämpfe. Auf Videos waren aber in den Straßengraben gekippte
Lastwagen zu sehen. Sie waren offenbar eilig als Straßensperre aufgebaut
worden, um die Kolonne der Söldnereinheit Wagner aufzuhalten. Auf weiteren
Videos war zu sehen, wie Straßen aufgerissen und tiefe Gräben ausgehoben
werden. Auch dies sollte dazu dienen, die Söldner zu stoppen. Der
Krisenstab der Region Lipezk erklärte später, dass einige Straßen
beschädigt worden seien, um den Vormarsch der Wagner-Truppen zu bremsen.
(dpa)
## Biden spricht mit Scholz und Partnern über Entwicklung
US-Präsident Joe Biden hat sich mit Bundeskanzler Olaf Scholz, Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Rishi Sunak
über die Situation in Russland ausgetauscht. In dem Gespräch hätten die
Partner unter anderem ihre „unerschütterliche Unterstützung“ für die
Ukraine bekräftigt, teilte das Weiße Haus am Samstagmittag (Ortszeit) mit.
Biden sei am Morgen außerdem von seinem nationalen Sicherheitsteam über die
Entwicklungen in Russland unterrichtet worden. Ebenfalls anwesend bei dem
Briefing waren nach Angaben des Weißen Hauses unter anderem
Vize-Präsidentin Kamala Harris, der Nationale Sicherheitsberater Jake
Sullivan sowie Verteidigungs- und Außenminister Lloyd Austin und Antony
Blinken. (dpa)
## Verteidigungsministerium in Kiew reagiert mit Spott
Das ukrainische Verteidigungsministerium hat mit Spott auf den Aufstand der
russischen Söldnertruppe Wagner gegen die Militärführung in Moskau
reagiert. „Das Verteidigungsministerium der Ukraine fragt sich, warum die
russischen Soldaten noch in ihren schlammigen Schützengräben sind, anstatt
ihren Kameraden auf beiden Seiten des Konflikts zu Hilfe zu eilen“, hieß es
am Samstag in einer Erklärung des Ministeriums im Onlinedienst Twitter.
„Das wäre bei Weitem sicherer, als sich der ukrainischen Armee
entgegenzustellen“, hieß es weiter. (afp)
## Ex-Präsident Medwedew: Aufständische planen Staatsumsturz
Die Aufständischen der Söldner-Truppe Wagner planen nach Angaben des
Vizechefs des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, einen
Staatsumsturz. „Es ist offensichtlich, dass es sich um eine gut durchdachte
und geplante Operation handelt, deren Ziel es ist, die Macht im Lande zu
übernehmen“, sagte Medwedew am Samstag nach Angaben russischer Agenturen.
Die Aktionen derer, die den Militäraufstand organisiert hätten, passten
„voll und ganz in das Schema eines gut durchdachten und orchestrierten
Staatsumsturzes“, so der frühere russische Staatschef.
Medwedew schloss nicht aus, dass am Aufstand auch frühere Mitglieder
russischer Eliteeinheiten des Militärs beteiligt sein könnten – oder auch
ausländische Spezialisten. Das zeige das hohe Niveau der Vorbereitung des
Aufstandes und die gute Kontrolle der Truppenbewegungen. Den Chef der
privaten Wagner-Armee, Jewgeni Prigoschin, nannte Medwedew nicht
namentlich.
Bewaffnete Kolonnen der Söldner setzten sich am Samstag aus dem
südrussischen Rostow am Don in Richtung Moskau in Marsch. Medwedew, warnte,
dass ein Staatsstreich gegen die größte Atommacht „die Welt an den Rand der
Zerstörung zu bringen droht“. Die russische Führung werde ein solches
Szenario nicht zulassen, betonte er. (dpa)
## Moskau wappnet sich für Auseinandersetzung
Angesichts der Rebellion von Söldnerchef Jewgeni Prigoschin gegen die
russische Staatsführung wappnet sich die Hauptstadt Moskau für mögliche
gewaltsame Auseinandersetzungen. Während am Samstag im Süden der Stadt
Medienberichten zufolge bewaffnete Soldaten und Polizisten Positionen
bezogen, erklärte Bürgermeister Sergej Sobjanin bereits den Montag zum
arbeitsfreien Tag. Dies sei erforderlich, „um Risiken zu minimieren“, hieß
es in einer Mitteilung. Es gebe lediglich einzelne Ausnahmen. Der
Bürgermeister rief die Bevölkerung auf, sich möglichst nicht durch die
Stadt zu bewegen. Es sei möglich, dass Straßen gesperrt würden. Die Lage
sei schwierig, ein Anti-Terror-Einsatz sei im Gange.
Im Süden Moskaus befestigten russische Soldaten eine Stellung mit
Maschinengewehren, wie von der Zeitung „Wedomosti“ veröffentlichte Fotos
zeigten. Auf den Bildern war auch zu sehen, wie sich schwerbewaffnete
Polizisten an einem Ort an der Autobahn M4 versammeln, die aus dem Süden
des Landes nach Moskau führt. Auf dieser Autobahn fuhr unterdessen eine
Kolonne von Prigoschins Söldnergruppe Wagner-Söldner in Richtung
Hauptstadt. (rtr)
## Melnyk sieht „bankrottes Putin-Regime“ vor Zusammenbruch
Nach Einschätzung des früheren ukrainischen Botschafters in Deutschland,
Andrij Melnyk, ist die Entmachtung des russischen Präsidenten Wladimir
Putin nur noch eine Frage der Zeit. „Mit dem Wagner-Putsch wurde der
Rubikon überschritten und eine neue Ära von Machtverfall und Instabilität
in Russland eingeläutet“, sagte Melnyk dem Nachrichtenportal „t-online“
(Samstag).
Zwar könne es Putin gelingen, den Aufstand blutig niederzuschlagen und
„halbwegs Ordnung wieder herzustellen“, doch das werde den Kreml „nicht v…
dem sich anbahnenden inneren Chaos bewahren“, so Melnyk. „Der totale
Zusammenbruch des bankrotten Putin-Regimes ist nur eine Frage der Zeit.“
Melnyk war mehrere Jahre Botschafter in Deutschland, zuletzt
Vize-Außenminister der Ukraine und wurde jüngst zum Botschafter in
Brasilien ernannt.
„Die Wagner-Rebellion bedeutet nichts anderes als eine wahre
Götterdämmerung für (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin und sein
barbarisches Regime“, sagte Melnyk dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)
am Samstag. „Der Prigoschin-Aufstand, und zwar egal, wie er ausgeht, bietet
eine einmalige Chance für die ukrainische Armee, unsere Gegenoffensive mit
neuem Elan voranzutreiben. Aber dieser neue Kampfgeist allein wird für die
Befreiung all der besetzten Gebiete leider nicht ausreichen.“ (dpa)
## Experten erwarteten wegen Russland-Krise höhere Öl-Preise
Experten sagen wegen der Krise in Russland für die kommende Handelswoche
höhere Öl- und Rohstoffpreise sowie Druck auf die Aktienmärkte voraus.
„Trotz des Embargos gegen Russland verkauft Russland immer noch viele
Rohstoffe an wohlgesinnte Länder wie China und trägt zur weltweiten
Versorgung bei“, sagte der Chefstratege von Interactive Brokers, Steve
Sosnick, am Samstag. „Es ist zu erwarten, dass die Preise für Öl und andere
wichtige Rohstoffe steigen werden. Wenn die Ölpreise stark ansteigen, wird
dies in der Tat die Aktien belasten und die Angst vor einer Stagflation
wieder aufleben lassen.“
Auch Michael Purves von Tallbacken Capital Advisors sprach von den
möglichen Folgen für die Aktienmärkte. „Diese Art von geopolitischen
Schocks sind oft nur von kurzer Dauer und haben normalerweise keine großen
Auswirkungen auf den US-Aktienmarkt“, sagte er. „Aber dieses Mal könnte das
der Fall sein, weil die Aktien so hoch gestiegen sind.“ Auch er erwartete
höhere Rohstoffpreise. „Jedes Mal, wenn es in einem Rohstoffland zu
politischen Unruhen dieser Art kommt, muss man zumindest mit einem
kurzfristigen Schock bei den Preisen der dort produzierten Rohstoffe
rechnen.“ Die ersten Folgen dürften sich am Sonntagabend zeigen wie ein
Rückgang der Aktien-Futures, höhere Ölpreise und eine größere Nachfrage
nach Staatsanleihen. (rtr)
## Westen soll Wagner-Aufstand „nicht ausnutzen“
Die Regierung in Moskau warnt die westlichen Staaten davor, den Aufstand
der Wagner-Gruppe zu nutzen, um ihre „Russland-feindlichen Ziele“ zu
erreichen. Dies geht aus einer Erklärung des Außenministeriums in Moskau
hervor. (rtr)
## Baerbock: Bundesregierung beobachtet Entwicklung genau
Die Bundesregierung steht nach den Worten von Außenministerin Annalena
Baerbock wegen des gewaltsamen Aufstands der russischen Söldnerarmee Wagner
in „engstem Austausch“ mit Deutschlands Partnerländern. „Die Entwicklung…
in Russland beobachten wir seit gestern Abend sehr aufmerksam“, schrieb die
Grünen-Politikerin am Samstag auf Twitter. Zugleich aktualisierte das
Auswärtige Amt seine Reise- und Sicherheitshinweise für Bundesbürger in
Russland.
In den Hinweisen heißt es nun, die betroffenen Gebiete und insbesondere die
Stadt Rostow am Don sowie deren Umland sollten gemieden werden. „In Moskau
sollten staatliche, insbesondere militärische Einrichtungen weiträumig
umgangen werden. Das Stadtzentrum sollte bis auf Weiteres gemieden werden.
Den Anweisungen russischer Sicherheitsbehörden sollte unbedingt Folge
geleistet werden.“ Generell rät das Ministerium Bundesbürgern von Reisen
nach Russland ab. Das österreichische Außenministerium sprach eine
„partielle Reisewarnung“ für Russland aus. Es riet am Samstag von Reisen in
die an die Ukraine angrenzenden Verwaltungsbezirke Belgorod, Kursk,
Brjansk, Woronesch, Rostow und Krasnodar ab. (dpa)
## Putin segnet Strafen für Verstöße gegen Kriegsrecht ab
Der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Gesetz zur Bestrafung von
Verstößen gegen das Kriegsrecht unterzeichnet. Demnach können solche
Vergehen – sofern sie nicht strafrechtlich relevant sind – mit bis zu 30
Tagen Arrest und einem Bußgeld belegt werden, wie aus dem am Samstag
veröffentlichten Gesetz hervorgeht. Offiziell wurde in Russland das
Kriegsrecht aber noch nicht verhängt. Stattdessen haben die Behörden in
verschiedenen Regionen einen Anti-Terror-Notstand erklärt.
Im Gesetzestext werden keine konkreten Verstöße aufgeführt. Aber es geht
bei der Maßregelung offenbar nicht um Vergehen, die auch in Friedenszeiten
strafbar wären. Gemeint sein dürften daher Verstöße gegen generelle
Ausgangssperren, Sperrstunden oder die Verweigerung eines Arbeitsdienstes.
Sollte die Person bei einer Zuwiderhandlung gegen das Kriegsrecht im
Fahrzeug unterwegs sein, könnte dieses laut dem neuen Gesetz beschlagnahmt
werden. (dpa)
## Melnyk – „Einmalige Chance“ für ukrainische Gegenoffensive
Der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk spricht von einer Chance
für sein Land im Krieg gegen Russland. „Der Prigoschin-Aufstand, und zwar
egal, wie er ausgeht, bietet eine einmalige Chance für die ukrainische
Armee, unsere Gegenoffensive mit neuem Elan voranzutreiben“, sagt der
ehemalige Botschafter in Deutschland dem RedaktionsNetzwerk Deutschland
(RND) einem Vorabbericht zufolge. „Aber dieser neue Kampfgeist allein wird
für die Befreiung all der besetzten Gebiete leider nicht ausreichen.“
Melnyk ruft „zuallererst Deutschland“ auf, die Militärhilfe nun deutlich zu
erhöhen. „Wir brauchen dringend Marschflugkörper Taurus, wir brauchen
Kampfhubschrauber Tiger, um russische Truppen in die Flucht zu treiben. Die
Bundesregierung sollte ihre letzten roten Linien endlich überschreiten.“
(rtr)
## Gouverneur: Wagner-Söldner sind in der Region Lipezk
Aufständische Söldner der Wagner-Truppe sind nach Angaben des
Regionalgouverneurs am Samstag bis in die russische Region Lipezk rund 400
Kilometer südlich von Moskau vorgedrungen. Wagner-Söldner seien dabei,
„sich auf dem Gebiet der Region Lipezk zu bewegen“, teilte
Regionalgouverneur Igor Artamonow im Online-Dienst Telegram mit. Die
Erklärung zeigt das Vorrücken der Wagner-Truppen in Richtung der russischen
Hauptstadt Moskau. (afp)
## Kreml-Sprecher: Putin arbeitet weiter im Kreml
Der russische Präsident Wladimir Putin arbeitet nach Angaben seines
Sprechers trotz eines Aufstandes durch Kämpfer der Söldnertruppe Wagner
weiter in seinem Regierungssitz in Moskau. „Der Präsident arbeitet im
Kreml“, sagte der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Samstag der staatlichen
Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Die Agentur hatte Peskow zu Gerüchten in
den Online-Netzwerken befragt, nach denen Putin Moskau wegen des Aufstandes
verlassen habe.
Zuvor hatte sich der russische Staatschef in einer Fernsehansprache an das
russische Volk gewendet und den Aufstand als „tödliche Bedrohung“
bezeichnet. (afp)
## Kadyrow schickt Truppen in „Spannungsgebiete“ in Russland
Angesichts des Aufstands der russischen Wagner-Söldner schickt
Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow nach eigenen Angaben seine Truppen in
die „Spannungsgebiete“ in Russland. Tschetschenische Kämpfer des
Verteidigungsministeriums und der Nationalgarde seien bereits auf dem Weg,
gab Kadyrow, ein enger Verbündeter von Kreml-Chef Waldimir Putin, am
Samstag im Online-Dienst Telegram bekannt. Er fügte hinzu: „Der Aufstand
muss niedergeschlagen werden und wenn harte Maßnahmen nötig sind, sind wir
bereit dazu!“
Das ebenfalls mit Moskau verbündete Belarus bezeichnete die bewaffnete
Rebellion als „Geschenk an den Westen“. „Jede Provokation, jeder interne
Konflikt in den militärischen oder politischen Kreisen, im Bereich der
Information oder in der Zivilgesellschaft, ist ein Geschenk an den Westen“,
zitierte das Außenministerium in Minsk den belarussischen Sicherheitsrat.
„Das kann in einer Katastrophe enden“, erklärte der Rat weiter und forderte
dazu auf, der „Stimme der Vernunft“ zuzuhören. (afp)
## Iran nennt Vorgänge in Russland innere Angelegenheit
Der Iran bezeichnet die Vorgänge in Russland als dessen innere
Angelegenheit. Iranische Staatsmedien zitieren einen Sprecher des
Außenministeriums außerdem mit den Worten, die Islamische Republik
unterstütze die Herrschaft des Rechts in der Russischen Föderation. (rtr)
## USA bleiben in enger Abstimmung mit Partnern
Die USA bleiben angesichts der Entwicklungen in Russland in enger
Abstimmung mit ihren Verbündeten und Partnern, erklärt Außenminister Antony
Blinken auf Twitter. Er habe an diesem Samstag mit den G7-Außenministern
und dem EU-Außenbeauftragten gesprochen. An der US-Unterstützung für die
Ukraine ändere sich nichts. (rtr)
## Putin telefoniert mit Erdogan, Belarus versichert Solidarität
Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach russischen Angaben mit dem
türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan telefoniert. Erdogan
unterstütze den Umgang der russischen Regierung mit der Rebellion von
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, erklärt das russische Präsidialamt. Von der
türkischen Seite liegt zunächst keine Stellungnahme vor.
Der Sicherheitsrat von Belarus stellt unterdessen klar, dass das Land ein
Alliierter Russlands bleibe. Die internen Streitigkeiten in Russland seien
„ein Geschenk an den kollektiven Westen“, erklärt das Gremium zudem. (rtr)
## Russland verstärkt Verteidigung in Moskau
Russische Soldaten befestigen eine Stellung mit Maschinengewehren im Süden
Moskaus, wie von der Zeitung „Wedomosti“ veröffentlichte Fotos zeigen. Auf
den Bildern ist auch zu sehen, wie sich schwerbewaffnete Polizisten an
einem Ort an der Autobahn M4 versammeln. Auf der M4 bewegen sich
Wagner-Söldner in Richtung Moskau. Die Autobahn führt von Süden in die
russische Hauptstadt. (rtr)
## Krisenstab der Bundesregierung tagt
Wegen der Entwicklungen in Russland ist der Krisenstab der Bundesregierung
zusammengetreten. „Die Bundesregierung beobachtet die Entwicklungen in
Russland aufmerksam“, erklärt ein Sprecher des Auswärtigen Amts. „Dazu ta…
zur Stunde unter Leitung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, Andreas
Michaelis, der Krisenstab der Bundesregierung im Auswärtigen Amt.“
Die Reise- und Sicherheitshinweise für deutsche Staatsangehörige in
Russland hatte das Auswärtige Amt bereits am Vormittag angepasst.
„Außenministerin Baerbock hat sich gerade mit den Außenministerinnen und
Außenministern der G7 über die Lage beraten“, erklärt der Sprecher weiter.
(rtr)
## Geheimdienstchef erklärt Putschversuch für gescheitert
Der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR erklärt den
Putschversuch für nicht erfolgreich. Es sei klar, dass der Versuch einer
Destabilisierung der Gesellschaft und einer Anzettelung zu einem
brudermörderischen Bürgerkrieg gescheitert sei, zitiert die amtliche
russische Nachrichtenagentur Tass Sergej Naryschkin.
Der Chef der russischen Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, wähnt das Land
derweil hinter sich. Die russische Bevölkerung unterstütze ihn, erklärt
Prigoschin in einer Audio-Botschaft. Seine Kämpfer hätten das russische
Militär-Hauptquartier in der Stadt Rostow eingenommen, ohne einen einzigen
Schuss abzugeben. Allerdings seien seine Kämpfer von Hubschraubern und
Artillerie beschossen worden. (rtr)
## Selenski-Berater: Nächste 48 Stunden entscheiden über Russland
Angesichts des bewaffneten Aufstands des Chefs der Söldnerarmee Wagner,
Jewgeni Prigoschin, hält der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo
Podoljak das Schicksal von Kremlchef Wladimir Putin für offen. „Die
nächsten 48 Stunden werden über den neuen Status von Russland entscheiden“,
schrieb Podoljak am Samstag beim Kurznachrichtendienst Twitter. Möglich
seien ein „ausgewachsener Bürgerkrieg“, ein „ausgehandelter Machtüberga…
oder auch eine „vorübergehende Atempause vor der nächsten Phase des Sturzes
des Putin-Regimes“.
Podoljak ist einer der Berater von Präsident Wolodimir Selenski. Weiter
schrieb er: „Alle potenziellen Akteure entscheiden jetzt, auf welcher Seite
sie stehen.“ In Russland herrsche gerade ein „ohrenbetäubendes Schweigen
der „Elite““. Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen d…
Nachbarland Ukraine. Dabei gehörten die Wagner-Söldner bislang zu den
wichtigsten Truppen. (dpa)
## Chodorkowski unterstützt Wagner-Aufstand
Der frühere Oligarch und Kremlkritiker Michail Chodorkowski hat sich am
Samstag hinter den bewaffneten Aufstand der Söldnertruppe Wagner gestellt.
Chodorkowski schrieb bei Facebook, der Aufstand von Wagner-Chef Jewgeni
Prigoschin sei der schwerste Schlag für das Ansehen des russischen
Präsidenten Wladimir Putin. Prigoschin bei seinem Weg nach Moskau zu
helfen, würde bedeuten, Russland zu helfen, schrieb er.
Prigoschin habe Wort für Wort wiederholt, „was wir, die Kriegsgegner, seit
Beginn des Krieges gesagt haben“: Der Zweck des Krieges in der Ukraine sei
Diebstahl. Die offiziellen Kriegsgründe glaube niemand. Chodorkowski
schrieb: „Helft dem Teufel, wenn er beschließt, sich diesem Regime zu
widersetzen!“ Die Hilfe sei gerechtfertigt, denn es gebe kein schlimmeres
Verbrechen als die Entfesselung eines Angriffskrieges. „Wenn ein Verbrecher
bereit ist, sich mit einem anderen anzulegen … müssen wir helfen.“
Chodorkowski zog nach London, nachdem er zehn Jahre in Russland wegen
Vorwürfen in Haft gesessen hatte, die gemeinhin als politische
Retourkutsche für seine Kampfansagen an Präsident Putin gewertet wurden.
(ap)
Putin spricht mit Staatschefs mehrerer Ex-Sowjetrepubliken
Der russische Präsident Wladimir Putin hat wegen des bewaffneten Aufstands
der Söldner-Gruppe Wagner im eigenen Land mit mehreren Staatschefs
benachbarter Staaten gesprochen. Das belarussische Präsidialamt erklärte
auf Telegram, Putin habe Präsident Alexander Lukaschenko über die Lage
informiert.
Der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge sprach Putin auch mit dem
usbekischen Präsidenten Schawkat Mirsijojew. Nach einem Telefonat Putins
mit dem kasachischen Präsidenten Qassym-Schomart Toqajew erklärte dieser
seinem Büro zufolge, es handele sich um eine interne Angelegenheit
Russlands. Die öffentliche Ordnung müsse aufrechterhalten werden. (rtr)
## Prigoschin widerspricht Putin
Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat
Präsident Wladimir Putin eine grobe Fehleinschätzung der Lage um den
bewaffneten Aufstand seiner Söldner vorgeworfen. „Der Präsident irrt sich
schwer“, sagte Prigoschin am Samstag in einer Sprachnachricht auf seinem
Telegram-Kanal. „Wir sind Patrioten unserer Heimat.“ Putin hatte die
Aufständischen um seinen Ex-Vertrauten zuvor in einer Rede an die Nation
als „Verräter“ bezeichnet und angekündigt, sie ihrer „unausweichlichen
Bestrafung“ zuzuführen.
Die Wagner-Söldner würden ihren Kampf fortsetzen und sich nicht – wie von
Putin gefordert – ergeben, betonte Prigoschin, der eine voll ausgestattete
eigene Armee mit Panzern und Flugzeugen zur Verfügung hat. „Wir wollen
nicht, dass das Land weiter in Korruption, Betrug und Bürokratie lebt“,
sagte er. Bislang galt der Geschäftsmann als Vertrauter des Präsidenten und
eine der Stützen im Angriffskrieg gegen die Ukraine. Über Monate hinweg
konnte er sich Kritik an der Militärführung leisten, ohne zur Verantwortung
gezogen zu werden.
Mit Blick auf den Machtapparat sagte Prigoschin nun, erst sei der
Wagner-Armee gesagt worden, dass Afrika gebraucht werde, dann sei das
fallengelassen worden. Es seien alle Gelder gestohlen worden, die für die
Hilfe bestimmt gewesen seien. Die Wagner-Armee ist auch in mehreren
afrikanischen Ländern im Einsatz.
„Als uns gesagt wurde, dass wir uns im Krieg mit der Ukraine befinden,
gingen wir los und kämpften. Aber es stellte sich heraus, dass Munition,
Waffen und das gesamte Geld, das investiert wurde, ebenfalls gestohlen
werden“, sagte Prigoschin weiter. Er hatte zuvor schon immer wieder
Korruption und Bürokratie kritisiert, besonders im
Verteidigungsministerium. „Wir sind Patrioten“, sagte er nun. „Und die, d…
sich uns heute widersetzen, sind die, die sich um den Abschaum versammelt
haben.“ (dpa)
## Behörden melden Kämpfe im Gebiet Woronesch
Angesichts des bewaffneten Aufstands der russischen Söldnertruppe Wagner
melden Behörden nun Kämpfe im Gebiet Woronesch im Südwesten des Landes.
Russische Militärhubschrauber haben das Feuer auf einen Konvoi der
Wagner-Söldner in der Nähe der Stadt Woronesch im Süden des Landes
eröffnet, wie ein Reuters-Reporter beobachtet.
„Im Rahmen einer Anti-Terror-Operation führen die Streitkräfte der
Russischen Föderation auf dem Gebiet der Region Woronesch notwendige
operativ-kämpferische Maßnahmen durch“, schrieb Gouverneur Alexander Gussew
am Samstagmittag auf Telegram. „Ich werde weiter über die Entwicklung der
Lage informieren.“ Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst
nicht.
Gussew erläuterte nicht konkret, gegen wen die Armee im Gebiet Woronesch
kämpft. Zuvor hatte es allerdings Berichte gegeben, dass die aufständischen
Wagner-Kämpfer dort einzelne militärische Einrichtungen besetzt hätten. Das
gleichnamige Gebietszentrum ist rund 470 Kilometer von der Hauptstadt
Moskau entfernt. Es liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen Moskau und
Rostow am Don, wo Aufständische Militäreinrichtungen besetzt haben.
Wenig später berichtete der Gouverneur zudem von einem brennenden
Tanklager. Rund 100 Feuerwehrleute seien an den Löscharbeiten beteiligt. Ob
es einen Zusammenhang zu den Kampfhandlungen gab, war zunächst unklar.
(dpa/rtr)
## Selenski: Wagner-Aufstand legt russische Schwäche offen
Der gewaltsame Aufstand der Söldnertruppe Wagner verdeutlicht nach Ansicht
des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski die Schwäche der russischen
Regierung. Russland habe lange Zeit Propaganda benutzt, um seine Schwäche
und die Dummheit seiner Regierung zu verschleiern, schrieb Selenski im
Netzwerk Telegram. „Und jetzt herrscht so viel Chaos, dass keine Lüge es
verbergen kann.“
„Russlands Schwäche ist offensichtlich. Schwäche in vollem Umfang“ schrieb
der ukrainische Präsident. Je länger Russland seine Truppen und Söldner auf
ukrainischem Territorium behalte, desto mehr Chaos, Schmerz und Probleme
werde es später erleben. „Auch das ist offensichtlich.“ Jeder, der den Weg
des Bösen wähle, zerstöre sich selbst. (ap)
## Russische Parlamentspräsidenten unterstützen Putin
Die Vorsitzenden der beiden russischen Parlamentskammern und die von
Russland eingesetzten Verwaltungschefs in den russisch kontrollierten
Gebieten in der Ukraine haben angesichts des Aufstands der Söldner-Truppe
Wagner ihre Solidarität mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zum
Ausdruck gebracht.
Die Vorsitzende des russischen Oberhauses, Valentina Matwienko,
versicherte, Putin habe die „volle Unterstützung“ der Parlamentskammer.
Unterhaus-Vorsitzender Wjatscheslaw Wolodin rief die Russen zur
Unterstützung des Kreml-Chefs auf.
Auch die Verwaltungschefs der von Russland besetzten Regionen in der
Ukraine unterstützten Putin. „Die Menschen in Cherson und die Region
unterstützen unseren Präsidenten voll und ganz!“, schrieb der von Moskau
eingesetzte Gouverneur in Cherson auf Telegram. Das Gebiet stehe „dem
Präsidenten bei“, teilte auch der Gouverneur des von Russland
kontrollierten Teils der Region Saporischschja mit. (afp)
## Auswärtiges Amt warnt vor Besuchen im Moskauer Stadtzentrum
Angesichts des Machtkampfes mit den Wagner-Söldnern in Russland hat das
Auswärtige Amt seine Reisehinweise für das Land aktualisiert. „Auf Grund
aktueller Ereignisse“ sollten schon bisher von einer Teilreisewarnung
betroffene „Verwaltungsgebiete und insbesondere die Stadt Rostow sowie das
Umland gemieden werden“, teilte das Ministerium am Samstag mit. „In Moskau
sollten staatliche, insbesondere militärische Einrichtungen weiträumig
umgangen werden. Das Stadtzentrum sollte bis auf Weiteres gemieden werden.“
Für Russland gilt vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges schon länger eine
Teilreisewarnung des Auswärtigen Amtes. Diese umfasste die an die Ukraine
grenzenden Verwaltungsgebiete Belgorod, Kursk, Brjansk, Woronesch,
Krasnodar und auch Rostow, wo die Wagner-Söldner in der gleichnamigen
Hauptstadt nach eigenen Angaben die Kontrolle über Militäreinrichtungen
übernommen haben.
Für Moskau wurde keine Reisewarnung ausgesprochen. Schon bisher wurde aber
generell durch das Auswärtige Amt von Reisen in die Russische Föderation
abgeraten. „Den Anweisungen russischer Sicherheitsbehörden sollte unbedingt
Folge geleistet werden“, hieß es in den Reisehinweisen weiter.
Dort wird weiter betont, dass in der Russischen Förderation „auch für
deutsche Staatsangehörige und deutsch-russische Doppelstaater die Gefahr
willkürlicher Festnahmen“ bestehe. Zudem wird auf Drohnenangriffe
verwiesen, die auch bereits in Moskau stattfanden. „Diese können auch für
die Zukunft nicht ausgeschlossen werden“, steht in den Reisehinweisen.
„Gleiches gilt für mögliche Angriffe auf das öffentliche Verkehrsnetz,
insbesondere den Zugverkehr.“ (afp)
## Russlands Präsident kündigt schwere Strafen an
Wladimir Putin hat einen bewaffneten Aufstand des Söldner-Chefs Jewgeni
Prigoschin als Verrat bezeichnet. Putin kündigte am Samstag in einer
Fernsehansprache harte Maßnahmen und schwere Strafen gegen die
Verantwortlichen an. „Die Streitkräfte und andere staatliche Stellen haben
die notwendigen Befehle erhalten“, sagte er. Den Namen des Chefs der
Söldner-Gruppe Wagner nannte er dabei nicht.
Putin forderte die Söldner auf, sich nicht an einem Verrat und kriminellen
Handlungen zu beteiligen. Er verurteilte den Aufstand, während Russland
gegen die Ukraine um seine Zukunft kämpfe. „Die gesamte Militär-,
Wirtschafts- und Informationsmaschinerie des Westens wird gegen uns
eingesetzt“ sagte der Präsident. Der Kampf erfordere die Einheit aller
Kräfte. Ein bewaffneter Aufstand zu einem Zeitpunkt wie diesem sei ein
Schlag für Russland und sein Volk. „Diejenigen, die einen bewaffneten
Aufstand planten und organisierten, die die Waffen gegen Mitstreiter
erhoben, haben Russland verraten. Und sie werden dafür geradestehen“, sagte
Putin. Er bestätigte in seiner Rede, dass die Söldner in der südrussischen
Stadt Rostow am Don zivile und militärische Behörden blockierten. (ap)
## Bundesregierung beobachtet Ereignisse aufmerksam
Die Bundesregierung beobachtet die Ereignisse in Russland um die
Konfrontation mit den Wagner-Söldnern „aufmerksam“. Dies teilte ein
Sprecher der Regierung am Samstag auf Anfrage mit.
Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann [1][schrieb im
Kurzbotschaftendienst Twitter], es sei „sehr interessant“, dass Russlands
Präsident Wladimir Putin in einer Ansprache die Lage „mit 1917“ verglichen
habe, am „Vorabend der Revolution“ in Russland. (afp)
## Britischer Geheimdienst: „größte Herausforderung“
Der Aufstand der Söldnertruppe Wagner ist nach Ansicht britischer
Geheimdienste für den russischen Staat die „größte Herausforderung“ der
jüngeren Zeit. „In den kommenden Stunden wird die Loyalität der russischen
Sicherheitskräfte und insbesondere der russischen Nationalgarde
entscheidend für den Verlauf der Krise sein“, betonte das
Verteidigungsministerium in London am Samstag. Es gebe bisher nur „sehr
begrenzte Beweise“ für Kämpfe zwischen Wagner und Sicherheitskräften. Dies
deute darauf hin, dass einige russische Truppen wahrscheinlich „passiv“
geblieben seien und Wagner nachgegeben hätten.
Einheiten der Wagner-Gruppe hätten an mindestens zwei Stellen aus der
Ukraine die russische Grenze überschritten, hieß es in der Mitteilung
weiter. In der südrussischen Stadt Rostow habe Wagner „mit ziemlicher
Sicherheit wichtige Sicherheitseinrichtungen besetzt, darunter das
Hauptquartier, das die russischen Militäroperationen in der Ukraine
leitet“. Nun würden Wagner-Einheiten das südwestrussische Gebiet Richtung
Norden durchziehen. „Mit ziemlicher Sicherheit“ sei ihr Ziel, die
Hauptstadt Moskau zu erreichen.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des
russischen Angriffskriegs vor 16 Monaten täglich Informationen zum
Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor. (dpa)
## Söldner sollen Woronesch kontrollieren
Kämpfer der Söldnergruppe Wagner haben einem Insider zufolge alle
militärischen Einrichtungen der Stadt Woronesch 500 Kilometer südlich von
Moskau unter ihre Kontrolle gebracht. (rtr)
## Selenski-Berater spricht von „Antiterror-Operation“
Ein führender Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski nennt
den Vorstoß des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin eine
„Antiterror-Operation“. Einer müsse auf jeden Fall verlieren, entweder
Prigoschin oder seine Gegner, twitterte Mychailo Podoljak: „In Russland
fängt alles gerade erst an“. (rtr)
## Söldner sollen Gefolgschaft verweigern
Die russische Armee hat den Wagner-Söldnern Sicherheit garantiert, wenn
diese ihre „Rebellion“ beenden. „Sie wurden zu dem kriminellen Unterfangen
von (Wagner-Chef Jewgeni) Prigoschin und zur Teilnahme an einem bewaffneten
Aufstand verleitet“, hieß es in einer Erklärung des Militärs am Samstag.
„Wir bitten Sie, vernünftig zu sein und sich mit Vertretern des russischen
Verteidigungsministeriums oder der Strafverfolgungsbehörden in Verbindung
zu setzen. Wir garantieren die Sicherheit jedes Einzelnen.“
Das Militär rief die Söldner auf, an ihre „Einsatzorte“ zurückzukehren u…
erklärte, viele Söldner hätten sich bereits gemeldet und gebeten, ihre
Kasernen wieder aufsuchen zu dürfen. (afp)
## Antiterror-Alarmzustand in Moskau verhängt
Russlands Komitee zur Terrorbekämpfung hat der Agentur RIA zufolge für die
Stadt und die Region Moskau den Antiterror-Alarmzustand verhängt.
Zuvor schon waren in der russischen Hauptstadt Moskau die
Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden. Es würden zusätzliche
Straßenkontrollen eingeführt, hatte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin
mitgeteilt. (rtr)
## Putin soll demnächst Ansprache halten
Der russische Präsident Wladimir Putin will einem Bericht zufolge bald im
Fernsehen sprechen. Putin wolle eine im Fernsehen übertragene Ansprache
halten, berichtete die Agentur Tass unter Berufung auf den Kreml. (rtr)
## Deutschland will weitere Gepard-Panzer liefern
Die Bundesregierung will der Ukraine bis zum Jahresende 45 weitere
[2][Gepard-Flugabwehrkanonenpanzer] liefern. Das sagte der Leiter des
Planungsstabs im Verteidigungsministerium, Christian Freuding, der „Welt am
Sonntag“. Weitere Lieferungen von Leopard-2-Kampfpanzern schloss der
Brigadegeneral aus. Das stehe im Moment nicht zur Debatte. (rtr)
## Progoschin hält sich in Rostow am Don auf
[3][Söldnerchef Jewgeni Prigoschin] hält sich nach eigenen Angaben mit
seinen Kämpfern im südrussischen Rostow am Don auf und will mit Russlands
Verteidigungsminister verhandeln.
Progoschin sagte in einem auf Telegram veröffentlichten Video, er
kontrolliere mit seiner Söldnertruppe Wagner alle Militäreinrichtungen der
Stadt und werde auf Moskau marschieren, wenn nicht Verteidigungsminister
Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow zu ihm kämen. Sie
seien bereit, „bis zum Äußersten“ gegen das russische Militär vorzugehen.
Er und seine Männer würden jeden vernichten, der sich ihnen in den Weg den
Weg stelle. Dies behindere aber nicht Russlands „militärische
Spezialoperation“ in der Ukraine, betonte Prigoschin. Zuvor hatte er schon
betont, seine Aktion sei kein Militärputsch.
In der Nacht hatte der Gouverneur von Rostow ruft nach der Drohung von
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin an die Moskauer Militärführung die
Bevölkerung dazu aufgerufen, zuhause zu bleiben. Die Behörden ergriffen
alle notwendigen Maßnahmen, um die Sicherheit der Einwohner zu
gewährleisten, sagt Wassili Golubew auf seinem Telegram-Kanal. (rtr)
## Autobahn M-4 für den Verkehr gesperrt
Die von Süden nach Moskau führende Autobahn M-4 ist nach Angaben des
örtlichen Gouverneurs für den Verkehr gesperrt worden. Die Autobahn sei an
der Grenze zur Region Woronesch, etwa 400 Kilometer südlich von Moskau,
geschlossen worden, sagte der Gouverneur der Region Lipezk.
Zuvor hatte die Regionalverwaltung der südrussischen Region Woronesch die
Einwohner dazu aufgerufen, die Autobahn M-4 in Richtung Moskau zu meiden.
Grund sei ein Militärkonvoi, der sich dort bewege, teilt die Verwaltung auf
Telegram mit. Die Situation sei unter Kontrolle. Es seien Maßnahmen zum
Schutz der öffentlichen Sicherheit ergriffen worden. Der russische
Militärunternehmer hatte zuvor erklärt, mit seinen Söldnern die Grenze von
der Ukraine nach Russland überquert zu haben. (rtr)
## Drohnen-Bruchstücke auf Parkplatz in Kyjiw
Drohnen-Bruchstücke sind nach ukrainischen Angaben am frühen Samstag auf
einem Parkplatz im Zentrum von Kyjiw eingeschlagen. Rettungskräfte seien
zum Ort des Geschehens geschickt worden, teilt Bürgermeister Vitali
Klitschko auf Telegramm mit. Klitschko macht keine Angaben zu Opfern oder
Schäden. In der gesamten Ukraine herrschte dem Militär zufolge mehr als
eine Stunde lang Luftalarm. Explosionen wurden in der Großstadt Charkiw und
anderen Städten gemeldet. Im ganzen Land sollen Flugabwehreinheiten im
Einsatz gewesen sein. (rtr)
## Putin wird rund um die Uhr informiert
Der russische Präsident Wladimir Putin wird einem Medienbericht zufolge
rund um die Uhr über die Sicherheitslage informiert. Das Verteidigungs- und
das Innenministerium sowie der Inlandsgeheimdienst FSB lieferten ständig
Informationen zu Sicherheitsmaßnahmen, mit denen eine mögliche bewaffnete
Meuterei durch den russischen Militärunternehmer Jewgeni Prigoschin
verhindert werden könnte, berichtet die Nachrichtenagentur Tass. (rtr)
## Moskau verschärft Sicherheitsvorkehrungen
Im Machtkampf zwischen dem russischen Militärunternehmer Jewgeni Prigoschin
und der Staatsführung verschärft Moskau offenbar die
Sicherheitsvorkehrungen in Regierungsgebäuden, Transportmitteln und anderen
wichtigen Orten. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter
Berufung auf Sicherheitsdienstkreise. Zuvor hatte Prigoschin die offizielle
Kriegsbegründung als Lügengeschichte bezeichnet, Verteidigungsminister
Sergej Schoigu eines Militärangriffs zur Zerstörung seiner Söldnergruppe
Wagner bezichtigt und Vergeltung angekündigt. (rtr)
24 Jun 2023
## LINKS
[1] https://twitter.com/StvSprecherin/status/1672509765581258752
[2] /Waffen-fuer-die-Ukraine/!5935243
[3] /Meduza-Auswahl-15-bis-21-Juni/!5942299
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