# taz.de -- Sanktionspaket der EU gegen Russland: Drittstaaten im Visier | |
> Das Sanktionspaket Nummer elf der EU ist zahnlos geraten. Praktisch | |
> könnte es kaum zum Einsatz kommen, wie bereits das Beispiel China zeigt. | |
Bild: Flagge zeigen: Die einen sanktionieren, die anderen unterstützen | |
Brüssel taz | Die Europäische Union betritt Neuland: Mit ihrem elften | |
[1][Sanktionspaket gegen Russland] nimmt sie erstmals auch Drittstaaten ins | |
Visier, die die bisher erlassenen europäischen Sanktionen umgehen. | |
Betroffen sind vor allem Kasachstan, Armenien, die Vereinigten Arabischen | |
Emirate und China. Die EU könnte Exporte in diese Länder einschränken, hieß | |
es nach der Einigung in Brüssel. | |
Bisher haben allerdings nur die EU-Botschafter zugestimmt; Ungarn stellt | |
sich weiter quer. Zum Schwur könnte es am Montag beim Treffen der | |
EU-Außenminister in Luxemburg kommen. Er rechne nicht mit einem ungarischen | |
Veto, sagte ein EU-Diplomat in Brüssel: Die Regierung um Viktor Orbán habe | |
sich bei den Strafmaßnahmen gegen Russland immer wieder quergestellt, am | |
Ende aber klein beigegeben. | |
Diesmal stand jedoch nicht nur Ungarn auf der Bremse. Auch Griechenland und | |
Deutschland hatten Bedenken. Ungarn und Griechenland kritisierten, dass die | |
Ukraine griechische und ungarische Unternehmen auf eine schwarze Liste mit | |
Unterstützern des russischen Angriffskriegs gesetzt hatte. Deutschland | |
sorgte sich um seine Exporte nach China und in andere Länder, die nun ins | |
Visier der EU geraten sind. | |
Fast acht Wochen hat es gedauert, bis die Bedenken ausgeräumt waren. Das | |
Ergebnis ist mager: Im Gegensatz zu den zehn vorherigen Sanktionspaketen | |
werden diesmal keine weiteren russischen Wirtschaftsbereiche mit Sanktionen | |
belegt. Es gibt zwar neue [2][„Listungen“ von 71 Personen und 33 | |
Organisationen]. Sie fallen im Vergleich zu den bisher verhängten Strafen | |
jedoch kaum ins Gewicht. | |
Auch das eigentliche Novum, die Schließung von Schlupflöchern, fällt | |
bescheiden aus. Gelistet werden sollen Firmen und Drittstaaten nur dann, | |
wenn es einen direkten Bezug zu Gütern aus der EU gibt, die Russland für | |
seinen Krieg braucht. Es brauche eine klare Abgrenzung zu | |
extra-territorialen Sanktionen, die die EU sonst ablehne, erklärten | |
Deutschland und andere Mitgliedstaaten. | |
Dem neuen Instrument wurden so die Zähne gezogen. Mehr noch: Am Beispiel | |
China zeigt sich, dass es womöglich gar nicht zum Einsatz kommt. Die | |
EU-Kommission wollte ursprünglich acht chinesische Firmen mit Sanktionen | |
belegen, weil sie kriegswichtiges Material nach Russland liefern. Peking | |
intervenierte, nun werden nur drei russische Firmen mit Sitz in Hongkong | |
mit Strafen belegt. | |
Die europäischen Bedenken seien „adressiert“ worden, heißt es in Brüssel, | |
dies sei ein diplomatischer Erfolg. Kritiker sehen darin jedoch einen | |
bedenklichen Präzedenzfall. Denn das neue EU-Instrument soll nur in letzter | |
Instanz genutzt werden. Erst wenn alle anderen Bemühungen nicht helfen, | |
soll es Export-Verbote für sensible Waren und Technologien geben. Die | |
EU-Kommission muß sogar eigens nachweisen, dass dies nötig ist. | |
Immerhin sieht das Sanktionspaket auch eine Verschärfung bestehender | |
Transit-Verbote vor. Somit sollen bestimmte Hightech-Produkte oder | |
Flugzeugteile, die Russlands Militär nützen können, aus Drittstaaten nicht | |
mehr nach Russland kommen. Schon bisher gelten weit reichende | |
EU-Ausfuhrverbote. Nach Angaben der EU-Kommission geht es um ein | |
Handelsvolumen von etwa 50 Milliarden Euro pro Jahr. | |
22 Jun 2023 | |
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