# taz.de -- Japan ist Weltmeisterin: Jaaaaaaaaa-pan! | |
> Mit 3:1 im Elfmeterschießen werden die Japanerinnen zum ersten Mal | |
> Weltmeisterin. Zweimal holten sie zuvor den Rückstand gegen die | |
> US-Amerikanerinnen wieder auf. | |
Bild: Die Weltmeisterinnen 2011: Japan | |
BERLIN taz | Japans Fußballerinnen sind zum ersten Mal Weltmeister. Die | |
Auswahl von Trainer Norio Sasaki setzte sich am Sonntag im WM-Finale mit | |
3:1 (2:2, 1:1, 0:0) im Elfmeterschießen überraschend gegen Olympiasieger | |
USA durch. Vor 48.817 Zuschauern im ausverkauften Frankfurter WM-Stadion | |
erzielten Aya Miyama (81. Minute) und Homare Sawa (117.) in einer | |
dramatischen Partie die Tore für Japan. Das US-Team, das den Titel 1991 und | |
1999 geholt hatte, war durch Alex Morgan (69.) und Abby Wambach (104.) | |
zweimal in Führung gegangen. In der 120. Minute sah Azusa Iwashimizu wegen | |
einer Notbremse die Rote Karte von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus. | |
Doch das Team aus Asien blieb bis zum Ende cool, während den US-Girls die | |
Nerven im Elfmeterschießen versagten. Nur eine von vier Schützinnen traf. | |
Die Japanerinnen hatten im Viertelfinale Gastgeber Deutschland | |
ausgeschaltet und sorgten nun für den ersten WM-Triumph eines asiatischen | |
Fußballteams. | |
In einer spannenden Partie hatten die US-Amerikanerinnen eine Reihe klarer | |
Chancen und hätte schon zur Pause deutlich führen können, ja führen müssen. | |
Bereits nach 20 Minuten schien die Führung überfällig, nach Möglichkeiten | |
durch Lauren Cheney (8.), Abby Wambach (9.) und zweimal Megan Rapinoe | |
(12./18.). Sie spielten gut, sehr gut gar, mit der bekannt großen Präsenz | |
in den Zweikämpfen, sehr spritzig und gedankenschnell. | |
Immer wieder kamen die Amerikanerinnen dabei über die außen, wo | |
insbesondere Rapinoe im Zusammenspiel mit Cheney für viel Gefahr sorgte. | |
Yukari Kinga und Saki Kumagai bekamen die beiden nie in den Griff und weil | |
auch Sawa und Mizuko Sakaguchi die Spielfeldmitte nicht unter ihre | |
Kontrolle brachten, ergab sich ein deutliches, zuweilen drückendes | |
Übergewicht für die Amerikanerinnen. Es folgten weitere | |
Einschussmöglichkeiten von Wambach, die nur die Latte traf (29.) und | |
Cheney, die den Ball mit dem Kopf knapp über das Tor setzte (34.). Aber ein | |
Treffer wollte nicht gelingen. | |
Den gab es erst in der zweiten Halbzeit, als die für Cheney eingewechselte | |
Alex Morgan den Bann brach. Nach einem langen Pass aus der eigenen Hälfte | |
von Rapinoe ließ sie Kumagai stehen und schoss den Ball seelenruhig mit | |
links ins rechte Toreck (69.). Trainerin Pia Sundhage hatte im Verlauf des | |
Turniers schon mehrfach ein glückliches Händchen mit ihren Wechseln | |
bewiesen, und auch im Finale stellte sie ihren sicheren Instinkt unter | |
Beweis. | |
## Solo machtlos | |
Von den Japanerinnen war bis dahin nicht viel zu sehen gewesen, nie fanden | |
sie in das so flüssige, federleichte Kombinationsspiel aus dem Halbfinale | |
gegen Schweden. Es dauerte eine volle halbe Stunde gedauert, bis sie sich | |
ihre erste Chance im Finale erarbeitet hatten. Es wollte nicht viel | |
funktionieren und auch der Doppelwechsel von Trainer Norio Sasaki in der | |
66. Minute (Karina Maruyama und Yuki Nagasato für Kozue Ando und Shinobu | |
Ohno) schien mehr Beweis für einsetzende Verzweiflung denn Folge eines | |
taktischen Plans. Aber die Spielerinnen verfielen nie in Hektik und | |
versuchten weiter in Ruhe ihr Spiel zu finden. | |
So richtig gelang dies nicht, und dass die Japanerinnen dennoch in dieses | |
Finale zurückfanden, hatten sie nur einem grotesken Fehlverhalten der | |
amerikanischen Abwehrspielerinnen Rachel Buehler und Ali Krieger zu | |
verdanken, die sich den Ball im eigenen Fünfmeterraum so lange hin und her | |
spielten, bis Aya Miyama dazwischen gehen konnte und den Ball zum Ausgleich | |
im Netz unterbrachte. Hope Solo war machtlos. So retteten sich die | |
Japanerinnen in die Verlängerung. | |
Hier waren es allerdings wieder die US-Girls, die für Akzente und Torgefahr | |
sorgten. So setzte sich Morgan abermals stark gegen Sameshima und Kumagai | |
durch, zog den Ball aber am langen Pfosten vorbei (95.). In der 104. Minute | |
schließlich flankte Morgan scharf in die Mitte, wo Abby Wambach einen | |
wuchtigen Kopfball ansetzte und die Kugel zur erneuten Führung einköpfte. | |
Die Partie schien abermals zu Gunsten der USA entschieden. Bis vier Minuten | |
vor Ende der Verlängerung, als Aya Miyama zum Eckball anlief und den Ball | |
scharf auf den kurzen Pfosten brachte, wo Homare Sawa ihn kunstvoll mit der | |
rechten Hacke ins Tor verlängerte. Das fünfte Turniertor der japanischen | |
Kapitänin, die sich neben der Trophäe für die beste Torschützin auch den | |
für die beste Spielerin des Turniers sicherte. | |
Das Elfmeterschießen wurde dann noch einmal in Frage gestellt als Wambach | |
in der Schlussminute aus sechs Metern vergab, dann Iwashimizu für eine | |
Notbremse rot sah und die Japanerinnen den folgenden Freistoß samt | |
Nachschuss nur mit Mühe aus dem Tor halten konnten. Und dann versagten den | |
US-Girls in den entscheidenden Minuten die Nerven, Japan war Weltmeister. | |
(mit dpa) | |
17 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Dominik Wehgartner | |
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