| # taz.de -- Landeshaushalt für 2026 und 2027: Skizze einer Achterbahnfahrt | |
| > Die Linksfraktion, die 2026 die Regierungschefin stellen könnte, | |
| > kritisiert den Haushalt heftig. Den soll das Parlament nächste Woche | |
| > beschließen. | |
| Bild: Die Linksfraktion im Abgeordnetenhaus vermisst in der Haushaltspolitik vo… | |
| Die Haushaltsberatungen sind abgeschlossen, nichts wird sich mehr ändern an | |
| dem Finanzplan für die nächsten beiden Jahre, wenn das Abgeordnetenhaus | |
| nächste Woche Donnerstag darüber abstimmt. Es wird nicht der Tag letzter | |
| kleiner Änderungen, sondern der Moment der großen Abrechnung der Opposition | |
| mit der schwarz-roten Koalition. Quasi ins Redemanuskript hat die | |
| Linksfraktion jetzt in einem Pressegespräch gucken lassen. „Eine | |
| haushaltspolitische Achterbahnfahrt“ nennt ihr Chef Tobias Schulze dabei | |
| den Weg, der zu dem geführt hat, was nun fast 90 Milliarden Euro umfasst | |
| und ausgedruckt rund 10 Kilo schwer und 4.000 Seiten dick ist. | |
| „Vom Kahlschlagshaushalt zum Wahlkampfhaushalt ohne Perspektive“, | |
| skizzieren Schulze und seine Co-Chefin Anne Helm die Strecke vom Beschluss | |
| des Entwurfs durch den Senat im Sommer bis zur Schlussdebatte im | |
| Hauptausschuss des Parlaments am Vortag. Vor allem zwei Dinge haben die | |
| schwarz-rote Koalition aus Schulzes Sicht zu dieser Kehrtwende gebracht. | |
| Zum einen sei da die Einsicht in die Nichtumsetzbarkeit geplanter Kürzungen | |
| gewesen. Diese Umkehr – im Kern erst Mitte November – soll aber den Wegfall | |
| mancher sozialer Angebote nicht verhindert haben: Deren Träger hatten sich | |
| laut Linksfraktion längst auf drohende Einsparungen eingestellt und | |
| Verträge nicht verlängert. | |
| Zum anderen ist die Koalition für Schulze auf die geschilderte | |
| Achterbahnfahrt gegangen, „um einen linken Wahlsieg zu verhindern“. Die | |
| CDU-geführte Koalition habe mit einem schuldenfinanzierten Rekordhaushalt | |
| auf eine veränderte Stimmungslage in der Stadt reagiert: [1][Seit Juni ist | |
| die Linkspartei in Umfragen] – teils mit Abstand – [2][stärkste Kraft im | |
| linken Lager]. In der CDU betrachtet man sie als größte Konkurrenz im | |
| Rennen um das Rote Rathaus. | |
| ## Keine Strategie zu erkennen | |
| In dem Pressegespräch bilden Schulze, Helm und vor allem der langjährige | |
| Finanzexperte der Fraktion, Steffen Zillich, weitgehend nüchtern Schwächen | |
| des Haushaltsplans ab. Sie vermissen vor allem eine mittelfristige | |
| Strategie und Realismus. Die Realität lasse sich nicht vermeiden, ist von | |
| Zillich zu hören. | |
| Fast wortgleich hat sich vor zwei Wochen [3][die Chefin des | |
| Landesrechnungshofes, Karin Klingen], zum Vorgehen der Koalition geäußert. | |
| Bloß lehnt sie anders als die Linksfraktion eine weitere Verschuldung ab, | |
| drängt aber auch darauf, die Einnahmen des Landes zu erhöhen. | |
| Die Linksfraktion würde dazu unter anderem die Grunderwerbsteuer erhöhen, | |
| nicht zu verwechseln mit der aktuell umstrittenen und jährlich fälligen | |
| Grundsteuer. Darin könnte aber auch die CDU kaum eine ideologisch gegen | |
| Vermögende gerichtete Politik sehen: von jetzt 3 Prozent auf den in | |
| Brandenburg geltenden Wert von 3,5 Prozent soll sie steigen – also | |
| lediglich um ein Sechstel. Warum das nicht längst passiert ist, mag sich | |
| Zillich nur mit einer gewissenen Ideologiegebundenheit der CDU erklären. | |
| Bei den drei Linken-Politikern wiederum klingt die Wortwahl wenig | |
| klassenkämperisch – nur einmal ist von „Luxusvillen“ die Rede, die extra… | |
| besteuern seien. Die Sache ist bloß: Von diesen drei führenden Köpfen | |
| werden zwei definitiv nicht der künftigen Fraktion angehören, die | |
| möglicherweise den von Schulze angekündigten Kassensturz machen und Berlins | |
| Finanzen neu aufstellen wird. Nur Schulze tritt bei der Wahl am 20. | |
| September wieder an. | |
| ## In der Linksfraktion steht ein großer Wechsel an | |
| Geht es also tatsächlich im Sinne jener drei weiter? Schulze verweist auf | |
| einen Beschluss beim jüngsten Landesparteitag, eine eigene Arbeitsgruppe | |
| zur Haushaltskrise einzusetzen. „Unserer Partei ist sehr bewusst, dass wir | |
| spätestens 2028 ein 5-Milliarden-Loch im Haushalt haben“, sagt der | |
| Fraktionschef. Und Zillich fügt hinzu: „Die Partei diskutiert sehr intensiv | |
| darüber, ob man unter diesen Bedingungen eine Regierung anführen kann.“ | |
| Für die Parteiführung hingegen, darauf verweist Schulze dann nochmal, sei | |
| das klar entschieden. Der Landesvorstand [4][stellte seine inzwischen | |
| offiziell gewählte Spitzenkandidatin im Oktober mit folgenden Worten vor:] | |
| „Elif Eralp ist unser Angebot für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin.�… | |
| Ob sie, CDUler Kai Wegner oder jemand anders die künftige Regierung anführt | |
| – eines ist für Fraktionschef Schulze mit Blick auf den Haushalt | |
| unumgänglich: „Jede Konstellation braucht dafür eine neue Strategie.“ | |
| 11 Dec 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/berlin.htm | |
| [2] /Neue-Umfrage-zu-Berlins-Parteien/!6091740 | |
| [3] /Berlins-marode-Finanzen/!6133067 | |
| [4] /Berlin-Wahl-am-20-September-2026/!6116426 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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