Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Havarie bei PCK: Mindestens 200.000 Liter Rohöl aus Pipeline ausge…
> Die PCK-Raffinerie in Schwedt wird wegen des Ukrainekrieges derzeit vom
> Bund verwaltet. Nun verschmutzt ein Leck in der Pipeline die Uckermark.
Bild: Aus der PCK-Raffinerie sprudelte das Öl
Es muss ausgesehen haben wie in den Filmen über den Ölrausch in den USA
Anfang des 20. Jahrhunderts: In Brandenburg sprudelte in der Nacht zum
Donnerstag Erdöl 25 Meter hoch in den Himmel. Allerdings nicht, weil in der
Uckermark Rohöl gefunden worden wäre: Vielmehr trat es aus einer Leitung
aus, die den Ostseehafen Rostock mit der „[1][Raffinerie PCK]“ in Schwedt
verbindet: Etwa 100 Kräfte der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerkes und
25 PCK-Spezialisten der dortigen Betriebsfeuerwehr waren im Einsatz, um das
Leck zu schließen. Nach Angaben der Feuerwehr traten wenigstens 200.000
Liter Erdöl aus, die sich auf einem Acker verteilten.
Fremdschuld wurde eiligst ausgeschlossen, „nach bisherigen Erkenntnissen
wurde der Vorfall durch geplante vorbereitende Arbeiten für einen geplanten
Sicherheitstest an der Pipeline ausgelöst“, teilte die PCK mit. Und diese
Eile ist verständlich, wenn man den Besitzer der Raffinerie kennt: PCK
gehört mehrheitlich einer deutschen Tochter des russischen Staatskonzerns
Rosneft, seit dem [2][russischen Angriff auf die Ukraine] werden diese
Anteile allerdings treuhänderisch vom Bund verwaltet. Deshalb war die
Frage, ob es sich um einen Sabotageakt gehandelt haben könnte, relativ
schnell relevant.
Ursprünglich stand die Abkürzung PCK für „Petrolchemisches Kombinat“, die
Anlage war Hauptabnehmer der Erdgasröhre „Druschba“, die Anfang der 1960er
Jahre aus dem Ural über die Ukraine in die DDR und im Südstrang bis in die
Tschechoslowakei verlegt wurde.
Später stand PCK für „Petrolchemie und Kraftstoffe“, praktisch der gesamte
Nordosten Deutschlands wird durch die Raffinerie mit Diesel, Benzin, Heizöl
oder Kerosin versorgt, auch Teile Westpolens werden beliefert. Nur dass
heute der Rohstoff dafür nicht mehr aus dem Osten des Urals kommt: Seit
Januar 2023 boykottiert die EU russisches Öl, zuständig für die Verwaltung
der Rosneft-Anteile ist die Bundesnetzagentur.
## 11,5 Millionen Tonnen Rohöl
Tatsächlich erreicht die PCK heute ein Großteil des Erdöls aus dem Hafen
Rostock, die Leitung soll für 400 Millionen Euro ausgebaut werden
beziehungsweise in Teilabschnitten instand gesetzt werden. Auch aus
polnischen Ostseehäfen bezieht Schwedt Rohöl.
Nach eigenen Angaben besitzt PCK eine Verarbeitungskapazität von jährlich
11,5 Millionen Tonnen Rohöl. Das sind etwa 10 Prozent der bundesdeutschen
Kapazitäten. Allerdings war diese Kapazität zuletzt nicht ausgelastet, weil
in Schwedt nicht mehr genügend Rohöl ankam.
Die Raffinerie ist einer der größten Arbeitgeber im Norden Brandenburgs, je
nach Zählweise arbeiten hier bis zu 4.000 Menschen direkt beziehungsweise
indirekt im PCK-Werk. „Es gibt derzeit keine Auswirkungen auf den
Raffineriebetrieb“, erklärte PCK, das Werk habe ausreichend Bestände zur
Überbrückung von kurzzeitigen Lieferunterbrechungen. „Nach bisherigen
Erkenntnissen liegt keine Beschädigung an der Pipeline vor, sodass parallel
eine Wiederinbetriebnahme geplant und vorbereitet werden kann.“
## Zwei Hektar Land verseucht
Verseucht sind nach Feuerwehrangaben etwa zwei Hektar. Spezielle Saugwagen
haben noch am Donnerstagmorgen damit begonnen, das Rohöl aufzunehmen.
Karina Dörr (CDU), die Landrätin der Uckermark, sagte dem RBB, es bestehe
keine Gefahr für das Grundwasser. Mittlerweile sei damit begonnen worden,
kontaminierten Boden abzutragen.
Unfälle an Ölpipelines sind in Deutschland relativ selten. 1993 platzte
jene [3][Pipeline], die von Schwedt weiter nach Zeitz in Sachsen-Anhalt
führt – bei Weißenfels flossen mehrere Hunderttausend Liter Öl in die
Natur. Gutachter ermittelten damals Korrosion als Ursache. Zuletzt flossen
im Dezember 2022 wegen eines Pipeline-Lecks im Hafen von Brunsbüttel
mindestens 12.000 Liter Rohöl in den Nord-Ostsee-Kanal. Für die Reinigung
blieb der Kanal damals rund zwei Wochen gesperrt.
11 Dec 2025
## LINKS
[1] /Pipeline-Leck-in-PCK-Raffinerie/!6137215
[2] /Trump-verhaengt-Sanktionen-gegen-Putin/!6123398
[3] /Manuela-Schwesig-zu-Nord-Stream-2/!6135674
## AUTOREN
Nick Reimer
## TAGS
Umweltverschmutzung
Erdöl
Havarie
Ölpipeline
Social-Auswahl
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Erdöl
## ARTIKEL ZUM THEMA
Indigene Aktivistin über Klimaschutz: „Wir brauchen weder Soja noch Bergbau …
Alessandra Korap Munduruku setzt nicht viel Hoffnung auf die
Weltklimakonferenz. Umso besorgter ist die Aktivistin um die Natur – und
macht klare Ansagen.
Öl-Sanktionen gegen Russland: Trump trifft Putins Kriegsökonomie am verwundba…
Der US-Präsident hat die größten russischen Ölkonzerne auf die
Sanktionsliste gesetzt. Mindestens ein Drittel der russischen Ölexporte ist
gefährdet.
Erdölverarbeiter PCK in Schwedt: Raffineriesorgen
Seit Russlands Angriffskrieg fließt kaum noch Öl bei PCK. Ein Treffen über
die Zukunft des Werks hinterlässt Ratlosigkeit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.