Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Wer bekommt Warner?: Interessenkonflikt pur
> Wer gewinnt den Wettbewerb um Warner Bros. Discovery? Ob Netflix oder
> Paramount zum Zug kommen, ist eine politische Frage – und Trump ist
> mitten drin.
Bild: Immer Ärger mit der freien Presse: Donald Trump im Disput mit CNNs Jim A…
[1][Oracle-Gründer Larry Ellison] ist niemand, der klein beigibt. Und so
kommt die geplante feindliche Übernahme des Medienkonzerns Warner Bros.
Discovery durch das von Larry Ellisons Sohn David geführte Film- und
TV-Unternehmen Paramount Skydance nicht wirklich überraschend. Schließlich
geht es hier um einen weiteren großen Brocken im US-Medienmarkt, der
bislang noch unabhängig und allein dem kommerziellen Erfolg verpflichtet
ist.
Doch das ist in den Vereinigten Staaten des Donald J. Trump nicht mehr
opportun. Larry Ellison, 81 Jahre alt und 336 Milliarden Dollar schwer, hat
schon immer vor allem die Republikaner und vor allem Trump unterstützt. Als
Dank darf er mit Sohn David jetzt ein konservatives Medienimperium von
MAGAs Gnaden aufbauen. Erst im Sommer war die Fusion des traditionsreichen
Film- und Fernsehstudios Paramount und Ellisons Skydance perfekt – und
damit das hier und da Trump-kritische TV-Network CBS „befriedet“. Jetzt
soll mit Warner Bros. Discovery der nächste Dominostein in Richtung
Ellison/Trump fallen.
Dabei schien letzte Woche ein ganz anderer Mega-Deal im US-Mediengeschäft
unter Dach und Fach zu sein. [2][Ur-Streamer Netflix würde den
Medienkonzerns Warner Bros. Discovery für satte 72 Milliarden US-Dollar
übernehmen,] meldeten die beteiligte Unternehmen.
Allerdings nicht komplett übernehmen: Am klassischen, werbefinanzierten
TV-Geschäft, zu dem der Nachrichtensender CNN gehört, hatte Netflix kein
Interesse. Dafür umso mehr an den perfekt zu Netflix passenden Abo-TV- und
Streaming-Diensten HBO und Discovery+ mit ihren knapp 130 Millionen
Kundi*nnen in aller Welt. Zusammen mit den eigenen 310 Millionen
Abonnent*innen wäre Netflix dann die unangefochtene Nummer 1 auf dem
Planeten.
## Zielen auf den Gesamtkonzern
Wie ernst es Paramount mit dem Gegenangebot ist, zeigt die gegen die
Netflix-Milliarden gebotene Summe. Mit 108,4 Milliarden Dollar liegt es um
knapp 50 Prozent höher und soll nach US-Medienberichten jetzt den
Gesamtkonzern umfassen. Also auch CNN – den Sender, der Trump schon immer
ein Dorn im Auge ist.
Damit auch gar nichts schiefgeht, ist die Familie des US-Präsidenten gleich
selbst mit an Bord. Trumps Schwiegersohn Jared Kushner finanziert den Deal
über seine Beteiligungsfirma [3][Affinity Partners] mit.
Das ist aus europäischer Perspektive Interessenkonflikt pur und hätte wohl
bis letztes Jahr auch in den USA als Ding der Unmöglichkeit gegolten. Aber
seitdem der Präsident Donald Trump heißt, ticken die Uhren anders.
Das perfide Sowohl-als-auch-Spiel der US-Administration zeigt sich aber
auch hier: Einerseits wird auf Einhaltung von Recht und Gesetz gepocht,
wenn es Trump & Co. passt. So hatte sich der Präsident höchstpersönlich
nach der Verkündung des jetzt in der Schwebe hängenden Netflix-Deals
gemeldet und eine strenge kartellrechtliche Prüfung wegen der entstehenden
Dominanz auf dem Streaming-Markt angekündigt.
## Es geht ums Monopol
Die Schwiegersohn-Nummer wird dagegen kaum eine Reaktion hervorrufen, und
auch die bei einem Deal mit Paramount entstehende Marktmacht dürfte die von
Trumps Anhängern geführten Aufsichtsbehörden nicht weiter kümmern.
Wenn der Deal zustande kommt, bedeutet das für Warner Bros. Discovery und
vor allem für CNN nichts Gutes. Wie sehr die Ellisons Trump zu Willen sind,
zeigt sich am Umbau von CBS und ganz besonders bei CBS News.
Dort führt jetzt [4][Bari Weiss] das Regime, die zuvor auf ihrem Substack
The Free Press gegen Mainstream-Medien und angeblich woken Journalismus
agitierte. Für die neuen Eigner und Finanziers lohnt sich das Engagement
aber natürlich auch wirtschaftlich. Denn de facto läuft die Entwicklung auf
eine Monopolisierung oder zumindest Oligopolisierung der
US-Medienlandschaft hinaus.
Kleinere Unternehmen haben dabei das Nachsehen, und viele versuchen es mit
der Vogel-Strauß-Politik. Sie stecken den Kopf in den Sand und hoffen, dass
die Welle über sie hinwegschwappt. „Wenn jetzt noch die New York Times
umkippt, war es das mit freien Medien in den USA“, brachte das unlängst die
Vertreterin eines US-Branchenverbandes auf den Punkt. Namentlich zitieren
lässt sie sich vorsichtshalber schon nicht mehr.
Doch genau hier besteht Hoffnung. Zwar hat Trump die New York Times (NYT)
mindestens so lieb wie CNN und neulich auf schlappe 15 Milliarden Dollar
verklagt, weil ihm das von NYT-Journalist*innen verfasste Buch „[5][Lucky
Loser: How Donald Trump Squandered His Father's Fortune and Created the
Illusion of Success]“ nicht passt.
Was die NYT aber nicht davon abhielt, wegen der neuen, auf Vorzensur
hinauslaufenden Regeln für Pentagon-Berichterstatter letzte Woche
ihrerseits Trump und seine Regierung zu verklagen. (kna)
10 Dec 2025
## LINKS
[1] /Elon-Musk-Jeff-Bezos--Co/!6047709
[2] /Rente-Journalismus-ESC-Wehrpflicht/!6135778
[3] /Sportswashing-bei-Games/!6115201
[4] /Bari-Weiss-ist-Chefredakteurin-bei-CBS/!6115416
[5] https://www.google.com/search?q=Lucky+Loser%3A+How+Donald+Trump+Squandered+…
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Netflix
Schwerpunkt USA unter Trump
Paramount+
Filmindustrie
Reden wir darüber
Social-Auswahl
Netflix
Donald Trump
talkshow
## ARTIKEL ZUM THEMA
Streamingdienst: Netflix bald mit Warner vereint?
Der Streamingdienst Netflix kündigt an, den Film- und Medienkonzern Warner
Bros. Discovery übernehmen zu wollen. Und beruhigt erst einmal seine
Kunden.
Rücktritt zweier Chefs der BBC: Der amerikanische Medienkulturkampf ist in Eur…
Zwei Chefs der BBC treten wegen Fehler in einer Doku über Trump zurück. Der
freut sich. Und auch US-Firmen, die gerade britische Medien aufkaufen.
Bari Weiss ist Chefredakteurin bei CBS: Teil der Trump’schen Übernahme
Die Journalistin Bari Weiss ist jetzt Chefin des US-TV-Senders CBS News.
Gerade dass sie keine Trump-Ideologin ist, macht sie perfekt für den Job.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.