| # taz.de -- Bundesgerichtshof zu Filmreihe: Miss Moneypenny ist ein Nobody | |
| > Eine Firma darf sich so nennen wie die Sekretärin von James Bond, | |
| > schließlich sei sie keine echte Person. Rechtlich ist das korrekt. Und | |
| > feministisch? | |
| Bild: Miss Moneypenny wurde unter anderem von den Schauspielerinnen Lois Maxwel… | |
| In den Romanen von Ian Fleming, der Vorlage für die „James Bond“-Filme, hat | |
| sie nicht mal einen Vornamen: Miss Moneypenny, heißt sie da einfach. Ihr | |
| Job: Vorzimmerdame, wie man einst sagte, von M, dem Chef (in manchen Filmen | |
| auch der Chefin) des britischen Auslandsgeheimdiensts MI6. | |
| Eine gewisse amouröse Leidenschaft für Bond wird ihr in den Filmen | |
| angehängt, und mal bekommt sie auf der Leinwand dann doch einen Namen. In | |
| „Skyfall“ von 2012 heißt sie Eve, und seit „You only live twice“ (1967) | |
| weiß man: Die Frau saß nicht immer schon im Vorzimmer, sondern war auch mal | |
| im Dienst des Women's Royal Naval Service. Gespielt wurde sie unter anderem | |
| von Lois Maxwell und Samantha Bond. | |
| So nebensächlich die Sekretärinnen-Rolle in den „Bond“-Filmen sein mag: M… | |
| verbindet den Namen der guten Frau sofort mit ihrem Job. Sie organisiert | |
| ihrem Chef (oder ihrer Chefin) den Kalender und auch sonst alles. Eine | |
| Firma kam auf die Idee, sich das zu Nutze zu machen, und bietet unter dem | |
| Namen [1][my moneypenny] persönliche Assistenzen für Vielbeschäftigte an. | |
| Das geht nicht, fand der Amazon-Konzern, bei dem sowohl die Nutzungsrechte | |
| als auch die künstlerische Leitung des „James Bond“-Universums liegen. | |
| Doch, die Firma darf den Namen nutzen, hat nun der Bundesgerichtshof | |
| entschieden, und die Klage von Amazon abgewiesen. | |
| ## Amazon verliert Prozess | |
| Die Begründung, die am Donnerstag öffentlich gemacht wurde, lautet: Die | |
| Figur der „Moneypenny“ sei „nicht individuell genug“. Es fehle sowohl an | |
| einer „optischen Ausgestaltung“ der Figur als auch an einem „hinreichend | |
| individualisierten Character mit einer unverwechselbaren Persönlichkeit“. | |
| Mit anderen Worten und etwas nüchterner gesagt: Miss Moneypenny ist keine | |
| eigene Marke, die es zu schützen gilt. „Nicht titelfähig“, sagen | |
| Jurist*innen. | |
| Da steht Miss Moneypenny endlich mal in allen Instanzen im Mittelpunkt – | |
| nur damit dann höchstrichterlich bestätigt wird, dass die Figur wirklich | |
| unwichtig ist. Auch wenn das natürlich längst wusste, wer ein paar | |
| „Bond“-Filme geguckt hatte, in die der Feminismus bisher eher verhalten | |
| Einzug gehalten hat: Trotz Judi Dench als MI6-Chefin „M“ behielt Bond das | |
| Steuer eines schnellen Autos bisher lieber selbst in der Hand und [2][seine | |
| Girls sahen vor allem gut aus], selbst wenn sie mitunter schon mal selbst | |
| schießen dürfen. Aber das kann ja noch werden, jetzt, wo „007“ im zuletzt | |
| erschienenen Film „No time to die“ wohl definitiv das Zeitliche gesegnet | |
| hat und alle [3][über eine neue weibliche Bond diskutieren]. | |
| Derweil stellt sich die Frage: Nur weil der Bundesgerichtshof einem | |
| Unternehmen erlaubt, mit dem Abziehbild einer Vorzimmerdame (nett | |
| anzusehen, aber unwichtig) zu werben – sollte man es dann auch tun? Es wäre | |
| eine schöne Pointe, wenn my moneypenny sich exakt wegen dieser | |
| BGH-Begründung umbenennen würde. | |
| Immerhin: Laut Webseite der Assistent*innen-Vermittlung wird die Firma von | |
| einer Chefin geführt. Einen Vornamen hat sie auch. | |
| 4 Dec 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.my-moneypenny.com/private-assistenz | |
| [2] /50-Jahre-James-Bond/!5082632 | |
| [3] /Barbara-Broccoli-will-keine-Miss-Bond/!5654396 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Klöpper | |
| ## TAGS | |
| James Bond | |
| Bundesgerichtshof | |
| Feminismus | |
| Amazon | |
| GNS | |
| BGH-Urteil | |
| Podcast „Mauerecho“ | |
| Juliane Streich | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Rechtsstreit um Miss Moneypenny: Die Sekretärin ohne Eigenschaften | |
| Amazon wollte einem Büroservice die Nutzung des Namens der James-Bond-Figur | |
| „Miss Moneypenny“ verbieten. Jetzt hat der Konzern vor dem | |
| Bundesgerichtshof verloren. | |
| Spionage in Ost und West: Im Schatten des Kalten Krieges | |
| Günter Gräßler war für den Geheimdienst der DDR aktiv, Chris McLarren war | |
| US-Nachrichtenanalyst auf dem Teufelsberg. Zwei verfeindete Spione | |
| erzählen. | |
| Feministisches Poplexikon: Mehr Frauen für Spionage | |
| „These Girls“, herausgegeben von Juliane Streich, ist die erste | |
| deutschsprachige Anthologie nur über Popmusikerinnen. Die Auswahl besticht. |