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# taz.de -- Feministische Komödie „Cannibal Mukbang“: Die Schlechten ins K…
> „Cannibal Mukbang“ ist eine feministische Horrorkomödie. Fleisch wird
> darin viel gegessen, aber nach ethischen Kriterien. Nun erscheint der
> Film als Bluray.
Bild: Ash (April Consalo) isst gern Dinge
Mukbang, ursprünglich koreanisch: das Verspeisen von Mahlzeiten vor
laufender Kamera, von der Influencerin oder dem Influencerin dabei gerne,
soweit das Essen es zulässt, live kommentiert. Oder das Ganze wird nur als
Sound-Genuss rezipiert. Ash (April Consalo) ist eine
[1][Mukbang-Influencerin].
Mitten in der Nacht fährt sie einen etwa gleichaltrigen Mann namens Mark
(Nate Wise), den sie kurz davor in einem Supermarkt traf, mit ihrem Auto
fast über den Haufen. Er erwacht dann bei ihr. Man kommt ins Gespräch. Sein
Job: Telefondienst für Kunden eines Essenslieferdienstes. Also selbe
Branche, zumindest so ungefähr. Beginn einer wunderbaren Freundschaft, wenn
nicht Liebe. Und die geht durch den Magen.
Mark ist ein ziemlicher Nerd, sehr unsicher gerade im Umgang mit Frauen.
Entschuldigt sich ständig. Wegen eines Unfalls als Kind hat er eine
Metallplatte im Schädel, weshalb Ash ihn zärtlich „Hirnschaden“ nennt. Er
hat einen Bruder, der sein Gegenteil ist: präpotent, vulgär, Frauenheld,
jedenfalls sieht er sich so; für den kleinen Bruder und dessen
Zurückhaltung hat er vor allem Verachtung übrig.
Ash und Mark kommen sich nach und nach näher. Und näher. Gekuschel in einer
Bettenburg wie die Kinder. Mark träumt von ihr, auch wenn er sich in diesem
Traum, erster sehr irritierender Moment, auf ihren Wunsch hin mit einem
Messer die Nase abtrennt. Sex aber haben sie fürs Erste noch nicht.
Erstes Date im etwas nobleren Restaurant. Das läuft aus dem Ruder, als ein
Fremder den Laden betritt, mit dem Ash das Essen fortsetzen will. Sie
schickt Mark davon, der beobachtet, wie der Fremde nach dem Verlassen des
Lokals zudringlich wird. Aber Ash weiß sich zu helfen, bricht ihm den Arm,
beißt ihm was ab, Mark eilt dazu, gemeinsam bringen sie den Mann zu Ash.
Da wird er dann nach allen Regeln der Kunst blutig zerteilt, filetiert und
verspeist. Recht schnell wird klar: Nicht der Erste, den Ash sich
mundfertig macht. Und auch nicht der Letzte. Mark ist, bei aller Liebe, ein
wenig verunsichert, muss aber zugeben, dass es ihm schmeckt.
## Alles liebevoll handgemacht präpariert
Als Opfer wählt Ash, sie ist eine Cannibal-Vigilante, ausschließlich
übelste Täter: Missbraucher, Vergewaltiger, Mörder. Im Hintergrund ein
Trauma; sie und ihre Schwester wurden entführt, vergewaltigt, die Schwester
kam dabei ums Leben. Die japanisch-amerikanische Regisseurin Aimee Kuge
sortiert ihr Debüt ganz eindeutig ins Genre feministisch inspirierter
Revenge.
Sie hat dabei aber verdächtig viel Freude am Gore, zum Glück und mit Fleiß.
An der Wand hängt mal ein Poster des [2][Horrormeisters George A. Romero].
Die Leichenteile, auch abgebissene Ohren und so weiter, sind alle liebevoll
handgemacht präpariert, hier kam wenig bis nichts Digitales zum Einsatz.
Sehr schnell begreift man: Kuge weiß ganz genau, was sie tut. Trotz wenig
Budget und Amateur-Indie-Spirit ist alles, sind Maske, Kamera, Schnitt, die
angenehm hinterhältige Musik von Alex Cuervo, sind auch die beiden
No-Name-Darsteller*innen erfreulich professionell, wenn auch, das gehört
dazu, alles andere als perfekt. Irgendwo zwischen fast zärtlicher
Liebesgeschichte und alles andere als zärtlichem Kannibalen-Horror trifft
der Film einen sehr eigenen Ton.
Die Vibes erinnern dabei durchaus an Klassiker wie etwa [3][Stephanie
Rothmans Siebziger-Exploitation „The Velvet Vampire“]. Der Film ist ab 18,
einerseits klar wegen Gore. Andererseits ist in „Cannibal Mukbang“ vor
allem die Künstlichkeit echt. Nichts daran ist dümmlich ironisch, dafür
alles genrebewusst und gewitzt. Und zum Schluss kommt Kuge aus der Sache
tatsächlich auch noch ziemlich schlau raus. Mehr davon, bitte.
4 Dec 2025
## LINKS
[1] /Social-Media-Trend-Mukbang/!5746814
[2] /Nachruf-auf-George-Romero/!5427073
[3] /Stephanie-Rothman-Reihe-auf-der-Viennale/!5192406
## AUTOREN
Ekkehard Knörer
## TAGS
Debütfilm
Horrorfilm
Komödie
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Horrorfilm
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