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# taz.de -- Fehlende Weihnachtsbeleuchtung: Heiliges Stadtbild
> Immer weniger deutsche Städte können sich Weihnachtsbeleuchtung leisten.
> Die Bundesregierung sollte zahlen, wo sie das Stadtbild doch aufhübschen
> will.
Bild: Wenn’s schön funkeln soll, muss die Regierung die Sache selbst in die …
Wer in der Vorweihnachtszeit in die Stadt ging, konnte noch bis vor Kurzem
zwischen Besinnung und Besinnungslosigkeit wählen. Oft ging sogar beides
Hand in Hand, gab man sich im prächtigen Schein der Weihnachtsbeleuchtung
mit heißem Sprit die Kante.
Doch jetzt scheint die Besinnungslosigkeit endgültig obsiegt zu haben. Denn
in den Einkaufsmeilen unserer Innenstädte sind Quantität und Qualität der
Illumination auch heuer wieder merklich zurückgegangen. Nur hie und da
hängt noch ein Glühbirnchen der Art, wie es auch den Weg zur
Campingplatztoilette weisen könnte.
Es ist alles nicht wie früher. „Warum? Das ist doch dritte Welt!“,
schreiend rauft sich der Weihnachtsbummelant die vor Gram schneeweiß
gewordenen Haare. Da scheint der Bundesbürger in diesem Jahr wohl nicht
artig genug gewesen zu sein. Hat er zu viel rumgemeckert, nicht genügend
gearbeitet, Steuern bezahlt, Kinder gekriegt? Zur Strafe fällt dann eben
Weihnachten flach; sorry, aber ihr wolltet das ja nicht anders.
Und indirekt stimmt es sogar ein bisschen, denn hätten wir mehr Geld
erwirtschaftet, hätten auch unsere Kommunen mehr zur Verfügung. Denn das
ist der wahre Grund: Die Kassen sind leer. In Heidelberg wird die
Beleuchtung später eingeschaltet, in Hannover wohl nicht bis Weihnachten
brennen. In Dresden wiederum fehlt das Geld für den Beschnitt der
Straßenbäume, weshalb an diesen keine Leuchtmittel angebracht werden
können. In Berlin fällt die Beleuchtung in der Straße Unter den Linden aus,
[1][am Ku’damm zum Teil,] denn für die beliebten Klassiker, Schneemann und
Nussknacker, reicht das Geld auch hier nicht mehr.
## Reiche und Superreiche sorgen für Konsum
Würden nicht allerorten die Spenden vor allem der Einzelhändler dafür
sorgen, dass es wenigstens noch ein bisschen funzelt, wäre es schon überall
zappenduster. Doch die Händler klagen ebenfalls, da der Konsum und mit ihm
der Weihnachtsumsatz sinkt. Damit fehlt auch ihnen der Spielraum, die
Ausfälle der öffentlichen Hand zu kompensieren.
Ja, doof, wa? Da lässt man es einfach geschehen, dass viele Leute mehr als
die Hälfte ihres Einkommens für die Miete ausgeben müssen, und dann haben
sie kein Geld mehr für den Konsum. Es ist schon verrückt. Man steckt
einfach nicht drin. Diese undankbaren kleinen Arschlöcher.
Müssen jetzt am Ende die Reichen und Superreichen auch noch ganz allein für
den Konsum sorgen und die Kaufhäuser leer kaufen? Die müssen hier doch eh
schon alles machen. Und ganz allein flanieren sie dann durch die wenigen
noch festlich beleuchteten Geschäftsstraßen. Alle andern sitzen zu Hause
und frieren in der dunklen Wohnung. Wenn sie eine haben.
## Stadtbild ist Chefsache
Dabei wären gerade in dieser dunklen Jahreszeit festlich geschmückte
Innenstädte nicht nur der Atmosphäre im Land förderlich. Nein, so eine
Weihnachtsbeleuchtung würde doch auch allgemein das Stadtbild extrem
aufpeppen, denkt sich hier Ottilie Normalverbraucherin ganz unbefangen,
dann wäre endlich alles wieder gut.
Außerdem sieht man so besser in die dunklen Ecken rein, wo die ganzen
Ganoven (Ausländer, Islamisten, Antifa) lauern, und auch die
Drogensüchtigen, die ihrerseits im frommen Schein des heiligen Sterns von
Bethlehem die Venen besser erkennen können, oder ihre kleinen Fitzel
Alufolie, deren trauliches Glitzern die Festbeleuchtung weiter potenziert.
Das ist keine Win-win-Situation mehr, sondern mindestens schon Win-win-win.
Im Grunde müsste also die Bundesregierung dafür aufkommen. Da, wie wir
gelernt haben, das [2][Stadtbild ja offenbar Chefsache] (Precht, Merz,
Weidel) ist, sollte das insbesondere auch für das weihnachtliche Stadtbild
gelten. Wofür hat man denn schließlich dieses geilo Sondervermögen? Wo es
für Mittelstreckenkracher und Flugabwehrraketen reicht, sind doch ein paar
Leuchtgirlanden nur Peanuts aus der Portokasse.
Apropos Mittelstreckenkracher. Für Silvester gilt natürlich dasselbe. Hier
trägt das Bundesinnenministerium eine explizite Verantwortung für die
Ausstattung der Bevölkerung mit ausreichend [3][Feuerwerksartikeln und
Handchirurgen]. Und zu Ostern wäre es wünschenswert, der Bundesosterhase
versteckte den vielen kleinen und großen Kindern Schokoeier,
[4][Deutschlandtickets], Mietminderungen und Kitaplätze. Damit zu allen
Zeiten des Jahres Weihnachtsstimmung herrscht.
1 Dec 2025
## LINKS
[1] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2025/11/berlin-weihnachtsbeleuchtung-…
[2] /Stadtbild-Debatte/!t6121958
[3] /Silvesterfeier/!6131670
[4] /Bundestag-verlaengert-Nahverkehrstarif/!6128011
## AUTOREN
Uli Hannemann
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Weihnachten
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Anschlag in Magdeburg
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