| # taz.de -- Georgiens Technoszene: Soundtrack der Revolution | |
| > Tagsüber protestieren, nachts freitanzen: In Tbilissis Technoszene | |
| > vernetzt sich ein junges, urbanes Publikum gegen den antieuropäischen | |
| > Kurs der Regierung. | |
| Bild: In vielen Clubs gab es 2018 Polizeidurchsuchungen. Das Bassiani organisie… | |
| Haare fallen ins Waschbecken. Gleb bereitet sich auf eine lange Nacht vor. | |
| Oberkörperfrei steht er in dem kleinen Bad seiner Altbauwohnung in | |
| [1][Tbilissi]. Sonnenlicht fällt durch das verschleierte Fenster auf sein | |
| Gesicht, während er seinen Kopf rasiert: „Das ist mein Ritual vor dem | |
| Feiern: frisch rasieren und dabei Red Bull trinken.“ | |
| Es ist das zweite Oktoberwochenende, und der größte Technoclub des Kaukasus | |
| feiert Geburtstag: [2][das Bassiani – das Berghain Georgiens] in der | |
| Hauptstadt Tbilissi. Dort ist der 25-jährige Gleb jedes Wochenende: „Es ist | |
| wie mein zweites Zuhause“, sagt er. Sein Outfit für heute: schwarzer | |
| Lederrock, enges Kettenhemd, Silberschmuck und hohe Stiefel. Der Schmuck | |
| überdeckt den verblassten blauen Fleck am Arm. Denn wenn Gleb nicht feiert, | |
| steht er oft vor dem Regierungsgebäude in der georgischen Hauptstadt. Gleb | |
| beteiligt sich an den Protesten gegen die Regierung. Das Kettenhemd und der | |
| Silberschmuck weichen dann einer Gesichtsverhüllung. | |
| Seit drei Jahren lebt Gleb in Georgien, aufgewachsen ist er in Moskau. Als | |
| der Krieg in der Ukraine ausbrach, zog er nach Tbilissi, weil er als | |
| [3][queere Person in Russland immer stärkerer Bedrohung ausgesetzt war]. In | |
| Georgien schloss er sich den Protesten gegen die Regierungspartei an: „Ich | |
| bin Russe, aber hier bin ich ein georgischer Patriot geworden. Ich denke, | |
| wenn ich ein Land gewählt habe, um meine eigene Sicherheit zu suchen, dann | |
| muss ich auch mit denen sein, die dafür ihr Leben riskieren.“ Seinen | |
| Nachnamen möchte Gleb nicht öffentlich machen, aus Sorge vor möglichen | |
| Konsequenzen seitens der Regierung. | |
| Am 4. Oktober fanden Kommunalwahlen in Georgien statt, die von großen | |
| Teilen der Opposition boykottiert wurden – gleichzeitig rief diese zu einem | |
| Massenprotest unter dem Motto einer „friedlichen Revolution“ gegen die | |
| Regierungspartei „Georgischer Traum“ auf. Als Demonstranten den Zaun vor | |
| dem Präsidentenpalast einrissen, wertete die Regierung dies als einen | |
| Umsturzversuch und reagierte mit Wasserwerfern und Tränengas. | |
| ## Kochsalzlösung und Milch gegen das Tränengas | |
| Ex-Präsidentin Salome Surabischwili nannte den Palaststurm „eine | |
| inszenierte Farce des Regimes, um den friedlichen Protest zu | |
| diskreditieren“. Amnesty International erklärte, dass „die Kommunalwahlen | |
| in einer Atmosphäre politischer Repressionen stattfanden“. | |
| Gleb war mit seinen Freunden [4][an diesem Tag auch bei dem Protest]: „Die | |
| Leute standen mit Kindern, Hunden, alles war friedlich. Als wir die | |
| Wahlergebnisse sahen, veränderte sich die Stimmung. Und die Polizei begann | |
| dann, Tränengas und Wasserwerfer einzusetzen, genau wie im Dezember letzten | |
| Jahres.“ | |
| Damals gab es in der Hauptstadt Georgiens eine besonders große Welle von | |
| Protestaktionen, nachdem die Regierung am 28. November 2024 entschieden | |
| hatte, die EU-Beitrittsgespräche bis mindestens 2028 auszusetzen. | |
| Gleb sagt, er sei damals jeden Tag bis sieben Uhr morgens da gewesen, vor | |
| dem Regierungsgebäude. „Ich stand hinter denen, die die Tränengasgranaten | |
| aufgefangen und gelöscht haben, und reichte Kochsalzlösung und Milch, weil | |
| man damit die Augen spülen muss.“ | |
| Als Gleb nach den Protesten nach Hause kam, holten ihn die Ereignisse ein: | |
| „Meine Ohren klingelten. Ich bekam Panikattacken, hatte das Gefühl, mein | |
| Zimmer füllt sich mit Rauch. Ich weinte, weil ich wusste, dass meine | |
| Freunde zusammengeschlagen werden. Und ging trotzdem am nächsten Tag wieder | |
| hin.“ | |
| ## Wahlmanipulationen und Einschüchterungen | |
| Sich von den Protesten fernzuhalten, ist für Gleb keine Option. Er kam nach | |
| Georgien, weil er hier Freunde hatte, bei denen er unterkommen konnte. Sein | |
| Geld verdient er mit freien Jobs in der Filmbranche. Der Umzug nach | |
| Tbilissi habe ihn politisiert, sagt Gleb: „Als ähnliche Proteste in Moskau | |
| stattfanden, war ich 16. Ich hatte damals ein privilegiertes Leben und war | |
| unpolitisch. Hier veränderte ich mich stark. Ich bewundere, wie Georgier | |
| für ihre Freiheit und Identität kämpfen. Seit der osmanischen Zeit mussten | |
| sie ihre Sprache, ihre Kultur verteidigen.“ | |
| Dass es trotz der anhaltenden Proteste auch viele in der Bevölkerung gibt, | |
| die die Regierungspartei unterstützen, weiß Gleb. „Außerhalb Tbilissis ist | |
| vieles anders, besonders die älteren Menschen denken oft anders. Uns | |
| scheint immer, wir seien die Mehrheit, aber wie es wirklich ist, weiß ich | |
| nicht. Wir begegnen ihnen kaum“, sagt er. | |
| Bei der Parlamentswahl 2024 stimmten rund 54 Prozent der Georgier für die | |
| Partei „Georgischer Traum“. Die prowestlichen Oppositionsparteien erhielten | |
| zusammen damals rund 38 Prozent der Stimmen. [5][Internationale | |
| Organisationen,] die Opposition, Wahlbeobachter und Teile der Bevölkerung | |
| berichteten von Manipulationen und Einschüchterungen. Das | |
| Verfassungsgericht in Georgien hat eine von der damaligen Präsidentin | |
| Surabischwili angestrebte Annullierung der Wahlergebnisse Ende 2024 | |
| abgewiesen. | |
| Gleb hat ebenso wenig Verständnis für die Unterstützerinnen und | |
| Unterstützer der georgischen Regierung wie für die, „die Putin und den | |
| Krieg unterstützen“. Der Regierungspartei werden zunehmend autokratische | |
| Züge vorgeworfen – von der Opposition wie auch aus Europa. Kritisiert | |
| werden Einschränkungen demokratischer Standards. [6][Das Parlament | |
| verabschiedete im Mai 2024 eine „Foreign Agents“-Regelung], nach der NGOs | |
| und Medien, die mehr als 20 Prozent ihrer Finanzierung aus dem Ausland | |
| beziehen, sich als „Organisationen unter fremder Einflussnahme“ | |
| registrieren müssen. | |
| ## Protest-Rave vor dem Parlament | |
| Bevor die große Geburtstagsparty im Bassiani steigt, steht Gleb in seinem | |
| Zimmer vor seinem dunklen Holzkleiderschrank und betrachtet sein | |
| Spiegelbild. Die Rasur ist sauber, die Kopfhaut glänzt leicht im Licht. Für | |
| einen Moment wirkt er konzentriert, dann huscht ein Lächeln über sein | |
| Gesicht, eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität. Die Nacht kann | |
| beginnen. | |
| Nachdem es 2018 zu Polizeidurchsuchungen in mehreren Clubs gekommen war, | |
| organisierte das Bassiani unter dem Motto „We dance together, we fight | |
| together“ einen Protest-Rave vor dem Parlament. Man empfand die Razzien als | |
| Drohgebärde gegenüber der Clubkultur, die vor allem aus einem jungen, | |
| urbanen, eher proeuropäischen Publikum besteht. Mehr als 10.000 Clubgänger | |
| gingen auf die Straße. Seitdem gilt das Bassiani als ein politischer Ort | |
| und Techno als Soundtrack der Revolution. | |
| Im Flur greift Gleb noch nach seiner kleinen Tasche mit der glänzenden | |
| Aufschrift „SEX“, stopft ein paar Zigaretten hinein und sagt leise: „Jetzt | |
| bin ich bereit.“ | |
| Wenige Tage später, es ist der 26. Oktober, die umstrittene Parlamentswahl | |
| ist genau ein Jahr her. Die herbstlich warmen Straßen der Hauptstadt sind | |
| voller entschlossener Menschen. Jeden Tag seit dem Wahltag 2024 versammeln | |
| sich diejenigen vor dem Parlament, die nicht bereit sind, aufzugeben, im | |
| Durchschnitt sind es täglich etwa 600. | |
| [7][Die Flagge der Europäischen Union weht neben der georgischen]. Ein | |
| junger Mann spielt mitten auf der Straße E-Gitarre. Er sagt, dass er einen | |
| Monat im Gefängnis saß, weil er bei den Protesten ein Feuerwerk | |
| abgeschossen hatte: „Weil wir in einer Demokratie großgeworden sind, tun | |
| wir alles dafür, sie nicht wieder aufzugeben.“ | |
| ## Jede Woche neue Regeln | |
| Andere wirken resignierter. Eine junge Frau sitzt am Rand des Platzes und | |
| beobachtet das Geschehen. Sie sagt, dass sie eine Geldstrafe von | |
| umgerechnet 600 Dollar an die Behörden zahlen müsse, weil | |
| Überwachungskameras sie während der Proteste auf der Straße gefilmt hätten. | |
| Seit dem Protest am 4. Oktober verschärfen sich die Regelungen wöchentlich: | |
| Haftstrafen für das Blockieren von Straßen, Vermummungsverbot, hohe | |
| Geldstrafen. „Wir kommen gar nicht mehr hinterher mit den Regeln“, sagt | |
| eine Demonstrantin. | |
| Der russisch-US-amerikanische Dichter und Nobelpreisträger Joseph Brodsky, | |
| der die Repressionen des sowjetischen Systems erlebt hat, schrieb, der | |
| Nachteil jedes Systems sei, dass es etwas ausschließen müsse, um bestehen | |
| zu können. | |
| Ein Staat beginnt damit, Andersdenkende als etwas Fremdes zu definieren, | |
| und erklärt schließlich, dass dieses Fremde bei den Eigenen keinen Platz | |
| haben darf. | |
| Aber die Menschen, die vor dem Parlament in Tbilissi protestieren, wollen | |
| keine Fremden im eigenen Land sein. Sie kämpfen für Rechtsstaatlichkeit, | |
| einen EU-Beitritts-Kurs, den Schutz vor politischer Verfolgung und die | |
| Freiheit, ihre Meinung offen äußern zu können. Dafür sind sie bereit, auf | |
| die Barrikaden zu gehen – und ihre eigene Freiheit aufs Spiel zu setzen. | |
| Lange galt Georgien als das nächste Mitglied der Europäischen Union. Aber | |
| nicht nur der Blick der Machthaber in Tbilissi auf die EU hat sich | |
| verändert. Auch der Blick aus Brüssel auf das Land ist ein anderer | |
| geworden. | |
| ## Enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland | |
| Marcel Röthig ist der Leiter des [8][Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in | |
| Georgien, Armenien und Aserbaidschan]. Er hält die aktuellen Proteste für | |
| authentisch, aber bisweilen planlos. „Es fehlte an einer glaubwürdigen, | |
| einigenden politischen Alternative, an Ressourcen und einem gemeinsamen | |
| Plan.“ | |
| Die politische Opposition in Georgien besteht aus mehreren Parteien und | |
| Wahlbündnissen, die sich größtenteils als prowestlich und EU‑freundlich | |
| positionieren. Zu den wichtigsten gehören das United National Movement | |
| (UNM), das Lelo‑Bündnis sowie das European-Georgia‑Bündnis. Hinzu kommen | |
| noch kleinere Gruppierungen. Historische Rivalitäten, unterschiedliche | |
| Strategien im Umgang mit der Regierungspartei und fehlende Koordination | |
| verhindern jedoch, dass sie geschlossen auftreten. | |
| Die Regierungspartei „Georgischer Traum“ hingegen steht für viele Menschen | |
| in Georgien für Stabilität und wirtschaftliche Verlässlichkeit. Zudem sei | |
| die Regierungsrhetorik von Kritik an Brüssel geprägt, sagt Röthig. Die gehe | |
| so: Die EU wolle Georgien in den Ukrainekrieg hineinziehen und dem Land die | |
| traditionellen Werte wegnehmen. Eine Rhetorik, die offenbar bei vielen | |
| Georgier*innen verfängt. | |
| „In den regierungsnahen Medien wird suggeriert, die Welt um Georgien herum | |
| stünde im Chaos“, sagt Röthig. Und in Anbetracht der eigenen | |
| Kriegserfahrungen im Georgien der 1990er Jahre und 2008 treffe dies bei | |
| vielen Menschen auf Urängste – „gerade, wenn die Regierung seit Jahren | |
| positive Wachstumszahlen und eine vergleichsweise niedrige Inflation | |
| präsentiert“. | |
| Zu Russland gebe es zwar keine diplomatischen, aber gleichwohl enge | |
| wirtschaftliche Beziehungen. Europa verliere Georgien gerade, glaubt Röthig | |
| deshalb. Das Land, dessen Regionen Abchasien und Südossetien in Folge des | |
| Kaukasuskriegs 2008 de facto von Russland kontrolliert werden, könnte sich | |
| mit der Zeit immer mehr dem großen Nachbarn zuwenden. | |
| ## Wer weiß schon, was morgen passiert | |
| Das Bassiani ist riesig. Gleb geht sicher, aufrecht, begrüßt alle paar | |
| Minuten bekannte Gesichter. Hier fühlt er sich sichtlich wohl. „Wir müssen | |
| uns beeilen, gleich kommt mein Lieblings-DJ“, sagt er. | |
| Die Techno-Philosophie ist für Gleb provokativ und revolutionär: „Ich finde | |
| es faszinierend, wie sie in Berlin groß wurde, als die Mauer fiel. Heute | |
| ist Techno in Berlin leider mehr Kommerz. Hier in Georgien spürt man das | |
| Feuer in den Menschen. Sie verteidigen ihren Raum! Das ist ein Ort, an dem | |
| wir uns vor dieser Welt verstecken können, die versucht, uns zu zerstören.“ | |
| Der Boden vibriert vom Bass, rote und gelbe Strahlen schneiden den Raum wie | |
| Laser. | |
| Gleb sagt, hier fühle er sich vollkommen frei: „Aber irgendwann merkst du, | |
| dass diese Wände des Clubs auch dein Gefängnis werden, weil du dahinter | |
| keinen anderen Ort hast, dich sonst nirgendwo akzeptiert fühlst. Du kannst | |
| schon nicht mehr ohne diese Freiheit leben und wirst zur Geisel dieser | |
| Betonwände. Es ist wie ein Gefängnis, in dem ich frei bin.“ | |
| Wir treten in den Saal, wo ein vergittertes Fenster nach draußen führt. Die | |
| Sonne geht unter, warmes Licht fällt auf die Menschen. Goldene | |
| Sonnenstrahlen kontrastieren die schwarze Kleidung. Der silberne Schmuck | |
| glänzt. | |
| Die Clubszene Georgiens ist im Kaukasus berühmt. Unter den Feiernden sind | |
| viele Deutsche, Armenier, Aserbaidschaner, Russen und Ukrainer. Hier tanzen | |
| sie gemeinsam. In vielen Clubs der Stadt hängen politische Statements: | |
| „Putin is a war criminal“, „Russia is an occupier“. | |
| Anano Chikhladze ist Managerin vom TES Club, einem Underground-Club für | |
| elektronische Musik. Wie lange sich dieser aber noch halten kann, sei | |
| unklar: „Die Regierung hat verstanden, dass die Menschen, die in den Clubs | |
| tanzen, diejenigen sind, die am nächsten Tag auf die Straße gehen, deswegen | |
| wollen sie gegen uns vorgehen, versuchen Gebäude aufzukaufen und so die | |
| Clubs nach und nach zu schließen. Wir mussten deswegen schon unsere | |
| Räumlichkeiten wechseln und aus dem CCA, dem Center of Contemporary Art, | |
| umziehen.“ Das unabhängige Kultur- und Kunstzentrum im ehemaligen | |
| Sowjet-Kraftwerk der Stadt hätte den Partys eine industrielle, fast | |
| dystopische Atmosphäre verliehen. Wie es nun weitergeht, weiß Chikhladze | |
| nicht. Viele Clubgänger machen sich Sorgen, dass auch das Bassiani ins | |
| Ausland umziehen könnte. | |
| Beim Abschied sagt Gleb: „Bestimmt bis bald!“ Seit einiger Zeit plane er | |
| nichts mehr. „Ich weiß schon, wie schnell sich alles ändern kann“, sagt e… | |
| ## Die Menschen haben mehr Angst | |
| Zwei Wochen nach dieser Clubnacht, am symbolträchtigen Jahrestag der Wahl | |
| von 2024, dem 26. Oktober, ist die Menge auf dem Rustaveli-Prospekt größer | |
| als üblich, aber die Vorsicht ist spürbar: Viele Gesichter sind verdeckt, | |
| sonderlich laute Protestrufe gibt es nicht. Oppositionelle halten Reden, | |
| Journalisten berichten live vor Ort. Auf einmal ertönt ein Lied über die | |
| gesamte Rustaveli: Beethovens „Ode an die Freude“. Tausende singen die | |
| Hymne Europas. Am Rande des Bürgersteigs steht eine ältere Frau mit einer | |
| Kerze in der Hand. Sie betet. | |
| Gleb trägt ein abgeschnittenes T-Shirt als Gesichtsbedeckung und eine | |
| Sonnenbrille. „Darunter trage ich mein Feieroutfit, nachts will ich noch | |
| weiter in den Club“, sagt er und zieht kurz seine dunkle Jacke hoch – | |
| grelles, rotes Korsett blitzt hervor. Er glaubt nicht, dass die Proteste | |
| heute noch einmal hochkochen. „Die Menschen haben mehr Angst, der 4. | |
| Oktober war für viele niederschmetternd.“ | |
| Nach ein paar Stunden beginnt sich die Menschenmenge auf der Straße | |
| aufzulösen. Auf einmal sind es zu wenige, als dass es gesetzlich noch | |
| erlaubt wäre, auf der Fahrbahn zu stehen. Polizeisirenen ertönen. Gleb | |
| murmelt neben mir: „Ich muss los“, und verschwindet in der Menge, wir | |
| verlieren uns aus den Augen. | |
| Die Polizei löst die Gruppe auf. Die Menge schreit die Polizisten an: | |
| „რუსებო“, rusebo!“: „Russen!“. Straßenhunde bellen die P… | |
| Hunde sind auf unserer Seite“, sagt eine Frau. | |
| Bald darauf fließt der Autoverkehr wieder. Langsam gehen die | |
| Protestierenden nach Hause, manch andere weiter in einen Club, noch ist die | |
| Nacht jung. Enge Gassen mit Kopfsteinpflaster ziehen sich durch die | |
| Altstadt von Tbilissi zwischen bunten Balkonen und alten Häuserfassaden, | |
| aus deren Fenstern vereinzelt noch warmes Licht fällt. Über den Dächern | |
| erhebt sich auf dem [9][Berg die Statue der Mutter Georgiens]. In der | |
| linken Hand hält sie die Schale mit Wein, für diejenigen, die als Freunde | |
| in das Land kommen. In der rechten Hand hält sie ein Schwert, bereit dazu, | |
| das Land gegen Feinde zu verteidigen. Die Antwort auf die Frage, wer die | |
| sind, könnten in den Techno-Clubs der Stadt und im Parlament dieser Tage | |
| kaum weiter auseinander liegen. | |
| 25 Nov 2025 | |
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| [8] https://southcaucasus.fes.de/about/team.html | |
| [9] https://de.wikipedia.org/wiki/Kartlis_Deda | |
| ## AUTOREN | |
| Margareta Kosmol | |
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