Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- COP30 in Brasilien: Aktivist*innen stürmen Klimakonferenz
> Das Gelände wurde temporär evakuiert. Am Mittwochmorgen soll es aber
> wieder öffnen, sodass die Verhandlungen weitergehen können.
Bild: Indigene Aktivist*innen stürmten zum Protest gegen die Zerstörung ihrer…
dpa/taz | Zahlreiche indigene Aktivist*innen und ihre
Unterstützer*innen sind auf das hochgesicherte Gelände der
[1][Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém] eingedrungen. Videos
südamerikanischer Medien zeigen, wie sie am Dienstagabend (Ortszeit)
gewaltsam eine Tür aufbrachen und sich ein Gerangel mit Sicherheitskräften
lieferten.
Die Aktivist*innen wurden im Vorraum von Sicherheitsmenschen
aufgehalten, nachdem sie die verschlossenen Türen des Eingangs aufgebrochen
hatten. Die Türen waren danach komplett aus den Angeln gehoben und die
Security hat nach Abzug der Protestierenden den offenen Eingang mit Tischen
verbarrikadiert.
Die Protestierenden hatten teilweise Gasmasken auf und Schilder, die
augenscheinlich aus aufgeschnittenen Plastiktonnen gemacht wurden.
Einer der Aktivisten sagte der taz, er sei von der Studierendengruppe
Coletivo Juntos, die der PSOL nahestehen, einer einer linken,
sozialistischen Partei in Brasilien. Laut deren Instagram waren auch
Indigene von anderen Gruppen dabei. „Wir müssen radikal sein, weil Lula
versucht, sich als Klimaschützer darzustellen, aber im Amazonas nach Öl
bohren lässt“, sagte der Aktivist in Bezug auf Brasiliens Präsidenten.
Auf Instagram-Videos mehrerer Aktivisten war zu sehen, wie eine große
Menschentraube von Demonstranten auf den Fluren des Konferenzzentrums
Fahnen schwenkte und protestierte. BBC-Reporter beobachteten nach eigenen
Angaben, wie UN-Sicherheitspersonal noch anwesenden Delegierten zurief, sie
sollten das Gelände verlassen.
Eine lokale Journalistin, die das Geschehen auf dem Gelände verfolgte und
aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will, sagte einer dpa-Reporterin vor
Ort, eine solche Eskalation habe sich schon lange angekündigt. In Brasilien
würden immer wieder Umweltschützer getötet, „es gibt diesen Schmerz schon
seit langer Zeit“. Mit dem Eindringen hätten die Indigenen ein Zeichen
setzen wollen.
## Indigene auf dem Gipfel auch offiziell vertreten
Auf dem Klimagipfel im Amazonasgebiet sind auch Tausende Vertreter
indigener Gemeinschaften vertreten. Sie setzen sich gegen die Zerstörung
ihrer angestammten Heimat ein, etwa durch die [2][Abholzung des
Regenwalds]. Zuvor hatte es einen Marsch durch die Stadt zu den
gesundheitlichen Gefahren des Klimawandels mit rund 3.000 Teilnehmenden
gegeben.
Deren Organisatoren grenzten sich ausdrücklich von den gewaltsamen Szenen
nach Ende ihrer Demo ab. „Die Handlungen, die nach dem Marsch stattfanden,
gehören nicht zur Organisation des Ereignisses“, erklärte die beteiligte
Organisation 350.org. Dem brasilianischen Nachrichtenportal G1 zufolge
sollen zwei Wachleute verletzt worden sein, auf einem Video ist zu sehen,
wie ein Wachmann an der Stirn blutet.
## Verschärfte Sicherheitslage in Belém
Als die Sicherheitskräfte die Lage schließlich wieder im Griff hatten,
wurde das Gelände vollständig evakuiert und abgeriegelt. Etliche
Reinigungskräfte saßen am Abend draußen vor den Toren. Normalerweise ist
die bewachte Zeltstadt, vor deren Zufahrt sogar ein großer Panzer
aufgefahren ist, auch über Nacht geöffnet, da sich die Verhandlungen teils
in die Länge ziehen und Journalist*innen aus allen Zeitzonen aus dem
Pressezentrum berichten.
Am späten Abend (Ortszeit) hatte sich die Lage wieder beruhigt. Die Zugänge
zum COP-Gelände blieben verschlossen, davor bauten sich maskierte
Soldat*innen und andere Sicherheitskräfte auf. Mehrere Polizeiwagen
standen mit Blaulicht vor den Toren. Auf dem Gelände selbst liegt die
Sicherheitsverantwortung bei der UN-Polizei.
## Unangenehme Fragen für den Gastgeber
Für den Gastgeber [3][Brasilien] und die Vereinten Nationen stellen sich
mit dem Zwischenfall, wenige Tage bevor aus aller Welt Ministerinnen und
Minister für die finale Phase der Verhandlungen anreisen, unangenehme
Fragen: Wie konnten die Aktivist*innen eindringen? Weshalb hatten sie
überhaupt das Gefühl, sich auf diesem Wege Gehör verschaffen zu müssen?
Dies dürfte die Konferenz weiter beschäftigen.
Die Konferenzleitung teilte am späten Abend mit, der Haupteingang werde
nach den Ereignissen repariert und ab 7 Uhr morgens (Ortszeit, 11 Uhr MEZ)
am Mittwoch wieder geöffnet.
Erstmals seit Jahren findet die UN-Klimakonferenz wieder in einem
demokratischen Rechtsstaat statt und nicht wie zuletzt in autoritär
regierten Ländern wie Aserbaidschan, den Vereinigten Arabischen Emiraten
und Ägypten. Deren repressive Sicherheitsbehörden hatten Demonstrationen
und Kundgebungen von Klimaaktivist*innen rigoros untersagt und nur
auf dem abgeschotteten COP-Gelände selbst geduldet, das für die Zeit der
Konferenz als UN-Territorium gilt.
Das ist nun in Brasilien anders: Proteste sind auch im Stadtgebiet möglich.
Auch zur Halbzeit der Konferenz am Wochenende sind Proteste geplant,
flankiert von weiteren „Klimastreiks“ rund um den Globus.
12 Nov 2025
## LINKS
[1] /Weltklimakonferenz/!t5018328
[2] /Keine-Trendwende-bei-Entwaldung/!6120542
[3] /Brasilien/!t5010174
## AUTOREN
Jonas Waack
Annika Reiß
## TAGS
Weltklimakonferenz
Schwerpunkt Klimaproteste
Weltklimakonferenz
Brasilien
Reden wir darüber
Social-Auswahl
Weltklimakonferenz
Schwerpunkt Klimawandel
Weltklimakonferenz
Weltklimakonferenz
## ARTIKEL ZUM THEMA
COP30 in Brasilien: Grüne Bühne, schwarzer Boden
Brasilien als COP30-Gastgeber stellt sich als Vorreiter der Energiewende
dar. Gleichzeitig fördert die Regierung immer mehr Öl. Mit ernsten Folgen.
Klimarisiko-Index 2024: Vom Klimawandel angeheizte Tropenstürme verwüsteten I…
Zwei Karibikinseln liegen auf dem Klimarisiko-Index vorn, der bei der
Klimakonferenz vorgestellt wurde. Die Erderhitzung setzt sie immer größeren
Gefahren aus.
Deutschland auf der UN-Klimakonferenz: Abgeordnete durfte wegen „Pali-Tuch“…
Linkenpolitikerin Charlotte Neuhäuser wollte ein Event im deutschen
Pavillon beim Klimagipfel besuchen, wurde aber wegen ihrer Kufiya
abgewiesen.
Klimakonferenz COP30: Das B in Belém steht für Baustelle
Die Weltklimakonferenz startet in der brasilianischen Stadt mit den meisten
Slums. Der Staat investiert viel. Was haben die Bewohner:innen davon?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.