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# taz.de -- Frauenfeindlichkeit im Reality-TV: Nicht alles ist Unterhaltung
> Bei „Temptation Island“ erzählt ein Kandidat vom eigenen übergriffigen
> Verhalten. Die Produktion lässt das unkommentiert stehen und verpasst
> eine Chance.
Bild: Alexander Petrovic, toxisch maskulin bis zur Übergriffigkeit und darübe…
Als [1][Reality-TV]-Zuschauer*in ist man einiges gewohnt: Beleidigungen,
Sexismus, toxische Beziehungen. Was im Alltag empört, wird in den Sendungen
zur Quote. Doch selbst in dieser Branche sollte es Grenzen geben.
„Temptation Island“ zählt zu den beliebtesten [2][Reality-Formaten] von
RTL+. Das Prinzip ist simpel: Vier Paare werden zwei Wochen getrennt – die
Männer in eine Villa voller Single-Frauen, die Frauen in eine Villa voller
Single-Männer. Das soll die Treue der Paare auf die Probe stellen. Einer
der Teilnehmer ist Aleks Petrovic. Schon in einer früheren Staffel betrog
er seine damalige Freundin mit Vanessa Nwattu, mit der er nun dort, wo
alles begann, antritt. Petrovic pflegt das Image des „maskulinen Mannes“,
der sich als Führungsfigur inszeniert.
In der Sendung erklärt er, seine Partnerin sei zu meinungsstark, zu
verwöhnt und der Sex zu selten. In einem Gespräch mit Mitkandidat Wladi
beklagt er sich, Vanessa habe am Tag der Verlobung keinen Sex gewollt.
„Nein, ich fühle mich nicht danach“, habe Nwattu laut Petrovic’ Erzählu…
gesagt. Er habe sich aber Mühe gegeben, also sei das doch zu erwarten.
Später fügt er hinzu, sie habe aus schlechtem Gewissen dann doch
eingewilligt. Die Kommentatorin reagiert mit einem Satz: „Puh – ich lasse
das mal unkommentiert.“
Doch genau hier liegt das Problem. Warum eigentlich unkommentiert? Wenn ein
Kandidat offen über sexualisierte Grenzüberschreitungen spricht, wenn
Frauen herabgewürdigt werden, wenn Männlichkeitsbilder reproduziert werden,
die längst überholt sein sollten, dann sollte eine Produktion das nicht
einfach laufen lassen. Doch klare Worte finden nur die Zuschauenden in den
sozialen Medien.
Reality-TV lebt von Konflikten, [3][aber nicht alles ist Unterhaltung.]
Eine Redaktion, die solche Szenen sendet, trifft viele Entscheidungen: Sie
wählt aus, schneidet, kommentiert – oder eben nicht. Wer Gewalt,
Erniedrigung oder Übergriffigkeit als Teil der Show stehen lässt, übernimmt
Mitverantwortung für deren Normalisierung. Schließlich fühlen sich Männer
wie Petrovic bereits wohl genug, in die Kamera zu sagen: Er drängt – und
sie ist das Problem.
11 Nov 2025
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## AUTOREN
Laura Verseck
## TAGS
Feminismus
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taz-Serie Sexuelle Gewalt
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