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# taz.de -- Geförderte Antisemitismusprojekte: Klüngel, Briefkästen und eine…
> Zwölf Projekte haben Geld aus dem Topf der Berliner Kulturverwaltung
> erhalten. Eine Spurensuche der taz weckt Zweifel an der Kompetenz der
> Empfänger.
Bild: CDU-Abgeordneter Christian Goiny: mutmaßlich zentrale Figur in der Förd…
taz | Zwölf verschiedene externe Projektträger haben vom [1][Sondertopf der
Senatskulturverwaltung] zur Bekämpfung von Antisemitismus profitiert. Von
den darin enthaltenen 3,4 Millionen Euro wurden bis September 2,65
Millionen Euro ausgeschüttet. Hinzu kommen 30.000 Euro, die die
Senatskanzlei erhält und die an die Deutsch-Israelische Gesellschaft
weitergereicht werden.
Von den Trägern sind einige für ihre [2][Arbeit gegen Antisemitismus] – und
ihre proisraelische Haltung – bekannt und wurden auch in der Vergangenheit
schon gefördert. Zu ihnen gehören die Berlin Music Commission, The Good
Media Network, das Mideast Freedom Forum und das Institut für Neue Soziale
Plastik. Den Löwenanteil des Geldes erhielt die First Music Production für
die [3][Ausstellung zum Nova-Festival].
Andere geförderte Projekte sind dagegen selbst Expert*innen bislang
nicht bekannt. Bei näherem Hinsehen offenbart sich hier [4][ein
bemerkenswerter Klüngel]: Zum Teil tauchen Personen, Namen und Projekte
mehrfach auf. Daneben wecken einige Empfänger den Anschein von
Briefkastenfirmen – von mutmaßlich mangelnder Kompetenz im Feld
Antisemitismusbekämpfung ganz zu schweigen.
Da ist zum Beispiel der Future Narrative Fund, ein „Fonds für
deutsch-israelische Koproduktionen“. In dessen Namen erhielt die
Immobilienfirma Fablhaft einen Förderbescheid über 39.000 Euro. Fablhaft
ist eigenen Angaben zufolge ein „erfahrenes Unternehmen im Bereich der
Immobilienverwaltung und Neubautenentwicklung“. Geschäftsführer laut
Impressum: „Max Mustermann“, die Handelsregisternummer wird mit 12345
angegeben, die Umsatzsteuer-ID mit DE123456789. Über die auf der Webseite
angegebene Telefonnummer erreicht die taz am Mittwoch niemanden.
Aus Handelsdaten geht hervor, dass ein gewisser Fabian Blanda
Geschäftsführer von Fablhaft ist. Er gibt das auch auf seinem
Linkedin-Profil so an. Dort schreibt er über sich: „Meine Kernkompetenzen
umfassen das Management von Logistik- und Lieferkettenprozessen.“ An der im
Register angegebenen Adresse in Berlin-Weißensee steht ein Wohnhaus. Der
Name Blanda findet sich an Klingel und Briefkasten des Altbaus, nebst
mehreren Namen von Firmen aus Blandas Netzwerk. Die taz läutet mehrmals bei
Blanda, niemand öffnet die Tür.
Der Future Narrative Fund wiederum, für den Blanda Geld erhalten sollte,
unterhält eine Hochglanzwebseite ganz ohne Impressum. Darauf heißt es: „In
einer Zeit von zunehmendem Antisemitismus sind die Geschichten, die wir
erzählen, wichtiger denn je.“ Arbeitsnachweise über angelaufene oder
abgeschlossene Projekte gibt es nicht. Aber immerhin eine Handynummer auf
der Webseite. Also ein Anruf dort – mit mäßigem Erfolg. Zwar nimmt jemand
ab, legt aber schnell wieder auf.
## Verbindungen zwischen den Empfängern
Auch der Träger „Between Worlds“ weckt Skepsis. Die gemeinnützige GmbH so…
90.000 Euro erhalten. Doch im Netz findet sich zu der Firma nichts als ein
Registereintrag. An der angegebenen Adresse im Ortsteil Mitte gibt es einen
gleichnamigen Briefkasten und eine Klingel. Auch hier öffnet niemand.
Bemerkenswert sind zudem mögliche Verbindungen zwischen den Geldempfängern:
Etwa findet sich auf der Liste mit rund 90.000 Euro die gemeinnützige
Unternehmergesellschaft „Mosaik G.C.B.“, die nach eigenen Angaben in der
Kulturförderung aktiv ist. Förderung soll sie für das Projekt „Jojo and
Simha: Exploring Berlin“ erhalten. Ein Blick auf die Webseite lässt aber
aufhorchen: Dort ist das Cover eines Films mit dem Titel „Fakeland“
abgebildet – für ein gleichnamiges Projekt erhält die „Traumfabrik
Babelsberg“ 30.000 Euro. Außerdem ist auf der Webseite auch der ominöse
Future Narrative Fund von Fabian Blanda verlinkt.
Geschäftsführer von „Mosaik G.C.B.“ wiederum ist der Musikproduzent Mark
Pinhasov. „Ich möchte gar nichts sagen“, erklärt er am Mittwoch am Telefon
und legt auf. Pinhasov ist zugleich gemeinsam mit der Musikerin Maral
Salmassi im Impressum des Vereins Zera Institute aufgeführt. Die 390.000
Euro Förderzusage an den Verein sind besonders brisant, da Salmassi
gemeinsam mit dem CDU-Abgeordneten Christian Goiny im Vorstand des
CDU-Ortsverbands Lichterfelde sitzt. Goiny gilt als zentrale Figur in der
[5][CDU-Fördergeldaffäre].
5 Nov 2025
## LINKS
[1] /Projekte-gegen-Antisemitismus/!6122985
[2] /Antisemitismus/!t5007709
[3] /Ausstellung-ueber-Massaker-vom-7-Oktober/!6115332
[4] /CDU-Foerdergeldaffaere/!t6127447
[5] /CDU-Foerdergeldaffaere/!t6127447
## AUTOREN
Hanno Fleckenstein
Anselm Mathieu
Erik Peter
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