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# taz.de -- Ein Ort auch für Schwarze Menschen: In Rüstung ins Theater
> Wer immer wieder Diskriminierung erfährt, schützt sich. Aber was können
> wir tun, um uns Offenheit und gute Erfahrungen zu bewahren?
Bild: Wenn die Darstellungen schwer bekömmlich bis rassistisch sind, bleibt da…
Wie kann man Offenheit behalten, wenn man selbst immer wieder
[1][Diskriminierung] erfahren hat? Es ist kompliziert. Denn
Ausgrenzungserfahrungen verankern sich tief im Inneren, und ab einem
gewissen Punkt geht man mit viel Misstrauen durch die Welt. Es ist ein
Schutz, der sich lohnt: Dass der Ton der Dame von der Hausverwaltung, die
am Telefon so nett war, sich schlagartig ändert, wenn sie dich sieht,
schmerzt jedes Mal.
Festzustellen, dass der Typ, mit dem du flirtest nicht an dir als Person
interessiert ist, sondern seinen [2][Exotismus] befriedigt sehen will, oder
dass du nicht wegen deiner Kompetenz zu einer Veranstaltung eingeladen
wurdest, sondern um Diversitätskriterien zu erfüllen, ist demütigend.
Das alles sind Szenarien, in die man nicht unvorbereitet hineinstolpern
will. Lieber in voller Montur ankommen und dann nach und nach Rüstungsteile
ablegen, je sicherer man sich fühlt.
Diese Strategie ist nachvollziehbar und diejenigen, die in der jeweiligen
Konstellation in der Mehrheit oder Machtposition sind, sollten darauf
achten, es nicht persönlich zu nehmen, wenn sie erst mal misstrauisch
durchleuchtet werden. Das gilt auch für das afrodeutsche
Künstler*innen-Kollektiv, das zum ersten Mal mit einer behinderten Kollegin
arbeitet, und für viele andere Gruppen, in denen auch Personen sein können,
die selbst Diskriminierungserfahrungen machen.
Und trotzdem bleibt die Frage, was wir tun können, um Offenheit zu
bewahren. Um uns nicht selbst um mögliche gute Erfahrungen zu bringen –
weil wir erst mal vermuten, aus diesem oder jenem Bereich seien wir
bestimmt ausgeschlossen oder nicht mitgemeint. Dadurch verpassen wir so
einiges.
## Dem Theater eine Chance geben
Als ich vor 15 Jahren anfing, Theaterstücke zu machen, die sich besonders
an ein Schwarzes Publikum richteten, musste ich jede Zuschauerin einzeln
einladen und überzeugen, dem Theater noch eine Chance zu geben. Wir alle
hatten die Erfahrung gemacht in irgendwelchen Schulvorstellungen zu sitzen,
in denen PoC entweder gar nicht vorkamen oder als Problem. Es hat lange
gedauert, die Idee zu verbreiten, dass Theater auch ein Ort für Schwarze
Menschen sein kann. Ähnliches erlebe ich in Gesprächen mit
neurodivergenten, chronisch kranken oder behinderten Freund*innen.
Die Erfahrung, dass die meisten öffentlichen Orte und Veranstaltungen nicht
zugänglich sind, ist so ermüdend, dass manchmal gar nicht mehr nachgeschaut
wird, wie barrierearm ein Ort eigentlich ist. Es ist weiterhin an uns
Veranstalter*innen, uns extra viel Mühe zu geben genau die einzuladen, die
lange nicht eingeladen und angesprochen wurden. Wer so gut wie nie Post
bekommt, hört irgendwann auch auf, in den Briefkasten zu schauen.
Aber es ist auch an uns, die wir Ausschlüsse erfahren, Veränderungen
wahrzunehmen und Erfolge anzuerkennen. Erfolge, die ja auch Resultate der
eigenen Arbeit und der gemeinsame Kämpfe sind.
Die Skepsis gegenüber der Umwelt geht oft so weit, dass, ohne genau
hinzuschauen, ein Projekt oder eine Institution als weiß gelabelt wird –
und so die Arbeit von beteiligten PoC von den eigenen Communitys unsichtbar
gemacht wird. So nachvollziehbar unser Misstrauen auch ist: Manchmal
verwehren wir uns dadurch selbst Zugehörigkeit und Teilhabe und wir
verpassen es, unsere eigenen Erfolge zu sehen.
14 Nov 2025
## LINKS
[1] /Diskriminierung/!t5008580
[2] /Diskriminierung-bei-Dating-Apps/!5695374
## AUTOREN
Simone Dede Ayivi
## TAGS
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Schwerpunkt Rassismus
Theater
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