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# taz.de -- Digitaler Euro: Online bezahlen, aber anonym
> Europa will ein neues Zahlungsmittel schaffen: den digitalen Euro. Die
> Versprechungen sind groß. Ein Gutachten zeigt nun, wie es gehen könnte.
Bild: Die EU cybert mit den Mäusen
Ein digitaler Euro zum Bezahlen und Geldversenden, so anonym wie mit
Bargeld – das ist möglich, aber anspruchsvoll. Das zeigt ein diese Woche
veröffentlichtes [1][Gutachten], das der Europäische Datenschutzausschuss
(EDSA) veröffentlicht hat.
Der digitale Euro ist [2][bereits seit einigen Jahren in Planung]. Bislang
ist das Projekt aber wenig konkret. Im Kern soll er ein neues
Zahlungssystem sein, das sowohl online als auch offline funktioniert.
Ausgegeben werden soll er direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB).
Menschen sollen mit dem digitalen Euro etwa im Online- und im stationären
Handel zahlen und auch privat Geld verschicken können.
Im Unterschied zu bisherigen Zahlungswegen wie Paypal oder einer
klassischen Überweisung sollen dabei keine weiteren Dienstleister oder
Banken zwischengeschaltet sein. Eine gerne verwendete Analogie ist die des
„digitalen Bargelds“. Der digitale Euro soll das Bargeld aber nicht
ersetzen, sondern eine Ergänzung sein – und [3][Ersatz] eher für andere
Zahlungswege wie Paypal, Apple Pay oder Kreditkarten, die häufig in den
Händen großer US-Anbieter liegen. Auch krisensicher soll er sein: „Die
Offline-Funktion des digitalen Euro soll es Verbrauchern ermöglichen, auch
in Notfällen wie Strom- oder Netzwerkausfällen weiterhin Zahlungen zu
tätigen“, schreibt die EZB in ihrem [4][Fortschrittsbericht] von diesem
Jahr.
## Wie steht es mit der Anonymität?
Ein weiterer Punkt, der von Beginn an versprochen wurde: Bezahlen und
Geldversenden soll so anonym möglich sein, wie eben mit Bargeld. Das Wort
„anonym“ kommt im aktuellen Fortschrittsbericht aber nicht vor. Es ist nur
noch von „höchsten Standards bei Qualität, Sicherheit, Privatsphäre und
Nutzbarkeit“ die Rede.
Doch das Gutachten des EDSA zeigt nun: Das Versprechen der Anonymität ist
haltbar. „Eine anonyme Modalität des digitalen Euro erscheint machbar,
vorausgesetzt, das System wird auf der Grundlage einer geeigneten
Kombination von Techniken und Kompromissen konzipiert“, lautet das Fazit
des Gutachtens. Erstellt hat es der Experte für Kryptografie und
IT-Sicherheit, Tibor Jager, Professor an der Universität Wuppertal.
Eine der großen Herausforderungen ist demnach allerdings, Anonymität und
eine Nutzung ohne Internetverbindung sicherzustellen und gleichzeitig zu
verhindern, dass digitale Euros doppelt ausgegeben werden. Aber auch hier
nennt Jager eine Reihe an technischen Möglichkeiten, um das miteinander zu
vereinbaren. Möglich wäre zum Beispiel eine Absicherung über eine spezielle
Hardware-Umgebung oder eine Ausgabengrenze im Offline-Modus, die Betrug
unattraktiver machen würde.
## Weichen werden jetzt gestellt
Das Gutachten kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Entscheidungen über
zentrale Weichen kurz bevorstehen. Zwar nannte EZB-Direktor Piero Cipollone
zuletzt 2029 als realistischen Zeitpunkt für den Markteintritt des
digitalen Euro. Doch hinter den Kulissen laufen bereits die Vorbereitungen
– praktisch und in Sachen Gesetzgebung. So gibt es bereits Versuche mit
Marktteilnehmern, etwa Händlern, Start-ups, Hochschulen, Banken und anderen
Zahlungsdienstleistern, um technische Möglichkeiten und Einsatzzwecke
auszuloten.
Parallel läuft die Gesetzgebung an: EU-Parlament, Europäischer Rat und
Kommission sollen demnach bis zum kommenden Mai ihre Positionen festlegen
und anschließend mit der gemeinsamen Arbeit an der Gesetzgebung beginnen.
Bereits bis Ende 2025 sollen laut EZB Ausschreibungen abgeschlossen sein,
um Anbieter für die Plattform und Infrastruktur des digitalen Euro
auszuwählen.
In einer Umfrage des europäischen Verbraucherverbands BEUC vom September
gab die Mehrheit der Befragten an, dass sie sich die neue digitale
Zahlungsmethode sicher und verlässlich sowie einfach zu nutzen wünschen.
Und noch etwas: „Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Verbraucher Bargeld
als Zahlungsmittel sehr schätzen“, erklärte Verbandschef Agustín Reyna.
Gerade jüngere Verbraucher:innen seien es, die zu den stärksten
Befürwortern von Münzen und Scheinen gehörten.
23 Oct 2025
## LINKS
[1] https://www.edpb.europa.eu/system/files/2025-10/digitaleurotokenbasedofflin…
[2] /Gesetz-ueber-den-Digitalen-Euro/!5932863
[3] /Abhaengigkeit-von-US-Diensten/!6115490
[4] https://www.ecb.europa.eu/euro/digital_euro/progress/html/ecb.deprp202507.d…
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Euro
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